Haustechnik im Holzbau

Holzbau
03.12.2014

Der Baustoff Holz kommt im zeitgemäßen Bauen vielfach und in unterschiedlichster Weise zum Einsatz. Richtig eingesetzt, steht er anderen Werk- und Baustoffen um nichts nach. Bei der ersten Holzbau-Fachtagung, die kürzlich in Klagenfurt stattgefunden hat, standen die spezifischen Anforderungen an die technische Gebäudeausrüstung im Mittelpunkt.
 Holz im Hotelbau: Aufgrund der Möglichkeiten der Vorfertigung und der damit verbundenen kurzen Errichtungszeiten eignet sich der Holzbau ideal bei der Errichtung von Hotelanlagen, wie hier beim Mountain Resort Feuerberg, das in acht Baustufen über acht Jahre hinweg erweitert wurde. Architekt: Herwig Ronacher

Dass sich Holzbaustoffe bzw. das Bauen mit Holz zunehmender Popularität erfreuen, ist nicht weiter verwunderlich: „Klimaneutral, natur- und umweltfreundlich, ressourcenschonend“, so lauten die Attribute, die mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz als Baumaterial in Verbindung gebracht werden. Das steigende Umweltbewusstsein auf breiter gesellschaftlicher Basis und das wachsende globale Wissen über den schonenden Umgang mit den endlichen Ressourcen hat die Attraktivität von Holz im Baugeschehen wesentlich erhöht. 

Holz ist nicht Beton

Im September veranstaltete die Messe Klagenfurt in Kooperation mit dem Institut für Holzbau und Holztechnologie an der Technischen Universität in Graz im Rahmen der „Internationalen Holzmesse“ die erste Klagenfurter Holzbau-Fachtagung. Die eintägige Veranstaltung stand unter dem Motto „Versorgen und Umhüllen“. Der Fokus der einzelnen Fachvorträge lag vor allem auf den materialspezifischen Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten von Holzbaustoffen, die sowohl in technischer als auch in konstruktiver Hinsicht für langlebige, bauschadensfreie Holzbauten und Ausbauten sorgen. Dabei ging es den Veranstaltern vor allem darum, über den Tellerrand des Holzbaus zu blicken und jene Schnittstellen ins Zentrum zu rücken, die derzeit immer wieder zu wenig Beachtung in der Planung und Ausführung finden. „Der Holzbau unterliegt anderen Gesetzmäßigkeiten als das Bauen in Beton“, lautet eine der zentralen Aussagen der Fachtagung. „Holz ist nicht Beton. Das gilt nicht nur in der Planung, sondern verstärkt auch in der Ausführung. Deshalb muss man darauf achten, dass Gebäude- und Fassadentechniklösungen aus dem Stahlbeton- und Ziegelmassivbau nicht eins zu eins ungeprüft in den Holzbau übernommen werden“, erläutert Gerhard Schickhofer, Leiter des Grazer Universitätsinstituts für Holzbau und Holztechnologie. Angepasste Lösungen braucht es laut Schickhofer generell für den gesamten Ausbaubereich im Holzbau, im Speziellen aber für die Haustechnik. Die technische Gebäudeausrüstung, konkret die Versorgung des Gebäudes mit Strom, Gas und Wasser, unterliegt im Holzbau anderen Anforderungen als im Beton- oder Ziegelmassivbau. 

Vor allem in Bezug auf die Leitungsführung für Heizung, Wasser und Abwasser kann falscher bzw. nicht materialgerechter Einbau im Holzbau erhebliche Bauschäden verursachen. Im schlimmsten Fall sind diese nicht nur irreparabel und führen zum großflächigen Austausch vom Verkleidungsmaterialien, sondern erfordern den vollständigen Ersatz konstruktiver Bauelemente. 

Die Leitungsführung im Holzbau ist eine Querschnittsmaterie, die nicht nur die einzelnen Gewerke betrifft, sondern auch die Planer und Bauphysiker. „Bisher wird der Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Spezialplanern und Ausführenden in diesem Bereichen viel zu wenig Bedeutung beigemessen“, lautet das Fazit von Schickhofer. Für die richtige Leitungsführung im Holzbau kommen laut dem Planungsexperten nur drei Möglichkeiten in Betracht: „Sichtbar, in Schlitzen bzw. Aussparungen oder jederzeit zugänglich hinter Vorsatzschalen in einem eigenen Installationsschacht oder -raum.“ Nur so könnten eventuelle Leckagen schnell erkannt und einfach behoben werden. „Die gängige Praxis, Leitungen wie im klassischen Massivbau einfach irgendwie und irgendwo in der Decken-, Boden- oder Wandkonstruktion verschwinden zu lassen, ist für den Holzbau absolut nicht geeignet“, betont Schickhofer. 

Holz ist nicht gleich Holz

Seinen spezifischen Eigenschaften entsprechend eingesetzt, bietet Holz eine Dauerhaftigkeit, die mit allen anderen Baumaterialien mithalten kann bzw. diese sogar übertrifft. So weisen beispielsweise die Betonbauwerke aus den 1960er- und 1970er-Jahren heute mitunter einen erheblichen Sanierungsbedarf auf, wohingegen vielfach Holzbauwerke der vergangenen 200 bis 500 Jahre nach wie vor ihre Funktion erfüllen. Selbstverständlich dürfen derartige Ausnahmefälle nicht generalisiert werden, denn beim Holz gibt es je nach Baumart, Einsatz, Oberflächenbehandlungen und konstruktiven Schutzmaßnahmen eine weite Spannweite an Eigenschaften und entsprechenden Qualitäten.

Im Innenausbau besticht Holz durch seine natürlichen Qualitäten und ist vor allem für die Gesundheit des Menschen unbedenklich. Einschränkungen gibt es hier nur bei Holzbaustoffen. Denn je nach Produkt enthalten Holzbaustoffe mehr oder weniger Zusatzstoffe, die die ursprünglichen Eigenschaften verändern bzw. verfälschen. Bei Pressspan, Furnieren und Co entscheiden in erster Linie die verwendeten Kleber, ob die fertigen Produkte negative Auswirkungen auf das Wohnraumklima bzw. die Bewohner haben. Egal ob Holzbaustoff oder hochwertige Produkte wie Voll- oder Massivholz, eine gezielte, nachvollziehbare und zugängliche Leitungsführung – vor allem in Bezug auf alle wasser- bzw. abwasserführenden Leitungen – ist der beste Schutz für die Bausub­stanz. In dem Zusammenhang stellte die erste Holzbau-Fachtagung genau jene Schnittstellen in den Mittelpunkt. 

Holz ist vielseitig

„Holzbauplaner müssen in die Planung der Haustechnik involviert werden“, dafür plädiert Philipp Zumbrunnen, Projektleiter Eurban Limited London. „Vieles, was gut ist für den Holzbau, ist auch gut für den Stahlbeton- oder Ziegelmassivbau. Zusätzlich wird auch die Gebäudetechnik immer komplexer“, so Zumbrunnen weiter. Deshalb empfiehlt er beispielsweise den Zugang zu Leitungsschächten im Idealfall von den öffentlichen Gebäudeflächen wie Gängen oder Allgemeinräumen aus. Auf diese Weise ist der Zugriff jederzeit gewährleistet, zusätzlich erleichtert es auch das Ablesen durch den Energieversorger, da dieser nicht in die Wohnungen muss. 

„Im Bürobau ist die Leitungsführung wesentlich einfacher als im Wohnbau“, weiß der Grazer Architekt Werner Nussmüller. Als Best-Practice-Beispiel nennt er das vollständig in Holz errichtete Bürogebäude von Mayr-Melnhof Holz in Leoben. Innerhalb von knapp zwei Wochen wurde das Gebäude in Fertigteilbauweise hochgezogen. Sämtliche Heizungsinstallationen sind offen verlegt und werden von den Büromöbeleinbauten verdeckt. Die Zugänglichkeit ist damit jederzeit gewährleistet. Nussmüller ist davon überzeugt, dass vor allem im Büro- und Gewerbebau und zunehmend auch im Wohnbau die Montier- und Demontierbarkeit an Bedeutung gewinnen wird. Offene Leitungsführungen erleichtern die flexible Nutzung bzw. Umnutzung von Gebäuden. „So lässt sich Wohnbauarchitektur flexibel an die jeweiligen Lebensphasen und -umstände anpassen. Das ist ein besonderes Qualitätsmerkmal des Holzbaus“, ist Nussmüller überzeugt. 

Noch anspruchsvoller als im Wohnbau ist die Haustechnikplanung eigentlich nur noch in der Hotellerie. An zeitgemäße Hotelzimmer werden immer höhere Ansprüche gestellt. Das Mehr an Wohnkomfort für den Benutzer resultiert auch in einem Mehr an haustechnischen Ver- und Entsorgungsleitungen. Vor allem die Rohrleitungen für Lüftung und Klimatisierung fallen mit ihren großen Rohrquerschnitten besonders ins Gewicht. Zahlreiche Hotel- und Resortanlagen hat der Kärtner Architekt Herwig Ronacher in den vergangenen Jahren realisiert, fast alle in Holzbauweise. „Aufgrund der Vorfertigungsmöglichkeiten und der dadurch kurzen Errichtungsdauer ist die Holzbauweise ideal für den Hotelbau. Gerade bei Um- oder Zubauten sind die Bauzeiten meist extrem kurz bemessen, um die Saison trotz Umbau voll nutzen zu können“, erklärt Ronacher die wesentlichen Vorteile des Holzbaus in der Hotellerie. 

Für das Architekturbüro Ronacher ist der Hotelbau in den vergangenen Jahren zu einer tragenden Säule seines Unternehmens geworden. Manche Hotelanlagen, wie zum Beispiel das Mountain Resort Feuerberg, wurden in den vergangenen Jahren gleich mehrfach umgebaut und erweitert – immer außerhalb der Saison mit Bauzeiten von oftmals gerade zwei Monaten. Bei dem hohen Anteil an Haustechnik ist es heute generell üblich, diese in abgehängten Decken zu verstecken. „Für Hotelbauten aus Holz mit dem Anspruch die Konstruktion des Holzbaus zumindest teilweise sichtbar und erlebbar zu machen, müssen andere Lösungen gesucht werden, die sowohl wirtschaftlich sind als auch die Gestaltungsmöglichkeiten in Bezug auf das konstruktive Gefüge weitgehend offenlassen“, erklärt Ronacher. 

Leitungsführung im Holzbau

  • Leitungen sichtbar führen 
  • Leitungen in Schlitzen bzw. Aussparungen 
  • Leitungen verkleidet hinter Vorsatzschalen, jederzeit zugänglich
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Architektur