Fensterproduktion in der Tischlerei Kotrasch: Konzentration aufs Wesentliche
Dass eine Tischlerei Möbel ebenso wie Holzfenster herstellt, ist heutzutage eher eine Ausnahme als die Regel. Viele produzierende Betriebe haben sich mittlerweile entweder auf den einen oder den anderen Bereich spezialisiert – schließlich erfordert gerade die serielle Fensterherstellung viel Know-how in Sachen Normung und Zertifizerung sowie eine entsprechende maschinelle Ausstattung.
Die Tischlerei Kotrasch in Haus im Ennstal verbindet entgegen diesem Trend aber immer noch beide Bereiche in einem Unternehmen. Für regionale Hotelprojekte und andere Bauvorhaben im Objektbereich liefert die Tischlerei nicht nur die Innenausstattung, sondern auch Holz- und Holz-Alu-Fenster bis hin zu Nurglaselementen – inklusive der gesamten Planungsleistung. „Wir liegen in einer Tourismus-Region im Aufbruch, in der die Immobilienbranche stark in Bewegung ist“, erklärt Geschäftsführer Reinhold Kotrasch. „So können wir uns immer mehr zum Gesamtanbieter entwickeln.“
Breit aufgestellter Tischlereibetrieb
Im Familienbetrieb mit 30 Mitarbeitern, davon sechs Lehrlingen, sind neben Kotraschs Ehefrau Andrea auch die Söhne Martin und Daniel tätig. Ersterer ist ausgebildeter Tischlermeister und leitet im Unternehmen den Bereich der Möbeltischlerei, letzterer hat ein Architekturstudium absolviert und ist zusammen mit zwei weiteren Architekten im Betrieb für die innenarchitektonische Planung zuständig. „Jeder deckt so seinen Bereich ab. Auf diese Weise sind wir in den vergangenen Jahren als Familienbetrieb gewachsen und konnten uns auch breiter aufstellen“, erzählt Reinhold Kotrasch.
Maßgeschneiderte Holzfenster
Die Tischlerei arbeitet bei vielen Projekten mit Architekten zusammen und liefert nicht nur für Hotels, sondern auch im Ladenbau und im Privatsegment häufig sowohl das Interieur als auch maßgeschneiderte Fensterlösungen. Der Möbel- und der Baubereich laufen in der Fertigung dennoch komplett getrennt – und zwar personell, maschinentechnisch und auch räumlich: Am Firmensitz am Ortsrand von Haus sind das Büro und die Möbelwerkstatt untergebracht, eine Ortschaft weiter in Oberhaus hat Kotrasch vor 30 Jahren eine ehemalige Tischlerei übernommen und dort die Fensterherstellung angesiedelt.
Gerade bei Sonderwünschen kann der steirische Betrieb in der Zusammenarbeit mit Architekten punkten und sich mit individuellen Lösungen vom Angebot der Industrie abheben. „Wir haben uns hier in den letzten Jahren wirklich viel fachliche Kompetenz aufgebaut“, sagt Reinhold Kotrasch, der auch Wert darauf legt, als regional agierender, mitteständischer Tischlereibetrieb flexibler und schneller agieren zu können als manch Großhersteller. So war man etwa an einem großen Hotelzubau im Ort beteiligt, der innerhalb von nur acht Tagen regelrecht aus dem Boden gestampft wurde. Die Tischlerei musste dazu 350 Fenstereinheiten komplett vorproduzieren und in kürzester Zeit montieren. Eine Herausforderung, die das Unternehmen – auch in Zusammenarbeit mit den anderen Gewerken – zur vollen Zufriedenheit der Auftraggeber meisterte.
„Wir wissen: Auf das Leitz-Profil können wir uns verlassen."
Reinhold Kotrasch, Tischlerei Kotrasch
Von der Haustür bis zum Hebe-Schiebelelement
Rund 4000 Rahmen unterschiedlichster Größen produziert die Tischlerei im Schnitt pro Jahr, neben individuellen Holzhaustüren sind auch großformatige Hebe-Schiebeelemente stark nachgefragt. Herzstück der Fensterfertigung ist eine Winkelanlage, mit der man auch noch für höhere Kapazitätsanforderungen gerüstet ist. Mit der Maschine werden an den Fensterkanteln die Profilfräsungen erstellt, danach mit Schlitz-Zapfen-Eckverbindungen die Rahmen zusammengebaut, die Oberflächen geschliffen, im Tauchverfahren lackiert und dann nochmals geschliffen.
Wirtschaftliches Werkzeugsystem
Als Basis für die Herstellung der Fensterprofile setzt die Tischlerei seit einiger Zeit auf das „ClimaTrend“-Fenstersystem von Leitz. Davor hatte man lange Zeit Profilhölzer mit 68 mm Stärke verwendet, die jedoch für die immer häufiger nachgefragten Dreifach-Isolierverglasungen nicht mehr ausreichten. Mit dem ClimaTrend-System stieg man auf Profilhölzer mit 78 Millimeter Holzdicke um und kann seither auch die stärkeren Dreifachgläser verbauen.
Auch bauphysikalisch ist man mit dieser Profilstärke bei einem Wärmedurchgangskoeffizienten (Uw) von rund 0,85 auf der sicheren Seite. Ein weiterer großer Vorteil für Betriebe, die mit dem Leitz-System produzieren: Die ClimaTrend-Profile sind bereits CE-zertifiziert – Anwender können so auch auf die entsprechenden Prüfzeugnisse zurückgreifen.
„Wir wissen: Auf das Leitz-Profil können wir uns verlassen“, sagt Reinhold Kotrasch. Das Werkzeugsystem hat das Bautischlerteam zusammen mit dem zuständigen Leitz-Mitarbeiter Gerhard Schickbichler auf die spezifischen Anforderungen im Tischlereibetrieb hin abgestimmt. Auch ein Umstieg auf 90er Holzstärken ist damit unkompliziert und ohne den Einsatz von Zusatzwerkzeugen möglich.
Individuelle Varianten möglich
„Wir wollten einfach ein Fenster, mit dem wir richtig gut dabei sind“, sagt Tischlermeister Kotrasch. „Und mit dem ClimaTrend-System können wir uns stärker auf das Wesentliche und auf Faktoren wie das Erscheinungsbild und die Architektur konzentrieren.“ Denn mit dem Fenstersystem als Basis lassen sich unkompliziert verschiedene Profilvarianten umsetzen – je nach Wunsch etwa unterschiedliche Schrägen oder Rundungen, Versionen mit verdeckten oder nicht verdeckten Beschlägen, wahlweise eine rustikalere Anmutung oder ein geradliniges, modernes Escheinungsbild. „Das bringt uns im Verkauf auch einen enormen Mehrwert“, sagt Kotrasch.
Zusätzlich ermöglichte das System auch technische Verbesserungen im Vergleich zu den zuvor produzierten Profilen – wie etwa komplett außen liegende Aluschienen bei den Holz-Alu-Fenstern oder rundum laufende Dichtungsebenen bei Überschlags- und Mitteldichtungen.
Und dank der hohen Standzeiten der Profilwerkzeuge wurde der gesamte Fensterherstellungsprozess wesentlich wirtschaftlicher: „Wir haben mit den Leitz-Werkzeugen sicher zwei Drittel an Werkzeugkosten eingespart.“
Mit Qualitätsanspruch
Ein wichtiges Qualitätskriterium der Kotrasch-Fenster sind die überfälzten Glasleisten, die ein fugenloses und optisch dichtes Flügelelement ermöglichen. Die Einzelteile werden dazu in der Werkstatt mit Schwalbenschwanz-Verbindungen auf Gehrung zu einem Rahmen verbunden, dieser wird dann fertig auf das Profil aufgeschraubt. „Das ist insgesamt zwar etwas mehr Aufwand, aber man kann es dem Kunden erklären und hat damit ein gutes Qualitätsargument an der Hand.“
Und noch auf einen weiteren Qualitätsfaktor legt der Ennstaler Tischlereibetrieb besonderen Wert: Den Einbau der fertigen Fensterelemente übernehmen ausschließlich die hauseigenen, bestens geschulten Mitarbeiter: Denn ein Fenster zu produzieren, sei nur die eine Hälfte der Medaille – genauso wichtig für ein funktionierendes Gesamtergebnis, sagt Reinhold Kotrasch, sei die fachgerechte Montage.