Gebäudearmaturen
Industrie gegen PFAS-Generalverbot
Das EU-Vorhaben, den Einsatz einer kompletten PFAS-Stoffgruppe aus rund 10.000 Substanzen pauschal zu beschränken, gefährde zahlreiche industrielle Prozesse rund um die Produktion und den Handel von Armaturen in Deutschland und Europa – und würde die globale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Armaturenindustrie deutlich einschränken, erklärte heute der VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) in einer Aussendung. Dies beträfe im Besonderen auch die Hersteller von Gebäudearmaturen. "Der VDMA als Sprachrohr des gesamten Maschinen- und Anlagenbaus sowie der VDMA Fachverband Armaturen setzen sich daher für eine bessere, praxistauglichere PFAS-Regulierung ein und lehnen ein pauschales Verbot ab", wie der Verband heute in einer Aussendung bekanntgemacht hat.
„Als Unternehmer sehen wir uns selbst in der Pflicht, alles in unserem Einflussbereich Machbare zu tun, um die Umwelt zu schützen und nachhaltig zu handeln. Entsprechend unterstützen wir den Wandel, weg von der Verwendung von unangemessenen Stoffen, hin zu zeitgemäßen, alternativen Stoffen“, betont Stefan Gesing, CEO der Dornbracht AG & Co. KG und Vorsitzender der VDMA Fachabteilung Gebäudearmaturen. „Ein pauschales PFAS-Verbot ohne verfügbare Stoff-Alternativen würde den betroffenen Unternehmen im Extremfall jedoch die Geschäftsgrundlage entziehen. Zumindest würde es sie erheblich benachteiligen gegenüber Unternehmen, die außerhalb Deutschlands und der EU produzieren“.
Um die Interessen der Branche zu wahren, hat der Fachverband Armaturen eine Stellungnahme für den Bereich Gebäudearmaturen zum PFAS-Beschränkungsvorhaben verfasst, die zeigen soll, "weshalb ein unreflektiertes allgemeines Verbot von PFAS – also auch von denjenigen Stoffen mit geringem Gefährdungspotenzial in Gebäudearmaturen – weit über das Ziel hinausschießen und der Industrie schweren Schaden zufügen würde", so der VDMA.
Was sind PFAS?
Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) umfassen über 10.000 Substanzen – wie PFOS (Perfluoroctansulfonsäure), PFOA (Perfluoroctansäure), Perfluornonansäure (PFNA) und Perfluorhexansulfonsäure (PFHxS) – und sind Industriechemikalien, die jahrzehntelang bei der Herstellung einer Vielzahl von Produkten z.B. Textilien, Haushaltswaren, Brandbekämpfung, Autoindustrie, Lebensmittelverarbeitung, Bauwesen, Elektronik verwendet wurden. Die Aufnahme von PFAS über Lebensmittel kann negative gesundheitliche Auswirkungen zur Folge haben. Die Verwendung von PFOS ist seit 2010 in Europa verboten. Seit dem Jahr 2020 gilt in der EU für PFOA und Substanzen, aus denen PFOA freigesetzt werden kann, ein Verwendungsverbot als Reinstoffe. In Mischungen und Erzeugnissen gelten seit 2020 Höchstmengen von 0,025 Milligramm (mg) pro Kilogramm (kg) bzw. 1 mg pro kg (PFOA freisetzende Substanzen). Für verschiedene Spezialverwendungen gibt es Ausnahmen bzw. längere Übergangsfristen. Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) hat am 7. Februar 2023 den Vorschlag für ein Verbot der Herstellung, der Verwendung und des Inverkehrbringens (einschließlich der Einfuhr) von mindestens 10.000 PFAS veröffentlicht. Das vorgeschlagene Verbot wurde im Rahmen der EU-Chemikalienverordnung REACH von Expert*innen aus Deutschland, den Niederlanden, Dänemark, Norwegen und Schweden ausgearbeitet. (Quelle: AGES, Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit GmbH)
Gesundheitsrisiko
Laut AGES nimmt der Mensch PFAS in erster Linie über Lebensmittel auf, wo diese Stoffe am häufigsten in Fisch, Obst, Eiern und Eiprodukten nachweisbar sind, sowie über Trinkwasser. PFAS binden sich nach der Aufnahme im Körper an Eiweiße im Blut und werden beim Menschen nur extrem langsam, hauptsächlich über die Nieren, ausgeschieden. Das führt zu einer Anreicherung im Körper, zum Beispiel im Blut und in der Leber. Die Halbwertszeit im Körper kann je nach Kettenlänge der PFAS zwischen wenigen Tagen und Monaten (z. B. PFHxA, PFBA) bis hin zu mehreren Jahren (z.B. PFOAS, PFOA, PFHxS) liegen. Weltweit zeigt sich, dass die Gehalte an PFOS, PFOA und PFHxS im Menschen seit dem Jahr 2000 weniger werden, wohingegen der Gehalt von PFNA steigt.
PFAS gehen in die Muttermilch über und reichern sich während der Stillperiode im kindlichen Organismus an. Messergebnisse und Modellierungen zeigen jedoch, dass sich die Blutgehalte dieser Verbindungen von lange gestillten und nicht gestillten Kindern innerhalb von wenigen Jahren angleichen.
Die giftige Wirkung aufgrund einer kurzfristigen hohen Aufnahme (akute Toxizität) ist bei PFAS gering. Mögliche gesundheitliche Auswirkungen, die durch PFAS verursacht werden können, sind eine verminderte Immunantwort auf Impfungen, erhöhte Cholesterinwerte, entwicklungstoxische Effekte beim ungeborenen Kind wie eine verzögerte Entwicklung der Milchdrüse und geringeres Geburtsgewicht, sowie die Entwicklung von Nieren- und Hodenkrebs bei Erwachsenen. (Quelle: AGES)
Links:
VDMA (Aussendung)
AGES (PFAS INFO)