Richtig verbunden, ist halb montiert

Verbindungstechnik
11.09.2019

Verbinder-Serie Teil 5: Zum Abschluss der Reihe haben wir Lösungen der bekanntesten Anbieter in einer ausführlichen Marktübersicht zusammengefasst.
Welcher Verbinder darf’s denn sein? Die Wahl des Systems wird von Faktoren wie dem Material oder auch der Ausstattung des Betriebs beeinflusst.
Welcher Verbinder darf’s denn sein? Die Wahl des Systems wird von Faktoren wie dem Material oder auch der Ausstattung des Betriebs beeinflusst.

Vergleicht man die Kostensätze auf der Baustelle und in der Werkstatt, wird schnell klar, dass die Kosten der Montage weit über jenen in der Werkstatt liegen. Dies gilt für den Bautischler genauso wie für den Möbeltischler. Das Material und das Werkzeug müssen an- und abtransportiert werden, auch die Sauberkeit spielt eine große Rolle, und am Ende zählt für den Kunden das Produkt, die Zuverlässigkeit und der Preis. Also sprichwörtlich das, was unter dem Strich steht. Gerade bei der Montage von Möbeln sind die Ansprüche der Kunden sehr hoch, oft soll so viel Platz wie nur möglich ausgeschöpft werden und die Möbel sollen passgenau ihren Platz ausfüllen. Was bei kleineren Möbeln fest verleimt zum Kunden transportiert und aufgestellt werden muss, ist bei komplexen Möbeln nur mithilfe entsprechender Verbindungsbeschläge möglich. 

Im Rahmen der Verbinder-Serie in den Tischler Journal-Ausgaben 3/19 bis 7–8/19 haben wir die am Markt bekanntesten Hand- und Kleinmaschinen mit ihren Verbindungslösungen vorgestellt. Zum Abschluss der Serie stellen wir noch weitere Alternativen vor. Hierfür haben wir uns einige Lösungen der bekanntentesten Anbieter oder Hersteller genauer angeschaut und in einer Tabelle zusammengefasst.
Bei der Recherche stellte sich heraus, dass einige Verbindersysteme, die sich aus verschiedenen Komponenten zusammensetzen, wiederum von verschiedenen Anbietern für unterschiedliche Systeme eingesetzt beziehungsweise kombiniert angeboten werden. Hier haben wir jedes System nur einmal aufgeführt. Die Beschlagspezialisten Würth, Häfele und Schachermayer vertreiben mehrere Möbelverbinder-Systeme. Hier kann es bei einigen Verbindern Überschneidungen geben. Oftmals ist die Bezeichnung von Anbieter zu Anbieter ein wenig verändert, oder die Verbinder sind für unterschiedliche Materialstärken geeignet. Hier wurde darauf geachtet, dass jedes System nur einmal erwähnt wird. Auch in Sachen Zubehör könnte es da Unterschiede geben.

Eine Frage der Ausstattung

Entscheidend ist die Ausstattung des Betriebes. Wer eine Nestingmaschine einsetzt, ist bestrebt, dabei alle Bearbeitungsschritte für den Verbinder in einem Arbeitsgang zu erledigen. Hier spielt bei der Auswahl des Verbinders noch eine Rolle, ob mit einer 3- oder 5-Achs-Maschine gearbeitet wird. Niemand, der in diese Technologie investiert hat, möchte noch Zeit für weitere Bearbeitungschritte und damit verbundene Programmier-, Rüst- und Bearbeitungszeiten investieren. Werden die Möbelteile hingegen auf dem Bearbeitungszentrum bearbeitet, ist eine Bohrung mehr nicht das Problem. Sind die Teile einmal auf der Maschine und die Programme generiert, hält sich der Zeitaufwand für einen zusätzlichen Arbeitsgang auf der Maschine in Grenzen. Wer analog mit herkömmlichen Mitteln wie Dübelbohrmaschinen, Beschlagsetzmaschinen oder mit Bohr- und Frässchablonen arbeitet, der ist bestrebt, Verbinder mit den bewährten Arbeitsschritten möglichst ohne zusätzlichen Werkzeugwechsel und den damit verbundenen Rüstzeiten zu bewältigen. 

Ein Möbelverbinder sollte möglichst einfach zu verarbeiten sein, ein hohes Maß an Stabilität bieten und, im besten Fall, möglichst unsichtbar sein bzw. unsichtbar, verdeckt und nicht störend verbaut sein. Der Montageaufwand sollte möglichst unkompliziert, ohne große Hilfsmittel, von der Hand gehen. Und auch der Aufwand für Bohrungen oder Fräsungen sollte sich in Grenzen halten. Bei einigen Verbindern kann man fast werkzeuglos arbeiten, andere wiederum benötigen Spezialwerkzeug. Manche Verbinder benötigen zusätzlich einen Dübel oder einen Flachdübel, um die Montage zu erleichtern oder der Statik gerecht zu werden. Wer ein Möbel in der Werkstatt vormontiert, schätzt es, wenn er die Verbinder zum Transport nicht noch einmal entfernen muss. Dies ist bei einigen Varianten nicht möglich. 

Die richtige Planung

Die Verbinderauswahl wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst. So spielt zum Beispiel die Materialstärke eine große Rolle. Es gibt Verbinder, die flächenbündig oder mit einem minimalem Überstand (einem Bund) aufliegend verarbeitet werden. Einige Verbinder können auch so montiert werden, dass die Abdeckkappe später flächenbündig sitzt. Der Verbinder selbst benötigt Platz, und auch die Bearbeitung des Plattenmaterials sollte fehlerfrei ohne durchzudrücken beim Bohren und Spannen möglich sein. Über welche technische Ausstattung verfügt der Betrieb? Wird mit dem Bearbeitungszentrum, mit Beschlagbohrmaschinen oder mit Handmaschinen gearbeitet? Ist bei der Montage vor Ort genügend Platz vorhanden? Wie schwer und sperrig dürfen die Einzelteile sein? Müssen steile Stiegen, enge Gänge oder ähnliche Hindernisse überwunden werden? Welche Bauteile sind nach der Montage sichtbar? Alles das sind Fragen, die bei der Konstruktion von komplexen Möbeln berücksichtigt werden müssen und in die Verbinderauswahl mit einfließen. Vielfältiges Zubehör verwandelt einige Systeme in wahre Multitalente. Hier sind Eckbolzen in unterschiedlichen Längen mit Einschraubgewinde für die üblichen Holzwerkstoffe verfügbar.

Aber auch Eckbolzen für Bohrdurchmesser von 8 mm (M5) und 10 mm (M6) mit entsprechenden Einpresshülsen aus Kunststoff sind erhältlich. Spreizmuffen aus Messing können die Funktion der Kunststoff-Einpresshülsen übernehmen. Endkappenbolzen sind für gebohrte, von außen sichtbare Konstruktionen erhältlich. Für Verbindungen im Bereich der Mittelwand werden Zwillingsbolzen oder Doppelbolzen mit Seegering angeboten. Für Plattenstöße sind Doppelbolzen mit Wulst erhältlich. Und für Gehrungen gibt es Gehrungsverbindungsbolzen mit Gelenk. Hier schwankt das Angebot von Anbieter zu Anbieter.

Im Überblick

In der Tabelle sind weitverbreitete Möbelverbinder zusammengefasst. Hier wurden nur Exemplare für die im Tischlerhandwerk üblichen Plattenwerkstoffe wie z.B. Spanplatte und MDF herausgesucht. Der Fokus lag auf Eckverbindungen für den Möbelbau, Fachbodenträger wurden nicht aufgeführt. Die Systeme unterscheiden sich in ihrer Handhabung einmal mehr und einmal weniger. Wenn Verbinder vom Prinzip her sehr ähnlich sind, dann haben wir diese in einer Spalte zusammengefasst. Trotzdem sind es manchmal nur Kleinigkeiten, die den einen Beschlag von einem anderen unterscheiden. Diese können jedoch für die Montage im Betrieb und später vor Ort beim Kunden entscheidend sein. Denn bekanntlich zieht der Kunde den Strich unter Ihr Projekt.

Branchen
Tischlerei