Interview
"Ein tolles Team"
"Wir sind sehr aktiv, bewegen viel – es macht mir große Freude, mit diesem Team zu arbeiten!" Berufszweigsobmann Erich Reiss kommt ins Schwärmen, wenn er nach seiner Motivation zu seiner Tätigkeit in der NÖ Landesinnung Metalltechnik gefragt wird. Dass dieses Engagement und der Einsatz gesehen werden, bekräftigte auch das erfreuliche Wahlergebnis vom vergangenen März, drei Mandate im Landesausschuss sind ein sehr positives, schönes Ergebnis.
Der kürzlich wiedergewählte Ansprechpartner der niederösterreichischen Landmaschinentechniker, Erich Reiss, Einblick in bewegende Themen seiner Branche.
METALL: Herr Reiss – man spürt, Sie arbeiten gerne …
Erich Reiss: Ja, mir ist es ein Anliegen mitzugestalten, mitzureden und dabei zu sein, wenn Entscheidungen getroffen werden. Ich spreche hier allerdings nicht von meiner Person, sondern als Vertreter einer – meiner – Branche. Es ist eine Notwendigkeit, bei allen Novellierungen oder sonstigen Anpassungen und Veränderungen die Sicht und die Erfahrung aus der Praxis einzubringen. Wir Betriebe müssen mit diesen Rahmenbedingungen schließlich dann auch arbeiten. Wenn wir uns nicht einbringen würden, würden die Entscheidungen ohne uns getroffen. Ich denke, dass wir hier eine wichtige Arbeit leisten.
An dieser Stelle möchte ich gleich ergänzen, dass ich das Glück habe, gemeinsam mit einem hervorragenden Team arbeiten zu dürfen. Wir Niederösterreicher sind führend bei allen Themen dabei, wir unterstützen uns gegenseitig, verfügen über breites Know-how, haben zu vielen Thematiken etwas zu sagen – und dürfen auch gute Erfolge bei unseren Anliegen verbuchen. Wenn man etwas bewegen kann, macht das natürlich Spaß!
Danke an meine Kollegen, die hier viel investieren, an vielen Sitzungen und Besprechungen teilnehmen – wie viel Zeit dahinter steckt, ist ja nach außen nicht ersichtlich.
Umso mehr haben wir uns über das Ergebnis der Wahl gefreut – drei Mandate, da dürfen wir stolz sein!
METALL: An welchen Themen ist die Landesinnung aktuell dran?
Reiss: Womit wir uns tagtäglich beschäftigen, ist die Paragraph 57a-Begutachtung – auch Pickerl-Überprüfung genannt. Diese Prüfstellen- und Begutachtungsverordnung wird laufend novelliert. Einerseits bringen wir uns fachlich ein, andererseits ist es eine wichtige Aufgabe, die Neuerungen zu kommunizieren.
Aktuell ist es etwas schwierig, da keine Veranstaltungen stattfinden. Mein Kollege Rudolf Mühlgrabner ist unser Experte beim Mängelkatalog. Unter seiner Mithilfe sind Ende des Jahres die Ergänzungsblätter in 9. Auflage erschienen, die auch an die Mitglieder versandt werden. Diese Richtlinien sollten von jedem Betrieb zur Kenntnis genommen werden.
METALL: Was habe ich als Betrieb, der die §57a-Überprüfung anbietet, noch zu beachten?
Reiss: Meine große Bitte bzw. Appell an alle KollegInnen: Bitte lasst die Arbeitsmittel regelmäßig überprüfen, kalibrieren, eichen. Ein Bremsverzögerungsmessgerät zum Beispiel muss einwandfrei funktionieren! Sollten bei einer Revision durch die Landesregierung Mängel festgestellt werden, steht ein Entzug der Begutachtungserlaubnis im Raum, das sollte keinesfalls riskiert werden.
Wir Landmaschinentechniker sind ja nicht die einzigen, die diese Überprüfungen durchführen dürfen – wollen wir uns das Geschäft auch für die Zukunft sichern und dies möglicherweise noch erweitern, so schadet uns natürlich jede/r Einzelne, die/der die Seriosität unsere Branche durch unkorrekte Begutachtung, ausgelöst durch ungenaue Arbeitsmittel, anpatzt.
Wer dabei Unterstützung, Hilfe braucht – bitte ans Innungsbüro, an den Berufsgruppenausschuss wenden. Es stehen auch interne Revisionsblätter zur Verfügung, so kann man zwischendurch selbst überprüfen, wo man steht.
„Verglichen mit anderen Branchen sind wir doch einigermaßen verschont geblieben.“
METALL: Was tut sich bei der Ausbildung?
Reiss: Hier sind wir ein gutes Stück weitergekommen, eigentlich sind wir in der glücklichen Situation, den Bereich Aus- und Weiterbildung vorerst einmal als abgeschlossen betrachten zu können.
Die Lehre zum Land- und Baumaschinentechniker wurde geändert – anfangs war eine – wie in anderen Branchen – modulare Ausbildung angedacht, letztlich wurde es eine Schwerpunktausbildung. Die Lehrlinge absolvieren die ersten beiden Jahre in der Berufsschule gemeinsam, erst in den dritten und vierten Jahrgängen erfolgt die Aufteilung nach gewähltem Schwerpunkt Landmaschinentechnik bzw. Baumaschinentechnik; die Prüfungen laufen analog dazu ab.
Neu wird es auch die Meisterprüfung geben – auch hier wurden die Inhalte umgearbeitet, damit vermittelte Kenntnisse und Lernziele der neuen Meisterprüfungsordnung entsprechen. Aktuell liegt der Vorschlag zur Genehmigung beim Ministerium, wir gehen davon aus, dass es eine reine Formsache ist und wir den nächsten Vorbereitungskurs wie jetzt geplant im März starten können.
METALL: Ist die Nachfrage nach Meisterkursen groß?
Reiss: Ja. Der Vorbereitungskurs findet – ich hoffe, ich irre mich nicht – das neunte Mal statt. Die Kurse sind immer ausgebucht, wir haben Teilnehmende aus ganz Österreich, gute Rückmeldungen und steigende Nachfrage. Wir können auch nur eine beschränkte Teilnehmerzahl von zwölf Personen nehmen, da wir uns nach den verfügbaren Schweißplätzen, Drehbänken etc. richten müssen. Abgehalten werden die Kurse in der Berufsschule Mistelbach.
Ein großer Dank an dieser Stelle an BOL Dipl-Päd. Ing. Werner Seltenhammer, stellvertretender Direktor, der uns generell in allen Belangen der Aus- und Weiterbildung eine wichtige Stütze ist, die Organisation übernimmt und sich um „seine Schützlinge“ persönlich annimmt.
METALL: Ein schönes Miteinander!
Reiss: Ich kann es nicht oft genug betonen: Wir sind ein tolles Team – alle eingeschlossen, die ich hier namentlich nicht erwähnt habe!
Noch kurz zur Ausbildung: Wir hatten eine Delegation aus Deutschland hier, Vertreter der Kooperation Handwerk und Handel, die sich unsere Ausbildung – Lehre & Meister – vor Ort in Mistelbach angesehen haben; sie waren von unserem Standard beeindruckt, zeigten sich sichtlich begeistert! Es werkt ja jeder so vor sich hin, natürlich gibt man sein Bestes – aber eine Bestätigung von außen, von Fachleuten aus einem Land, die auch zu den Besten gehören, das ist schon fein.
METALL: Covid 19 – vielleicht auch dazu noch ein Statement?
Reiss: Selbstverständlich sind wir auch betroffen – aber sehr unterschiedlich. Als Werkstätten sind wir systemrelevant, diese Betriebe halten seit Beginn der Krise geöffnet; großen Betrieben greift die Kurzarbeit unter die Arme, Handelsbetriebe spüren einen merklichen Einbruch, der sich nach Rückmeldungen in den letzten Monaten auch wieder gebessert hat. Gut ist die Investitionsförderung von 7 %, die für viele doch ein Anreiz ist, neue Landmaschinen und Geräte anzuschaffen.
Im Großen und Ganzen, verglichen mit anderen Branchen, dürfen wir zufrieden sein, da wir doch einigermaßen verschont geblieben sind.
METALL: Danke für das Gespräch!
[Interview: Doris Bracher / erschienen im Februar 2021 n METALL 1-2/2012]