Biomasseverband

Zehn-Punkte-Programm zum Erdgasausstieg

Heizung
02.03.2022

Von: Redaktion Gebäudeinstallation
Aufgrund des dringlichen Handlungsbedarfes legen der Biomasse-Verband, Propellets Austria und der Waldverband ein Programm zum Ausstieg aus Erdgasimporten vor.
Biomasseverband

Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine führt in Verbindung mit der hohen Abhängigkeit Österreichs von Erdgas- und Erdöllieferungen aus Russland zu einer dramatischen Gefährdung der Energieversorgung.

Fossiles Erdgas ist keine Brückentechnologie

"Die Lösung des Problems wächst sprichwörtlich vor unserer Tür", erklärte Biomasseverband-Präsident Franz Titschenbacher anlässlich einer Pressekonferenz. "Fossiles Erdgas wurde immer wieder als Brückentechnologie positioniert, mittlerweile ist allen klar, dass diese Brücke von Putin gesprengt wurde. Mit der Holzenergie haben wir die Möglichkeit, in allen Bereichen der Energienutzung noch einige ‚Scheite‘ nachzulegen. Das Zehn-Punkte-Programm verfolgt einen umfassenden Ansatz von Rohstoffaktivierung bis hin zum klimaeffizienten Rohstoffeinsatz, vom Wald bis zur Baustelle." Mit Hilfe der Holzenergie könnten innerhalb weniger Monate die entstandenen Erdgas-Lücken in wichtigen Teilbereichen gefüllt werden.

"Insgesamt sehen unsere Szenarien ein nachhaltig verfügbares Potenzial von 450 PJ Bioenergie pro Jahr vor, dies entspricht 12,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas-Äquivalent pro Jahr. Die in den vergangenen Jahrzehnten aufgebauten Nutzungsrückstände im Wald können darüber hinaus noch zusätzlich eingesetzt werden, um die Verbrauchsspitzen der nächsten Jahre bei Problemen mit russischen Erdgaslieferungen abzudecken", so Titschenbacher.

Umrüstung der Wärmeversorgung

"Oft wird übersehen, dass 50 Prozent unseres Endenergiebedarfs in Form von Wärme benötigt wird – für industrielle Prozesse und für die Beheizung unserer Gebäude. Gerade hier wird das meiste Erdgas benötigt", erklärte Christian Rakos, Geschäftsführer Propellets Austria. "Mit Pelletsheizungen bieten wir eine ausgereifte und komfortable Wärmeversorgung mit heimischer Heiztechnik, die international führend ist. Momentan gibt eine große Investitionswelle in neue Pelletsproduktionen, die zu einer substanziellen Produktionssteigerung führen wird. Dabei sind wir schon heute Nettoexporteur bei Pellets. Wir stehen bereit für einen beschleunigten Umbau der Wärmeversorgung."

(ck)

10-Punkte-Programm zum Erdgasausstieg

  1. Sofortiger Stopp der Subventionierung klimaschädlicher fossiler Rohstoffe. Einführung eines Waldpflegebonus für in Verkehr gebrachtes Energieholz in der Höhe von 30 Euro pro Tonne CO2-Ersatz-Äquivalent. Klarer und vorgezogener Ausstiegspfad für Erdgas im Erneuerbaren-Wärme-Gesetz. Umrüstung der bestehenden Gasinfrastruktur für erneuerbare Gase sowie Ausbaustopp von neuen Gasleitungen für fossiles Methan auf allen Ebenen.
  2. Verabschiedung des "Erneuerbaren Gas-Gesetzes". Verdoppelung des Mindest-Zieles für den Ausbau erneuerbarer Gase auf zehn TWh pro Jahr. Keine Rohstoffrestriktionen und Etablierung eines praxistauglichen Fördersystems zur Gaseinspeisung.
  3. Verdoppelung der Ziele zum Ausbau der kombinierten Strom- und Wärmeerzeugung sowohl aus Holzkraftwerken als auch Biogasanlagen im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) auf zumindest zwei TWh pro Jahr.
  4. Umstellung der städtischen Fernwärmeerzeugung auf Abwärme und erneuerbare Energieträger mit optimaler Kombination aller verfügbaren Technologien (Biomasse, Solarthermie, Wärmepumpe, Bauteilaktivierung, Effizienzsteigerung, KWK, etc.)
  5. Effizienzprogramm zur Aktivierung zusätzlicher Energieholzpotenziale durch Wärmerückgewinnung bei der Holztrocknung in der Holzindustrie, durch die Modernisierung von Biomasse-Heizwerken sowie durch den Austausch alter Allesbrenner durch moderne Holzheizungen.
  6. Rasche Implementierung neuer Technologien durch stufenweise Ausschreibung von sechs Reallaboren in den Größenordnungen 15, 50 und 100 MW Brennstoffwärmeleistung zur Produktion von Holzgas und Holzdiesel.
  7. Aufstockung der Energieholzlager und Verstärkung der Energieholzlogistik in allen Anwendungsbereichen. Verabschiedung einer gesetzlich verankerten Pelletsbevorratung zum Aufbau strategischer Pelletslager, um die volle Versorgungssicherheit auch in Krisensituationen zu gewährleisten.
  8. Verlängerung der Maßnahme im Waldfonds-Programm um mindestens fünf Jahre und Aufstockung der Dotierung, um kurzfristig zusätzliche Holzmengen zu mobilisieren. Abnahme der anfallenden Holzsortimente zu kalkulierbaren Preisen (Langfristverträge) zur Zwischenlagerung in Großlagern zur Versorgung der neuen Kapazitäten.
  9. Umfangreiches Holzbauprogramm und klimaeffiziente Nutzung der anfallenden Koppel- und Nebenprodukte. Verstärkte Nutzung landwirtschaftlicher und kommunaler Roh- und Reststoffe für die Energieversorgung.
  10. Keine neuen Beschränkungen zur Nutzung nachwachsender Rohstoffe im European Green Deal. Klare Positionierung der Bundesregierung und aller Ministerien zur Beibehaltung der aktiven, nachhaltigen Waldbewirtschaftung.
Branchen
Haustechnik