Vandaglas Ziegler

"Wir wollen ein guter und lösungsorientierter Partner sein"

Flachglas
25.09.2024

Beim österreichischen Traditionsunternehmen Glas Ziegler hat es in letzter Zeit einschneidende Veränderungen gegeben. Wer glaubt, nun kehrt Ruhe ein, irrt. Der neue Geschäftsführer von Vandaglas Ziegler, Johannes Reiter, hat viel vor.
Johannes Reiter, Geschäftsführer von Vandaglas Ziegler.
Johannes Reiter, Geschäftsführer von Vandaglas Ziegler.

Herr Reiter, seit Dezember 2023 sind Sie Geschäftsführer von Vandaglas Ziegler. Konnten Sie sich gut einarbeiten? Was waren die Schwerpunkte in den ersten Monaten Ihrer neuen Position?

Die Einarbeitungszeit war sehr kurz und unglaublich intensiv, aber dank des Supports meines Partners in der Geschäftsführung Nicolas Lahodny und des gesamten Teams konnte ich von Beginn an aktiv an unserer neuen Strategie arbeiten. Bereits Anfang Jänner haben wir unsere auf fünf Jahre ausgelegte Wachstumsstrategie ausgearbeitet und mit dem Team abgestimmt. Dazu war es auch notwendig, ein neues, erweitertes Managementteam zu installieren und so den notwendigen Change Prozess einzuleiten. Wir haben die letzten Monate intensiv genutzt, um unsere Prozesse zu optimieren und den Servicegrad für unsere Kunden weiter zu erhöhen, aber auch unsere Sichtbarkeit als erster Ansprechpartner der Glasindustrie vorangetrieben.

Sie haben langjährige Erfahrung am Glasmarkt, waren in den letzten Jahren aber in der erweiterten Baubranche tätig. Was sind die größten Veränderungen, die Sie, zurück in der Glasbranche, erkennen können?

Der Glasmarkt in Österreich ist durch eine Vielzahl von top ausgestatteten Industriebetrieben in der Glasveredelung sehr gut aufgestellt. Daraus ergibt sich durch die wirtschaftlich angespannten Rahmenbedingungen aber auch eine Überkapazität und damit verbunden ein Preisverfall. Auch aus dem Ausland drängen Hersteller in den Markt, die durch geringere Lohnkosten sehr aggressiv sein können. Daher ist es für uns Vandaglas Ziegler besonders wichtig, als guter und lösungsorientierter Partner für unsere Kunden wahrgenommen zu werden.

Der Glasgroßhändler Ziegler ist ein österreichisches Traditionsunternehmen mit über 200 Jahren Erfahrung. Aber auch hier hat es einige Umstrukturierungen gegeben. Wer ist Vandaglas Ziegler heute?

Vandaglas Ziegler ist durch die neue Eigentümerstruktur nun ein unabhängiger Glasgroßhändler mit hohem Eigenproduktionsanteil. Das große, gut sortierte Glaslager mit Zuschnitt in Wien Liesing und die in den letzten Monaten konsequent ausgebaute Produktionsstätte in Heidenreichstein bieten viele Möglichkeiten für eine konsequente Marktbearbeitung und unseren Kunden damit auch eine stabile und gute Basis für eine nachhaltige Zusammenarbeit.

Können Sie uns mehr zum Hintergrund der Vandaglas Gruppe erzählen?

Vandaglas ist eine unabhängige Gruppe industrieller Hersteller von hochwertigem Multifunktions-Isolierglas in allen erdenklichen Formen und Größen: XL, gebogen, siebbedruckt, emailliert, mit integrierten Jalousien und vielen Glaslösungen für den Innenbereich. Mit 12 Produktions- und Vertriebsstandorten in vier Ländern liegt der Fokus auf der Betreuung der regionalen Heimatmärkte. Eigentümer von Vandaglas ist Aequita, die ein langfristiger Kapitalgeber, Unternehmer und Consultant ist. Durch den hohen Investitionsansatz entstehen Stabilität und nachhaltiges Wachstum sowie Sicherheit und Kontinuität entlang des kompletten Transaktions- und Investitionsprozesses.

Wir sind weiterhin Climalit Partner und nutzen die hohe Kompetenz und ausgezeichnete Produktqualität von SGG, sind aber nicht mehr abhängig und arbeiten auch mit allen großen Glasherstellern zusammen.

Johannes Reiter, Geschäftsführer von Vandaglas Ziegler

Wie eng sind Vandaglas Ziegler und Vandaglas Eckelt heute verbunden?

Wir haben uns als Vandaglas Österreich zum Ziel gesetzt, unseren Kunden das gesamte Portfolio aus beiden Häusern anbieten zu können und arbeiten sowohl in der Marktbearbeitung, in der Logistik, als auch im Markenauftritt sehr eng zusammen. Wir versuchen, die Synergien zwischen den Häusern gut zu nutzen und so unsere Kompetenz und den Servicegrad laufend zu verbessern. Am Beispiel unserer neuen Homepage vandaglas.at ist die gemeinsame Strategie gut erkennbar, und ich denke, unsere Kunden wissen das auch sehr zu schätzen.

Mit welchen Glasproduzenten arbeitet Vandaglas Österreich zusammen? 

Wir sind weiterhin Climalit Partner und nutzen die hohe Kompetenz und ausgezeichnete Produktqualität von SGG, sind aber nicht mehr abhängig und arbeiten auch mit allen großen Glasherstellern zusammen. Auch im Handel streben wir Partnerschaften mit den namhaften Herstellern an und bieten damit unseren Kunden ein breites Produktportfolio zu sehr wettbewerbsfähigen Konditionen.

Welche Produkte werden selbst produziert?

In Heidenreichstein produzieren wir ESG, VSG Float und Isolierglas für den österreichischen Markt. Das Portfolio wird von den XL-Lösungen aus Steyr im Bereich Isolierglas, ESG, Siebdruck und VSG aus ESG/TVG ergänzt. Mit einem kleinen Herbstfest haben wir am 20. September unseren neuen ESG-Ofen und die neuen CNC-gesteuerten Bearbeitungsanlagen offiziell eingeweiht und können so die Standortsicherung noch besser gewährleisten.

Welche Beratungsdienstleistungen bietet Vandaglas Ziegler an?

Durch unser gut ausgebautes Logistiknetz mit eigenem Fuhrpark und sehr kompetenten Mitarbeitern im Innen- und Außendienst können wir einen sehr hohen Servicegrad anbieten. Wir unterstützen unsere Kunden bei der Planung von GGA-Anlagen, stellen diverse Berechnungen im Bereich Wärmeschutz, Schallschutz, Sonnenschutz für Isolierglas und Statik-Vordimensionierungen zur Verfügung. Um die Nähe zu unseren Kunden in Wien nochmal zu untermauern, werden wir am 4. Oktober auch an diesem Standort ein kleines Herbstfest feiern und unser frisch saniertes Bürogebäude präsentieren.

Die Glasindustrie gehört zu den energieintensivsten Branchen. Welchen Stellenwert haben die Themen Energieeinsparung und Kreislaufwirtschaft bei Vandaglas und speziell natürlich bei Vandaglas Österreich?

Wir beschäftigen uns intensiv mit den Themen energieeffizienter Produktionsstätten und bauen zum Beispiel gerade eine sehr große PV-Anlage auf unsere Dächer in Heidenreichstein, stellen den Fuhrpark auf E-Mobilität um und nutzen die Abwärme der Anlagen für die Energieeinsparung. Aber auch der Bereich CO2-reduzierter Glasprodukte, wie "Orae" von Saint-Gobain Glass, sind für uns ein spannendes Feld, wo wir mit namhaften Systemhäusern an der Kreislaufwirtschaft arbeiten. 

Trotzdem gibt es für die Glasbranche gute Möglichkeiten, sich zu positionieren und weiterhin einen wesentlichen Beitrag für die Energieeinsparung von Gebäuden, insbesondere in der Sanierung und Nachverdichtung, beitragen zu können. 

Johannes Reiter, Geschäftsführer von Vandaglas Ziegler

Wie sehen Sie die Entwicklung der Baubranche und speziell der Glasbranche im Jahr 2024, und wie wird es im kommenden Jahr weitergehen?

Leider ist die wirtschaftliche Talsohle noch nicht erreicht und wir müssen uns auch für das erste Halbjahr 2025 auf eine ähnlich schwierige Ausgangssituation einstellen. Der Wohnbau ist aufgrund der Zinslage, kombiniert mit den Kreditvergaberichtlinien und der immer noch zu hohen Inflation, weiterhin stark rückläufig, und auch der Industriebau ist unter Druck. Trotzdem gibt es für die Glasbranche gute Möglichkeiten, sich zu positionieren und weiterhin einen wesentlichen Beitrag für die Energieeinsparung von Gebäuden, insbesondere in der Sanierung und Nachverdichtung, beitragen zu können.

Auch die Arbeit der Glasbautechniker*innen hat sich verändert. Wo sehen Sie die größten Zukunftschancen für das Glashandwerk? Und wie kann die Industrie das Handwerk unterstützen?

So wie in allen Gewerken hat die Digitalisierung einen wesentlichen Einfluss auf die Tätigkeiten beim Handwerk und in der Industrie. Die Bedürfnisse des Marktes, getrieben von Normen und Richtlinien für verbesserten Wärmeschutz und höheren Sicherheitsanforderungen, führen zu neuen Herausforderungen, die von hoch kompetenten Handwerkern gelöst werden müssen. Die Industrie muss entsprechende Produkte und Plattformen für Schulung und Weiterbildung zur Verfügung stellen.

Mit Blick auf die glasstec: Glas ist ein echtes High-Tech-Produkt geworden. Welche Gläser und Glas-Lösungen braucht der Glasmarkt? Wo sollte noch weiter verbessert und entwickelt werden?

Der Fokus in der Glasindustrie liegt weiterhin in der Optimierung der Energieeffizienz, wie zum Beispiel CO2-reduzierte Gläser, Vakuumglas oder elektrochrome Gläser zur stufenlosen Steuerung des Sonnenschutzes. Aber auch im Interieur sind viele Innovationen wie Digitaldruck etc. zu erkennen, und ich freue mich schon auf den Besuch dieser Leitmesse. Ich kann auch bereits verraten, dass wir auch für 2025 einige spannende Veranstaltungen planen und uns weiter bemühen werden, den hohen Ansprüchen unserer Kunden in der Glasbranche gerecht zu werden. Um nichts zu versäumen, möchte ich abschließend auf unsere LinkedIn Firmenseite "vandaglas austria" verweisen – wir freuen uns über jeden Follower.

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Glas