Seitenholme für XXL-Filterpresse
Kaum ein Industriezweig kann auf die Filtration von Prozess- und Abwässern oder anderen Suspensionen verzichten. Die Filox Filtertechnik GmbH mit Sitz im deutschen Blasweiler ist seit über 40 Jahren auf Entwicklung und Bau von Filterpressen für alle Anwendungen der Fest-/ Flüssigtrennung spezialisiert. Bei herausfordernden Brennteilen für den Stützapparat setzt das Unternehmen auf Jebens, einen Experten für Maßarbeit in Stahl bei großen schweren Brennteilen. So auch bei einem Meilensteinprojekt von Filox, einer Seitenholmpresse mit 178 Filterplatten und einer Presskraft von 800 Tonnen.
Bis zu 30 bar Pressdruck
Rund 2.500 Filox-Filterpressen sind weltweit im Einsatz - bis auf wenige Ausnahmen durchweg Seitenholmpressen. In den Pressen werden anwendungsbezogen ausgelegte Filterplatten zu Filterpaketen zusammengefasst und in einem Gestell zwischen zwei Abdeckplatten angeordnet. Ein Hydraulikzylinder schiebt diese Außenplatten - und damit auch die Filterplatten - mit so hohem Druck zusammen, dass keine Flüssigkeit an den Seiten der Presse herausdringt. Die Suspension wird über eine Beschickungspumpe in die Presse geleitet und bei Kammerfilterpressen mit bis zu 16 bar durch die mit Filtertüchern bespannten Filterplatten gepresst. Dieses mechanische Trennverfahren ist eine Oberflächenfiltration, bei der die Flüssigkeit die Filtertücher passiert, während die Feststoffe auf dem Gewebe zurückgehalten werden. Dort bilden sie einen stetig anwachsenden Filterkuchen, der zur Effizienz der Filtration beiträgt. Bei Membranfilterpressen drückt eine an den Filterplatten zusätzlich befestigte, undurchlässige Membran den Filterkuchen mit einer Druckkraft von bis zu 30 bar aus. Das Filtrat fließt über noppen- oder rillenförmige Ablaufkanäle auf den Filterplattenoberflächen ab. Der Durchsatz dieser Pressen ist abhängig vom Prozess und Werkstoff. Mit zunehmender Dicke des Filterkuchens steigen jedoch Durchströmungswiderstand und Druckverlust, sodass Durchsatz und Fördermenge kontinuierlich sinken. Je nach Auslegung der Presse muss der Filterkuchen deshalb regelmäßig manuell durch einen Mitarbeiter oder automatisierte Abreinigungsverfahren entfernt werden.
XXL-Presse zur Palmölfraktionierung
Für einen italienischen Verarbeitungsbetrieb von Palmöl entwarf Filox eine Seitenholmpresse mit rund 1.200 Quadratmeter Filterfläche. Seinen Namen bezieht dieser Pressentyp aus zwei Holmen, die wie Zuganker die beiden Beschickungs- und Hydraulikständer miteinander verbinden. Die mit Anbauten 3,20 Meter breite und 3,10 Meter hohe Presse wurde mit 178 Filterplatten, jede davon 2.000 x 2.000 Millimeter groß, bestückt. Neben der Größe war die Kundenanforderung, in die Presse zwei getrennte Filterpakete für eine modulare Nutzung zu integrieren, eine besondere Herausforderung für die Filox-Konstrukteure. Eine theoretisch denkbare Alternative zur gewünschten Sonderkonstruktion wären zwei getrennte Filterpressen gewesen, was jedoch von vorneherein aus Platz- und Kostengründen ausschied. So galt es, für die beiden 46 Tonnen schweren Filterpakete eine Mechanik zu bauen, mit der jeweils ein Paket verriegelt wird, während das andere in Betrieb ist. Dafür mussten beide Kammern so abgedichtet werden, dass auch bei maximalem Fülldruck Leckagen ausgeschlossen sind. Eine weitere Herausforderung waren die Rohrleitungsanschlüsse für Lüftung sowie Flüssigkeitszu- und -ableitung an der massiven Zwischenplatte, die die Pakete voneinander trennt.
Nach Auftragserteilung und Erstellung der Fertigungszeichnungen hatte für Filox die Beschaffung der Zukaufteile hohe Priorität, müssen doch alle Teile stets entsprechend dem eigenen Fertigungsstand pünktlich angeliefert werden. Für die beiden Stützholme fiel die Wahl auf den bewährten Partner Jebens, da diese Komponenten bereits fast zu Beginn der Fertigung bei Filox benötigt werden. Neben der aus früheren Projekten bekannten Zuverlässigkeit sprach für Jebens, dass der Spezialist für große schwere Brennteile eines der größten Grobblechlager in großen Stärken Europa hat. Mit seinem Vorrat von über 20.000 Tonnen hochqualitativer Bleche im Dickenbereich zwischen 100 und 300 Millimetern gewährleistet das Unternehmen optimale Materialverfügbarkeit. Die 16.500 Millimeter langen Bleche für die Holme bestellte Jebens jedoch in der benötigten Stahlgüte S235 und 100 Millimeter Dicke zielgewalzt beim Stahlhersteller. Dabei profitierte die Firma als Tochter von Dillinger von ihren Walzkontigenten, sodass sie das Blech nach einer Lieferzeit von nur acht Wochen erhielt. Ein entscheidender Vorteil, wie Adolf Neupert, Betriebsleiter und seit 21 Jahren bei Filox, betont: "Wenn man normalerweise auf eine Walzung vom Stahlwerk warten muss, dann wartet man drei bis vier Monate darauf. Dann wären wir mit unserer Lieferzeit nicht mehr hingekommen."