CO2-Neutralität

Das Bekenntnis der Betonbranche

Nachhaltigkeit
07.05.2024

Die österreichischen Zement- und Betonhersteller bekennen sich zu den Pariser Klimazielen: 2050 wollen sie CO2-neutral sein. Bis dahin ist noch viel zu tun. Gelingen soll das Unterfangen vor allem durch den Einsatz moderner Technologien.
Ökobeton von Wopfinger  Transporbeton
Ökobeton von Wopfinger Transporbeton: Wir bekennen  uns zu den Klimazielen von Paris.

Diese Frage stellt sich nicht. Es gibt keine Alternative.“ Christoph Ressler, Geschäftsführer des Güteverbands Transportbeton (GVTB) lässt im Gespräch mit der Bauzeitung keinen Zweifel an der Haltung seiner Branche zum Klimaschutz (siehe das Interview in dieser Ausgabe auf Seite 26/27). Die Frage lautete: „Schafft es die österreichische Betonbranche bis zum Jahr 2050 CO2-neutral zu werden?“ Der zweite Teil seiner Antwort: „Wir bekennen uns zu den Klimaschutzzielen von Paris. Und wir arbeiten hart daran, sie zu erreichen.“

Beitrag der Bauwirtschaft

Das Bekenntnis der Betonsektors ist wichtig. Denn bei Beton handelt es sich um den am meisten verwendeten Baustoff: ohne CO2-neutralen Beton keine CO2-neutrale Bauwirtschaft. Und ohne CO2-neutrale Bauwirtschaft kein CO2-neutrales Österreich. Laut Angaben der UN ist das weltweite Bauwesen für 38 Prozent der jährlichen CO2-Emissionen verantwortlich. Der renommierte deutsche Architekt Werner Sobek kritisiert allerdings, dass in dieser Zahl nur der Bau und Betrieb von Gebäuden berücksichtigt sei. Beziehe man den Bau der Infrastruktur und den Rückbau der Bauten mit ein, dann steige der Wert auf rund 50 Prozent.
Im Jahr 2022 wurden in Österreich 13,5 Millionen Kubikmeter Beton verbaut – davon entfielen geschätzte 80 Prozent auf Transportbeton. Will man den CO2-Gehalt des Betons senken, muss man vor allem bei der Zementproduktion ansetzen. Ohne Zement kein Beton. Das Problem: Zur Herstellung von Zement benötigt man wiederum den sogenannten Klinker – ein feinkörniges Gemisch aus Ton, Sand und Eisenerz, das auf bis zu 1.450 Grad Celsius erhitzt wird und bei dessen Herstellung große Mengen CO2 freigesetzt werden.  

85 Prozent Zement

Laut GVTB-Geschäftsführer Ressler gehen rund 85 Prozent der CO2-Emissionen, die während der gesamten Wertschöpfungskette der Produktion von Transportbeton entstehen, auf das Konto des Zements. Den Rest verursacht im Wesentlichen der Transport. Das bedeutet: Um die CO2-Bilanz von Beton zu verbessern, muss man jene vom Zement optimieren.  

Die Themen Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Flächeneffizienz sind für unsere Branche längst selbstverständliche Schwerpunkte, die wir bei jedem Projekt mitdenken.

Berthold Kren, Präsident VÖZ

VÖZ-Geschäftsführer Sebastian  Spaun (li) und Präsident Berthold Kren
VÖZ-Geschäftsführer Sebastian Spaun (li) und Präsident Berthold Kren

Die österreichische Zementindustrie ist sich dessen bewusst. Berthold Krenn, CEO des Zementherstellers Holcim in Österreich und Präsident der österreichischen Vereinigung der Zementindustrie (VÖZ), dazu in einem Statement: „Die Themen Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Flächeneffizienz sind für unsere Branche längst selbstverständliche Schwerpunkte, die wir bei jedem Projekt mitdenken.“  Seit 1990 hat die heimische Zementindustrie die CO2-Emissionen um mehr als 20 Prozent gesenkt. Österreichischer Zement gilt im internationalen Vergleich als besonders sauber.
Dennoch bleibt noch viel zu tun. Die VÖZ hat 2022 ihre „Roadmap zur CO2-Neutralität“ bis 2050 veröffentlicht. Dort ist aufgelistet, mit welchen Maßnahmen die Zementhersteller dieses Ziel erreichen wollen: Den größten Beitrag soll mit 44 Prozent die sogenannten Abscheidung von CO2 beitragen. Experten sprechen hier von CCUS – Carbon Capture Utilization & Storage. Dabei wird vereinfacht in einem ersten Schritt das CO2 mit Filtern aus der Atmosphäre abgeschieden und anschließend gespeichert. In Österreich ist diese Speicherung – man spricht von CCS – bislang nicht erlaubt. In anderen europäischen Ländern gibt es dazu erste Projekte.

Kunststoff aus CO2

Die Alternative zur Speicherung nennt sich CCU: Hier hat der Zementhersteller Holcim gemeinsam mit der OMV, Borealis und dem Verbund im Vorjahr das vielbeachtete Projekt C2PAT abgeschossen. Dabei wurden abgeschiedenes CO2  und grüner Wasserstoff verwendet, um Kunststoff herzustellen. Die Partner haben angekündigt, auch in Zukunft in „unterschiedlicher Form“ zusammenarbeiten zu wollen.  Sie planen, „in den kommenden Jahren jeweils industriell hochskalierte Anlagen“ zu errichten.
Die übrigen 56 Prozent auf ihrem Weg zur CO2-Neutralität wollen die Zementhersteller durch ein Bündel weiterer Maßnahmen erreichen:16 Prozent bei der Klinkerherstellung, 22 Prozent bei der Zementherstellung – unter anderem durch die Reduktion des Klinkeranteils – und 5 Prozent beim Transport. Die verbliebenden 13 Prozent soll die sogenannten „Carbonatisierung“ beisteuern. Hierbei handelt es sich um die Fähigkeit des Betons, CO2 zu speichern. Diese Fähigkeit kann man erhöhen, wenn man Betonbauteile während des Recyclings aufbricht. Je nach Rezeptur kann Beton bis zu 40 Prozent des CO2, der bei der Zementherstellung entsteht, wieder aus der Atmosphäre aufnehmen.

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