Mieten, kaufen, schalen

Immer weniger Bauunternehmen leisten sich einen umfangreichen Schalungsgerätepark. ­Welche Vorteile hat Miete, und was bekommt der Kunde für sein Geld?
Walter Schneeweiss: „Durch Mietmodelle hat der Kunde die ­Möglichkeit, sich vollkommen risikofrei von der Produktqualität zu überzeugen.“
Walter Schneeweiss: „Durch Mietmodelle hat der Kunde die ­Möglichkeit, sich vollkommen risikofrei von der Produktqualität zu überzeugen.“
Christian Sorko: „Ob Miete oder Kauf ist häufig eine Frage des Geschmacks bzw. der Strategie.“
Gerald Schönthaler: „Das Mietgeschäft allein wäre für Hersteller ­innovationshemmend, da jedes neue System  direkt Investitionen in Millionenhöhe erfordert.“

Auch wenn sich nicht alle Schalungsproduzenten darüber freuen, am Mietgeschäft kommen sie mittlerweile nicht mehr vorbei. Viele Bauunternehmen schrecken in wirtschaftlich angespannten Zeiten vor den Investitionen in den eigenen Gerätepark zurück und setzen nicht nur bei Auftragsspitzen auf Mietschalungen. Der Schalungshersteller ­Hünnebeck macht mittlerweile zwei Drittel seines Umsatzes mit klassischem Mietgeschäft. „Die Kunden schätzen dabei vor allem das Full-­Service-Angebot und die Flexibilität“, so Gerald Schönthaler,­ als CEO bei Hünnebeck für die Märkte Österreich, Benelux und Rumänien verantwortlich. Ähnliches vermeldet auch Markt­begleiter Meva. Hier liegt der Anteil der Miete in Österreich bei rund 60 Prozent, während international jedoch noch immer das Kaufgeschäft dominiert. 

„Für unsere Kunden ist Mieten oder Kaufen eine einfache Frage der Wirtschaftlichkeit“, betont Walter Schneeweiss, Geschäfts­führer des Marktführers Doka Österreich. „Unser Mietmodell wird gern in Anspruch genommen, weil es Wirtschaftlichkeit und Flexibilität fördert. Keine Investition, keine Lagerhaltung, keine Instandhaltung. Die Schalungsprodukte sind stets servicegepflegt und jederzeit in jeder Menge und Aus­führung verfügbar“, so Schneeweiss. 

Für Peri-Österreich-Geschäftsführer Christian Sorko ist die Entscheidung zwischen Kauf oder Miete aber nicht nur eine Frage der Geldes, sondern auch der Unternehmensstrategie. „Während der eine Baukonzern bei uns hauptsächlich kauft, setzen vergleichbare Unternehmen lieber auf Miete“, erklärt Sorko. Bei Peri mache das Mietgeschäft laut eigener Angabe rund 50 bis 60 Prozent des Umsatzes­ aus. Allerdings habe man in den vergangenen Monaten durch neue Produkte und eine verstärkte Vertriebsmannschaft aktiv das Kaufgeschäft forciert. „Uns ist es wichtig, dass eine Ausgewogenheit zwischen Kauf und Miete herrscht. Mit der aktuellen Entwicklung sind wir demnach sehr zufrieden, denn wir konnten in diesem Jahr in beiden Bereichen Zuwächse erzielen“, so Sorko. 

Vermieten braucht Logistik

Für die Schalungshersteller bedeutet der mittlerweile schon seit Jahren anhaltende Trend zur Miete eine deutliche Umstellung in der eigenen Unternehmensstrategie. „Um das Mietgeschäft ­professionell zu betreiben, bedarf es eines nicht unerheblichen Aufwands“, so Sorko. Neben den Investitionen in den Gerätepark ist zusätzlich ein professionelles Auslastungsmanagement notwendig. „Wir haben zum Beispiel unser Lager und den Peri-Mietpark digitalisiert, um das Auslastungsmanagement zu optimieren und noch schneller reagieren zu können“, fährt er fort. Dazu kommen noch Logistik und Aufbereitungskosten. Die Ansprüche­ der Kunden seien zudem in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, erklärt Gerald Schönthaler von Hünnebeck: „Die geforderten Liefer­zeiten sind deutlich kürzer geworden, gleichzeitig steigen die Anforderungen an begleitende Dienstleistungen wie ­Engineering, Schalmeisterservice und Anwenderschulungen.“

Auch Gerhard Wagner, Geschäftsführer von Meva Österreich, bestätigt dies: „Der Mietanbieter muss einen großen Aufwand in puncto Kapital, Personal und Ressourcen, Logistik, Technik und Support aufbringen. Für den Bauausführenden hat die Miete aber natürlich enorme technische und wirtschaftliche Vorteile, denn er erhält neben den Produkten auch umfassenden technischen Service und ein breites Spektrum an Dienstleistungen.“

Miete ist gleich Service

Wenn sich ein Bauunternehmer für Miete entscheidet, bekommt er von den Schalungsherstellern meist eine umfassende Servicebetreuung dazu. „Auf Wunsch liefern wir natürlich die gesamte Planung“, erklärt Markus Ringer, beim oberösterreichischen Schalungshersteller Ringer für den österreichischen Markt verantwortlich. Ringer zählt vergleichsweise noch als Neuling unter den Vermietern. Das zeigt sich auch in den Zahlen – knapp 30 Prozent des Umsatzes macht das oberösterreichischen Unternehmen dank der Miete.

Die Service-Dienstleistungen der Anbieter sind vielfältig, denn mit reiner Produktvermietung kann man bei den Kunden kaum noch punkten. „Unsere Kunden wollen kompetente Antworten und integrierte Lösungen, nicht nur ein Schalungsmietangebot. Wir gehen da sehr weit bis hin zur Unterstützung beim Bauablauf, auf der Baustelle selbst, in der Logistik, bei Fragen der Sicherheit usw. Was technisch und wirtschaftlich sinnvoll ist, bieten wir auch in der Miete an. Um ein Beispiel zu nennen: Für kritische, sehr hohe Betonagen bieten wir Druckmessdosen für die Ankerstellen an der Schalung an. Oder das Betondruckmessgerät SolidCheck, mit der das Erstarrungsende von Beton vor Ort auf der Baustelle gemessen wird. Das Gerät ist bei Meva samt Fachmann buchbar, wenn es nötig ist“, erklärt Meva-Geschäftsführer Wagner. Meva bietet außerdem mit dem Modell MietePlus eine Vollkaskoversicherung, die – abgesehen von Totalschäden oder Verlusten – alle Folgekosten bei der Miete abdeckt. 

Auch bei den anderen Anbietern sind zahlreiche Service­leistungen möglich: Engineering, Baustellenlogistik, Takt­planung, Reinigung und Reparatur sowie Schalmeisterservice bieten alle Hersteller. Wer ein Rundum-sorglos-Paket wünscht, kann auch dieses bekommen. Aktuell wickelt Peri zwei Projekte über Pauschalpakete ab. „Wenn es vom Kunden gewünscht ist und bei dem Projekt Sinn macht, bieten wir auch Pauschalen an. Der Kunde bekommt einmal im Monat eine Rechnung, und darin ist alles inkludiert“, so Geschäftsführer Christian Sorko. 

Um für ihre Kunden zusätzlichen Mehrwert zu generieren und sich dadurch vom Mitbewerb abzuheben, arbeiten alle An­bieter intensiv am Ausbau der Dienstleistungen. Einer der Schwerpunkte bleibr auch in den nächsten Jahren sicherlich 5-D-Planung bzw. ­Building Information Modeling, wie Christian Sorko berichtet. 

Der Preis ist heiß

Das so ein Service natürlich auch etwas kostet, versteht sich von selbst. Aber auch im Mietmarkt sei das Preisniveau an­gespannt, wie Walter Schneeweiss von Doka berichtet. Direkter formuliert es Gerhard Wagner von Meva: „Offen gesprochen herrscht ein gnadenloser Preiskampf, der nichts mehr mit kaufmännisch ­sauberen, technisch ausgewogenen Ansätzen und gesicherter Qualität zu tun hat.“ Das niedrige Preisniveau in ­Österreich betreffe jedoch Kauf und Miete gleichermaßen, so Gerald Schönthaler von Hünnebeck. Er hofft, dass es mittelfristig zu einem Umdenken in der Branche komme, denn sonst sei die ­Produkt- und Servicequalität auf Dauer nicht zu halten. 

Fließende Übergänge

Trotz dieses Wermutstropfens und des hohen Aufwands bietet das Mietgeschäft nicht nur für Kunden einige Vorteile. „Durch Mietmodelle hat der Kunde die Möglichkeit, sich – vollkommen risikofrei – von der hohen Doka-Qualität zu überzeugen und neue Systeme zu testen. Oftmals fällen ausführende Baufirmen infolge eines Mietgeschäfts die Entscheidung, ein Produkt fix in den Eigenbestand aufzunehmen“, freut sich Walter Schneeweiss. Dass eine positive Mieterfahrung bei vielen Kunden zu einer Kauf­entscheidung führt, berichten im Grunde alle Hersteller. Bei ­Ringer schätzt man außerdem die Auslastung der Planungsabteilung. 

Fast alles im Angebot

Mieten lässt sich fast alles, was das Schalungs- und Gerüstportfolio des jeweiligen Herstellers hergibt. Die Betonung liegt dabei auf fast, denn überall gibt es kleine Ausnahmen. So findet sich bei Meva zum Beispiel das Schalungssystem AluFix nicht im Mietpark. „Das ist ein reines Investitionsprodukt für qualitätsbewusste, meist mittelständische Bauunternehmer“, erklärt Geschäftsführer Gerhard Wagner.

Ebenfalls eine Ausnahme bilden etwa bei Hünnebeck Sonderschalungen sowie das Wandschalungssystem Platinum 100, das derzeit nur als Kaufprodukt erhältlich ist. Auch bei Peri können Bauunternehmen fast alles mieten – ausgenommen sind allerdings zwei Neuheiten, die in diesem Jahr auf der Bauma präsentiert wurden: „Unsere neue Kunststoffschalung Duo gibt es nur zu kaufen, und auch das brandneue Gerüstsystem Peri Up Easy wird nicht in unserem Mietparkt aufgenommen“, so Peri-Geschäftsführer Christian Sorko. Im Doka-Mietpark ist laut Hersteller­auskunft annähernd das gesamte Doka-Produktportfolio erhältlich. Sogar modulare und maßgeschneiderte Tunnelsysteme seien mietbar. 

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