Wohntrends
Regionale Betriebe haben die Trends
Wie eine aktuelle Trendstudie zeigt, führen die steigenden Immobilienpreise zu einer neuen Bescheidenheit – zumindest was die Größe der Wohneinheiten betrifft. Die Österreicher*innen suchen Wohnungen in der Größe von 64 Quadratmeter bei Miete und 72 Quadratmeter beim Kauf, Häuser sollen 139 Quadratmeter groß sein. Parallel dazu hat der Homereport von Oona Horx-Strathern unter anderem die Wohntrends 2021 „Romancing the Balcony“ und „Home Suite Home“ festgemacht: Sie zeigen zum einen den Wunsch nach dem Outdoor-Feeling auf Balkon, Terrasse oder im Garten, aber auch die Sehnsucht nach dem Urlaub daheim, indem sich die Gestaltung des Wohnraums an Hotelkonzepten orientiert. Beide sind Ausdruck der Megatrends Individualisierung und Sicherheit, die sich im Pandemiejahr 2020 klar herauskristallisiert haben.
„Das Interessante dabei ist, dass diese Strömungen gerade vom heimischen Einrichtungsfachhandel ganz besonders gut abgedeckt werden, dass also traditionelle Betriebe die Bedürfnisse der Gegenwart und der Zukunft außergewöhnlich gut erfüllen können“, so Christian Wimmer, Geschäftsführer von Service&More, der größten Einkaufs- und Dienstleistungsorganisation für KMUs im österreichischen Einrichtungsfachhandel. „Vermutlich liegt das daran, dass diese Unternehmen seit jeher nicht einzelne Möbelstücke verkauft oder lediglich Wände gestrichen haben, sondern immer schon in gesamtheitlichen Lösungen gedacht haben. Dieses Denken kommt ihnen bei raum- und funktionsübergreifenden Ansprüchen stark entgegen.“
Romancing the Balcony
Der Wohnwert von Flächen im Freien ist im Pandemiejahr 2020 weiterhin gestiegen. Österreichweit verfügen laut Statistik Austria 74 Prozent der Hauptwohnsitzwohnungen über einen Balkon, eine Loggia, eine Terrasse oder einen Wintergarten. Der Wunsch nach privater Grünfläche wird auch nach den Lockdowns nicht verschwinden. Florian Hanke, Modulmanager bei Service&More: „Dieses Phänomen hat sich ja bereits davor abgezeichnet. Die Menschen wollen es auch im grünen Wohnzimmer komfortabel haben. Wir merken das an der steigenden Nachfrage nach gemütlichen und attraktiven Outdoor-Möbeln.“ Die Expertise der Raumausstattungs- und Möbelfachbetriebe ist auch hier gefragt. Denn neben der geschmackvollen Ausstattung braucht es auch den passenden Sonnenschutz, um Fliesen und Füße kühl zu halten, Pflanzen zu schützen und gegebenenfalls auch blendfrei am Bildschirm arbeiten zu können. Hanke: „So es die gesetzlichen Vorgaben zulassen, findet die Beratung auch gerne bei den Kund*innen statt. Für viele von ihnen ist es oft leichter, ihre Vorstellungen direkt vor Ort zu formulieren.“
Reduziertes Design in der Küche
Die Gestaltung der Küche wird laut den Expert*innen bei Service&More weiterhin noch geradliniger und reduzierter. Immer öfter wird auf Griffe verzichtet und die Oberflächen sind supermatt oder minimalistisch lackiert. Dazu wird gerne Holz kombiniert – die reine Vollholzküche hat jedoch trotz ihrer hohen Wertigkeit so gut wie ausgedient. Die meisten Oberflächen sind in einem sehr hellen Farbton, meist weiß oder teilweise in leichten Grautönen gehalten. Leichte Unterschiede stellt man bei Service&More zwischen Stadt und Land fest. Im urbanen Bereich werden Küchen mehrheitlich in sanierten Wohnungen eingebaut. Die neuen Funktionen lassen sich gut ablesen: Die offene Wohnküche ist nicht mehr der Weisheit letzter Schluss, denn wer im angrenzenden Raum am Laptop sitzt oder die Kids im Home Schooling unterrichtet, möchte nicht immer den freien Blick auf die mit Geschirr vollgestapelte Spüle haben. Am Land wird zwar eher neu gebaut, aber die hohen Entstehungskosten haben auch hier ein Umdenken bewirkt: Neue Eigenheime werden ohne Keller gebaut, dafür wird im Erdgeschoß ein optimierter Wirtschaftsraum eingerichtet.
All in one: Hoffice und Home Suite Home
„Hoffice“, also die Verbindung von Home und Office, wird wohl auch künftig Bestandteil des Lebens sein. Wimmer: „Hier braucht es Einrichtungsexperten und -expertinnen, die beide Konzepte smart und sinnvoll miteinander verbinden.“ Denn neben Schreibtisch und ergonomischem Stuhl müssen auch die Beleuchtung und der Bodenbelag, also alles vom Boden bis zur Decke stimmen. Und zwar nicht nur in einem separaten Arbeitszimmer, sondern vor allem dann, wenn der Arbeitsplatz aufgrund geringer vorhandener Fläche in den Wohnbereich integriert werden muss.
In allen Wohnbereichen spielt in jedem Fall das Thema Nachhaltigkeit eine wesentliche Rolle. Damit postulieren Menschen auch eine gewisse Geisteshaltung, die die unterschiedlichsten Bereiche betrifft. Da geht es zum einen um langlebige, teils wiederverwendbare Materialien, aber genauso um Regionalität. Wimmer: „Kundinnen und Kunden möchten wissen, woher die Produkte kommen, aber genauso wichtig ist es ihnen, dass Tischler*in oder Raumausstatter*in vor Ort als persönliche, in der Region verankerte Ansprechpartner*innen für sie da sind.“