Baubranche
Wer wankt wegen Signa?
Bis vor kurzem wurde er noch gefeiert. Nun ist er zum Symbol der Krise von Bau- und Immobilienbranche geworden: der Tiroler Investor René Benko. Sein Immobilienkonzern Signa ist in schwere Turbulenzen geraten. Benko selbst musste die Leitung des Konzerns an den deutschen Sanierungsexperten Arndt Gleiwitz abgeben. Wie es genau weiter geht, ist offen. Klar dürfte sein, dass der Signa-Konzern in seiner jetzigen Form nicht weiterbestehen wird. Klar ist laut Medienberichten auch, dass auf diversen Signa-Baustellen in Deutschland die Arbeiten gestoppt wurden.
Aber wie schaut es in Österreich aus? Hier betreibt der Konzern zwei namhafte Großbaustellen in Wien: das "Lamarr“ und das "Vienna Twentytwo“. Auf beiden Baustellen wird weitergearbeitet. Das Lamarr, das nach der österreichischen Hollywood-Schauspielerin Hedy Lamarr benannt ist, befinde sich auf dem Grundstück der ehemaligen Leiner-Filialen auf der Mariahilfer Strasse. Dort entstehen ein Luxus-Hotel und ein Kaufhaus. Die Eröffnung ist für Herbst 2024 geplant. Und daran dürfte sich auch nichts ändern. Die Habau, die mit den Baumeisterarbeiten beauftragt wurde, hat ihre Arbeiten nach eigenen Angaben bereits zu 99 Prozent abgeschlossen. Hubert Wetschnig, CEO der Habau Group, gegenüber der Nachrichtenagentur APA: "Wir sind im besten Einvernehmen mit dem Auftraggeber und haben keinerlei Kenntnis von irgendwelchen Verzögerungen der Baustelle des Hedy Lamarr Kaufhauses.“
Laut ARE auf Schiene
Ähnlich schaut es beim zweiten Wiener Projekt Vienna TwentyTwo aus, das von der Signa gemeinsam mit dem Immobilienunternehmen ARE entwickelt wird. Auf einem 15.000 Quadratmeter großem Grundstück im 22. Wiener Gemeindebezirk entstehen sechs Gebäude mit Wohnungen, Büros und Handelsflächen (siehe auch Seite 15 dieser Ausgabe). Das Projekt ist ebenfalls weit fortgeschritten und laut ARE auf Schiene. Die Eröffnung ist für 2025 vorgesehen.
Drei weitere Signa-Projekte sind noch in der Planungsphase – zwei davon befinden sich in Wien: das Vorhaben Ecke Muthgasse/Gundoldstraße im 19. Bezirk und Vorhaben Perfektastraße im 23. Bezirk. Beim dritten Projekt ist man etwas weiter. In Korneuburg will die Signa gemeinsam mit der Gemeinde das Werftgelände entwickeln. Dem Vernehmen nach wird das Projekt weitergeführt. Zuvor muss aber noch die Hürde des Umweltprüfungsverfahrens genommen werden.
Branchenkenner vermuten, dass die direkten Auswirkungen der Signa-Turbulenzen für die heimische Bauwirtschaft "eher überschaubar“ bleiben werden, da die beiden Wiener Großprojekte schon weit fortgeschritten sind und fertigstellt werden dürften. Aus Sicht von Christoph Weber, Bauexperte beim Unternehmensberater Horvath & Partners, ist das allerdings ein schwacher Trost. Seiner Einschätzung nach hat die Krise am Bau ihren Höhepunkt noch längst nicht erreicht hat. "Alle großen Immobilienentwickler haben ihre Projekte, die sich noch nicht im Bau befinden, auf Eis gelegt“, so Weber. "Aufgrund der gestiegenen Zinsen rechnen sie sich nicht mehr.“
Weber vermutet, "dass es im Jahr 2024 viele Insolvenzen von Projektentwicklern“ geben werde. "Wir sehen derzeit erst die Spitze des Eisbergs.“ Und von dieser Insolvenzwelle, so Weber weiter, „wird die Hochbaubranche massiv betroffen sein“. Das werden vor allem kleine und mittelständische Unternehmen treffen. "Die großen Baukonzerne sind breiter aufgestellt und können das durch die gute Auftragslage im Infrastrukturbereich kompensieren.“