Interview: Klare Worte

„Ärmel hochkrempeln und anpacken“

Interview
06.05.2024

Christian Heigl, Österreich-Geschäftsführer des Baumaschinen-Vermieters HKL, spricht im Interview mit der Bauzeitung Klartext – über Pessimismus, Zuversicht und das österreichische Gen.
HKL Österreich-Geschäftsführer Christian Heigl
HKL Österreich-Geschäftsführer Christian Heigl.

Christian Heigl zum aktuellen Geschäftsverlauf von HKL in Österreich:
Das Marktumfeld ist natürlich herausfordernd, aber unser Geschäft entwickelt sich gut. Das erste Quartal lag ungefähr auf Vorjahresniveau. Im zweiten Quartal schaut es bislang so aus, dass wir uns gegenüber dem Vorjahr leicht steigern können – obwohl der Markt sehr umkämpft und der Druck auf die Preise hoch ist. Vor allem der Kabel- und Leitungsbau entwickelt sich gut.

Wovon HKL im aktuell schwierigen Umfeld profitiert:
Wir haben eine breite Kundenstruktur und können daher den Rückgang im Wohnbau durch Aufträge im Tiefbau und in der Infrastruktur abfangen. Zudem profitieren wir davon, dass wir vor einigen Jahren begonnen haben, unseren Maschinenpark zu verbreitern: Wir haben in Höhenzugangstechnik investiert – vor allem in Arbeitsbühnen. Damit haben wir nun Zugang zu ganz neuen Kundengruppen und Segmenten, die über die reine Bautätigkeit im Hochbau und Tiefbau hinausgehen. Das reicht von der Reinigung von Hausfassaden über die Ausbesserung von Fassaden bis hin zu Maler- und Elektroarbeiten.

Wie er das Wohnbaupaket der Regierung beurteilt:
Die beschlossenen Maßnahmen sind gut. Das passt. Auch die Zielsetzung stimmt – Wohnraum schaffen und die Baukonjunktur ankurbeln. Die entscheidende Frage lautet jetzt aber: Wie schnell trifft das Paket beim Empfänger ein?

Was die Regierung nicht leisten kann:
Es gibt einen Bereich, den das Baupaket nicht adressiert und auch gar nicht adressieren kann. Das sind die hohen Finanzierungkosten. Bei einer Finanzierung mit einer Laufzeit von 30 Jahren macht ein Zehntel Prozentpunkt bei den Zinsen viel aus. Viele Bauträger warten derzeit mit ihren Entscheidungen darauf, was die EZB macht – ob und wann sie die Zinsen senkt. Hier herrscht große Unsicherheit. Und Unsicherheit ist immer schlecht für das Geschäft.

Das österreichische Gen

Was sie leisten sollte und was sie leisten könnte:
Das Baupaket hat bislang auch noch keine Sicherheit gebracht. Hier wartet der Markt darauf, dass die offenen Details geklärt werden. Bis das nicht der Fall ist, warten viele Bauherren und Auftraggeber mit ihren Entscheidungen. Es gibt zudem einen weiteren Aspekt, den ich für sehr wichtig halte: Konjunktur ist immer auch Stimmung. Und die Stimmung in der gesamten Baubranche ist derzeit nicht gut. Es hat sich ein Pessimismus breit gemacht, den ich auf Dauer für ein Riesenproblem halte. Hier könnte die Politik mit gutem Beispiel vorangehen, indem sie Probleme sachlich diskutiert, pragmatisch nach Lösungen sucht und damit Zuversicht vermittelt.

Warum ihn das österreichische Gen zuversichtlich stimmt:
Ich treffe in meinem Geschäft immer wieder auf Menschen, die genau das machen: Die Situation sachlich analysieren und dann Entscheidungen treffen – mutig, mit Weitblick. Das ist für mich Teil des österreichischen Gens: Wenn es darauf ankommt, die Ärmel hochkrempeln und anpacken.

Zahlen, die ihn in seiner Zuversicht bestärken:
Die mittel- und langfristigen Perspektiven für die Bauwirtschaft sind gut. Die Entscheidungsträger haben erkannt, dass massive Investitionen in die Infrastruktur notwendig sind. Da gibt es viele gute Beispiele: Ich denke da an die Asfinag, die von 2022 bis 2027 sieben Milliarden Euro in den Ausbau des Straßennetzes investiert, die Austrian Power Grid, die innerhalb von zehn Jahren 3,5 Milliarden Euro in Strominfrastruktur stecken wird, oder die ÖBB, die bis 2029 die Bahnkapazitäten mit einem Budget von 21 Milliarden Euro ausbauen wird.

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