Materialkrise

Sorge um Bautätigkeit

Materialengpässe
31.03.2022

Von: Redaktion Bauzeitung
Besonders betroffen sind Stahl und Stahlerzeugnisse sowie Bitumen. Landesinnung Bau OÖ fordert unbürokratische Maßnahmen zur Sicherung der Bautätigkeit.

Norbert Hartl, Landesinnung Bau OÖ
Norbert Hartl, Landesinnung Bau OÖ, fordert unbürokratische Maßnahmen zur Sicherung der Bautätigkeit. 

Die Bauwirtschaft ist aktuell mit großen Herausforderungen konfrontiert. Sie hat der Krise auch im zweiten Corona-Jahr getrotzt. "Doch seit dem russischen Angriff auf die Ukraine und den weltweiten Sanktionen gegen Russland ist die Welt eine andere und insbesondere die Baubranche ist davon stark betroffen. Sie ist mit deutlichen Preissteigerungen und Lieferverzögerungen bei vielen Baustoffen konfrontiert", sagt Norbert Hartl, Landesinnungsmeister OÖ.  

Bereits jetzt ist ein signifikanter Anstieg der Preise bei dem notwendigen Stahl erkennbar. Diese sind für eine Tonne Stahl binnen eines Tages um die Hälfte nach oben geklettert – von 800 Euro auf 1200 Euro. Laut Wirtschaftsvereinigung Stahl ist die EU mit einem Anteil von 30 Prozent an den Ausfuhren die größte Abnehmerregion für Stahl aus Russland, der Ukraine und Weißrussland. Hinzu kommt der hohe Anteil von Roheisen und diverser weiteren Rohstoffe, die für die Stahllegierung notwendig sind. „Namhafte deutsche und österreichische Industriebetriebe aus den Bereichen Bauhaupt- und Baunebengewerbe wie Hersteller von Flachdachfolien, Kunststoffbahnen, Wärmedämmung, Bitumenbahnen und Ziegelproduzenten kündigten bereits für Anfang April neuerliche Preisanhebungen von 15 bis 20 Prozent an. Deutsche Hersteller haben bereits einen Auftragsannahme-Stopp bis in den Herbst 2022 in die Wege geleitet. Teilweise sind Vormaterialien nicht mehr verfügbar und der massiv hohe Energiepreis macht den Herstellungsprozess unwirtschaftlich.

Nur noch wenig Angebote

"Unsere Mitgliedsunternehmen erhalten aktuell nur noch wenige Angebote für Stahlmatten, Träger, Stabstahl, Stahlfasern und Bleche. Auch Rohre, Aluminiumprodukte und Metalldacheindeckungen sind betroffen. Die Preise bei Dämmstoffen steigen unaufhaltsam. Viele Betriebe berichten von Preisanstiegen von 50 bis 100 Prozent. Die Hersteller von Dachfolien haben ihre Lieferungen großteils eingestellt", erläutert Hartl.

Hinzu kommen die steigenden Kraftstoffpreise, die gerade für überregional tätigen Unternehmen zu einer besonderen Kostenbelastung werden. Die Bauwirtschaft als eine der transportintensivsten Branche ist besonders von den Preissteigerungen betroffen. "Auch die Dieselpreise belasten die Unternehmen enorm, ein mittelständisches Unternehmen mit rund 90 Millionen Euro Jahresumsatz verbrauche etwa 1,4 Millionen Liter Diesel im Jahr", so Hartl.„ "Bauunternehmen sind von unerwarteten Preissteigerungen besonders betroffen, da diese bei langlaufenden Projekten nicht oder nur in Ausnahmefällen an die Auftraggeber weitergegeben werden können", sagt Norbert Hartl. Die Landesinnung Bau OÖ empfiehlt deshalb, dieses Risiko über spezielle Klauseln in Verträgen abzuschwächen.

Maßnahmen gefordert

Norbert Hartl hat deshalb einige Forderungen: "Vor dem Hintergrund dieser Situation brauchen wir unbürokratische Maßnahmen zur Sicherung der Bautätigkeit in Oberösterreich."
Gefordert wird: 

  • Aussetzen der CO2-Bepreisung,
  • eine Unterstützung der Baubranche bei den explodierenden Energiekosten,
  • eine Aussetzung der Steuerlast für gewerblichen Diesel,
  • keine Festpreisregelungen bei Angebotslegung, um das Preisrisiko in Form von Gleit- und variablen Preisen abzufedern und
  • eine Reduktion der Angebotsbindung auf zwei Wochen.

"Wichtig sei es außerdem, uns - zum Beispiel bei Gas - von der Abhängigkeit von wenigen Anbietern zu befreien. Wir brauchen dringend eine nationale Rohstoffstrategie sowie ein Aussetzen der CO2-Bepreisung, die gerade in unserer Branche spürbar sein wird. Die Bauwirtschaft ist weltweit mit 40 Prozent Anteil am Gesamtausstoß größter CO2-Emittent", sagt Norbert Hartl. (sm)

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