Austrian Business Check
Zahlungsmoral weiter verbessert
Österreichs Wirtschaft befindet sich laut aktueller KSV1870 Umfrage auf "Vor-Krisen-Niveau": Erstmals seit Ausbruch der Covid-19-Krise beurteilen zwei Drittel der befragten Unternehmer*innen die eigene Geschäftslage mit sehr gut bzw. gut, was einem Plus von 20 Prozent gegenüber dem Frühjahr 2021 und eine leichte Steigerung (plus zwei Prozent) im Vergleich zum März 2020 bedeutet. Zudem hat sich die heimische Zahlungsmoral während der vergangenen zwölf Monate ein weiteres Mal verbessert, obwohl sich diese ohnehin bereits seit Jahren auf hohem Niveau befindet. Einzig der Bund tanzt dabei aus der Reihe und benötigt mit einer Zahlungsdauer von 33 Tagen länger als die gesetzliche Norm (30 Tage) vorgibt.
Fragile Situation
"Österreichs Wirtschaft hat den Wirtschafts-Boost wie einen Bissen Brot benötigt, und der scheint jetzt ins Rollen gekommen zu sein. Trotzdem befinden wir uns nach wie vor in einer äußerst fragilen Situation, auch wenn die Zeichen im Moment klar auf Aufschwung stehen. Es benötigt weiterhin einen gemeinschaftlichen Kraftakt, damit sich der sprichwörtlich seidene Faden zu einem widerstandsfähigen Seil entwickeln kann", erklärt Ricardo-José Vybiral, CEO der KSV1870 Holding AG. Neben der zunehmend positiven Einschätzung in Sachen Geschäftslage spüren bereits drei von vier Betrieben den wirtschaftlichen Aufschwung im Tagesgeschäft. Laut Umfrage sind 63 Prozent davon überzeugt, das laufende Geschäftsjahr mit einem Gewinn abzuschließen und weitere 20 Prozent sprechen von einer "Schwarzen Null".
Ja zu Staatshilfen auch ohne finanzielle Notwendigkeit
Wie der aktuelle Austrian Business Check belegt, vertrauen 54 Proeznt der österreichischen Unternehmen auf die wirtschaftlichen Unterstützungsmaßnahmen der Bundesregierung, um die Pandemie zu meistern – vielfach auch dann, wenn aus finanziellen Blickwinkeln gar keine Dringlichkeit besteht. "Retrospektiv lässt sich bilanzieren, dass jedes dritte Unternehmen, das wirtschaftliche Hilfe in Anspruch genommen hat, auf die staatliche Finanzspritze verzichten könnte und trotzdem ‚Überleben‘ würde", so Vybiral. Den größten Bedarf an staatlichen Finanzierungshilfen gab es mit 75 Prozent in Salzburg, während sich alle anderen Bundesländer rund um die 50Prozent-Marke bewegen.
Zahlungsmoral wird besser
Quer über alle Branchen hinweg wird jede siebente Rechnung in Österreich zu spät bezahlt. Damit hat sich das heimische Zahlungsverhalten gegenüber dem Vorjahr weiter verbessert. Während zuletzt 77 Prozent der offenen Forderungen pünktlich beglichen wurden, sind es heuer bereits 87 Prozent: "Die Corona-Krise hat der Zahlungsmoral von Herrn und Frau Österreicher nochmals einen Schub verliehen, obwohl diese bereits seit Jahren auch im internationalen Vergleich top ist", erklärt Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH. Auffallend ist dabei, dass sowohl Firmen- (Zahlungsdauer von 24 Tagen) wie auch Privatkunden (13 Tage) ihr hohes Niveau trotz coronabedingt instabiler Wirtschaftslage halten konnten.
Bund verstößt weiterhin gegen EU-Richtlinie
Etwas zwiegespalten fällt die Bilanz für die Öffentliche Hand aus. Zwar ist es den Bundesbehörden einerseits gelungen, in puncto Zahlungsdauer mehrere Schritte vorwärts zu machen und sich gegenüber dem Jahr 2020 um 16 Tage zu verbessern, andererseits war dies angesichts des verheerenden Vorjahresergebnisses auch zwingend notwendig. Nach einer Zahlungsdauer von zuletzt 49 Tagen bezahlt der Staat nun im Schnitt innerhalb von 33 Tagen. "Nichtsdestotrotz bleibt festzuhalten, dass ausgerechnet der Bund als einzige 'Gruppe' außerhalb des gesetzlich festgelegten Zahlungsziels von 30 Tagen zahlt und damit gegen die eigenen Gesetze verstößt", so Koch. Parallel dazu haben sich die Länder um sieben Tage auf eine Zahlungsdauer von 29 Tagen verbessert, die Gemeinden bezahlen im Schnitt österreichweit innerhalb von 25 Tagen (minus vier Tage gegenüber dem Vorjahr).
Die Pandemie wird immer seltener als Grund für die zu späte Bezahlung von Rechnungen gesehen. Es scheint so, als würden sich strukturelle und administrative Veränderungen, die im Arbeitsalltag aufgrund der Corona-Krise Einzug gehalten haben, mittlerweile eingespielt haben und interne Prozesse kaum beeinflussen.
Keine Veränderung bei Inkassotätigkeit
Im Vergleich zum vergangenen Jahr hat es in puncto Forderungsbetreibung wenig Veränderung gegeben. Zwei Drittel der Unternehmen müssen weiterhin offenen Rechnungen nachlaufen. 84 Prozent der österreichischen Unternehmen haben keine Anpassungen in ihrem Forderungsmanagement vorgenommen. Während fünf Prozent der Betriebe ihre Inkassotätigkeit sogar zurückgeschraubt haben, wurde diese von acht Prozent weiter intensiviert – hier setzt man vor allem auf Vorauskasse, mehr direkten Kontakt, die Senkung des Kreditlimits oder spezielle Raten- und Stundungsprogramme. (dd)