Diebstahlprävention
Alles sicher im Blick
Wie stiefmütterlich Diebstahlprävention auf Österreichs Baustellen häufig noch behandelt wird, zeigt die aktuelle Studie des KFV und des BKs eindrücklich. Welche Möglichkeiten es neben Bauzäunen, abschließbaren Containern und klassischen Sicherheitsdiensten gibt und warum sich die Investition in Präventionsmaßnahmen schnell lohnt, darüber hat die Bauzeitung mit Frank Käferböck, Operations Director DACH bei Kooi gesprochen.
Wir alle wissen – Material ist derzeit teuer und auch nicht immer leicht verfügbar. Hat sich dadurch der Bedarf an Diebstahlpräventionsmaßnahmen auf Baustellen geändert?
Frank Käferböck: Durch die Steigerungen der Rohstoffpreise bei Stahl, Holz und Kupfer haben wir im letzten Jahr durchaus einen Anstieg der Nachfrage gemerkt. Vor allem vor Feiertagen und Winterpausen, währenddessen die Baustellen länger nicht besetzt sind, kamen verstärkt Anfragen. Neben dem gestiegenen Materialwert sind auch die derzeit oft mühsame Wiederbeschaffung des Materials und die damit verbundenen unkalkulierbaren Stehzeiten für die Baufirmen ein großer Punkt, warum sie doch für technische Präventionsmaßnahmen – in unserem Fall die Videoüberwachung – entscheiden.
In anderen europäischen Ländern gehört Baustellenüberwachung schon länger zum Standard. Warum hinkt Österreich hier hinterher?
Käferböck: Es ist ja nicht neu, dass die Bewusstseinsbildung in Österreich häufig ein bisschen langsamer voranschreitet. Solange nix passiert, müssen wir kein Geld dafür ausgeben, ist oft noch die vorherrschende Meinung. Bei Groß- oder Prestigebaustellen halten klassische Präventivmaßnahmen langsam, aber sicher auch Einzug, und ebenso werden technische Sicherheitssysteme wie Videoüberwachung dank international tätiger Baufirmen stärker ein Thema. Die erste Anlaufstelle sind aber nach wie vor klassische Sicherheitsdienstleister, deshalb kooperieren wir hier auch intensiv und bieten unsere Dienstleistungen zum Teil gemeinsam an.
Kooi wirbt mit Videoüberwachung für den 24/7-Schutz. Wie ist das gesetzlich in Österreich geregelt? Darf man die Baustellen rund um die Uhr mit Kameras überwachen?
Käferböck: Rein technisch wäre die Rund-um-die-Uhr-Überwachung natürlich möglich – aus datenschutzrechtlichen Gründen wird das aber nur in Ausnahmefällen und mit Zustimmung aller betroffener Personen gemacht. In unseren Maßnahmenplänen geht es vorrangig um die Überwachung außerhalb der Betriebszeiten der Baustelle. Die Videoüberwachung wird erst nach der Arbeitszeit aktiviert und mit unserem Alarmcenter verbunden. Wir legen bei unseren Kunden Wert auf umfassende Beratung, und mit unseren technischen Maßnahmen gehen oft auch organisatorische Maßnahmen einher. Ein Beispiel dafür sind Subunternehmer, die früher unabgesprochen auch am Wochenende auf die Baustelle kamen. Das ist dann ohne Rücksprache nicht mehr möglich. Auch diese organisatorischen Maßnahmen tragen wesentlich zu einer Verbesserung der Sicherheit auf der Baustelle bei. Unsere Kunden bleiben aber dennoch flexibel. Berechtige Personen wie zum Beispiel der Bauleiter können über unsere App ganz einfach Zeiten ändern und die Systeme wie eine Alarmanlage ein- und ausschalten, wenn einmal länger oder am Wochenende gearbeitet wird. Eine andere Möglichkeit ist, sich mit einem Codewort in der Alarmzentrale zu authentifizieren, damit die Alarmzentrale das System deaktiviert.
Mobile Videoüberwachung von Kooi
Kooi bietet mobile Videoüberwachungssysteme für die Bauwirtschaft, Infrastruktur, Wind- und Solarenergie an. Überwachungstürme sind mit der Kooi-Alarmzentrale verbunden, wo das Videomaterial mithilfe künstlicher Intelligenz überwacht wird. Bei Alarmsituationen können die Mitarbeiter in der Alarmzentrale mittels eingebauter Sirene oder Lautsprecher die Täter verscheuchen.
kooi.atWie hoch sind Aufwand und Kosten, wenn man seine Baustelle videoüberwachen will?
Käferböck: Das ist natürlich sehr individuell und hängt von Baustelle und Bedürfnissen ab. Der Aufwand ist sehr gering: Für die Installation eines Kooi-Überwachungstowers benötigen unsere Techniker circa eine Stunde. Die Baufirma muss uns dafür nur Strom zur Verfügung stellen. Der Kunde mietet bei Kooi nicht nur das Gerät, sondern auch das Alarmcenter, die Live-Täter-Ansprache und den technischen Service – es ist ein All-in-Paket. Die App bietet zudem einen Überblick über Projekte und Standorte. Die Kosten liegen bei rund 25 Euro am Tag pro Überwachsungsturm inklusive Dienstleistung. Aufwand und Kosten sind also überschaubar, vor allem wenn man bedenkt, dass nicht das gestohlene Material das Hauptproblem ist, sondern daraus entstandene Mehrkosten durch Stehzeiten auf der Baustelle sowie mögliche Pönalen aufgrund von Bauzeitverlängerung. Rechnet man das alles zusammen, sind 25 Euro verschwindend gering.
Für welche Projekte würden Sie eine Videoüberwachung empfehlen, und wo reichen auch herkömmliche Präventivmaßnahmen?
Käferböck: Grundsätzlich haben wir natürlich die unterschiedlichsten Geräte für die verschiedensten Baustellen. Aber natürlich macht es bei Großbaustellen oder abgelegenen Baustellen, die auch nicht umfriedet sind, mehr Sinn als bei einem Einfamilienhaus in der Wohnsiedlung. Generell muss man aber sagen: Gestohlen wird überall, und zwar nicht nur Kleingerätschaften und Materialien, sondern auch die abenteuerlichsten Dinge, wie zum Beispiel ganze Solarpaneele aus Solarparks, Bagger oder auch Kupferleitungen aus einem Umspannwerk, was lebensgefährlich ist. Die Herausforderung bei Baustellen ist, dass wir hier von einer Freilandüberwachung sprechen. Die klassischen Systeme wie Zaunüberwachungen sind hier nicht anwendbar. Die Baustelle lebt, die Grenzen verändern sich. Technologien wie Video und künstliche Intelligenz können hier unterstützen und maßgeblich zur Prävention beitragen.
Achtung, Diebe
Diebstähle auf Baustellen sind mehr als nur ein lästiges Übel – sie ziehen oft auch einen Rattenschwanz an Mehrkosten nach sich. Wieviel auf Österreichs Baustellen jährlich gestohlen wird, warum eine Anzeige immer Sinn macht und wie man sich gegen Diebstähle am besten absichert, war vor kurzem Thema einer österreichweiten Studie.
Hier geht's zum ausführlichen Bericht