Betriebsübernahme

Voll Holz Liebe rettet Tischlerei Pröll

Betriebsübernahme
13.07.2021

Ende 2020 stand die traditionsreiche Tischlerei Pröll in Götzendorf mangels Nachfolger vor dem Zusperren. Drei ambitionierte Investoren übernahmen spontan den 114 Jahre alten Betrieb.
V. l. n. r.: Harald Kriegner, Hermann Pröll, Gerald Geretschläger und Thomas Niederhuber.
V. l. n. r.: Harald Kriegner, Hermann Pröll, Gerald Geretschläger und Thomas Niederhuber.

Ans Aufhören hat Hermann Pröll lange nicht gedacht. Bis zu seinem 83. Lebensjahr führte er den Familienbetrieb mit voller Leidenschaft. Hätte die Tischlerei zugesperrt, wäre immens großes Know-how verloren gegangen. Zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren Harald Kriegner, Gerald Geretschläger und Thomas Niederhuber, die das Erbe der Tischlerei nun wortwörtlich mit „Voll Holz Liebe“ weiterführen.

Die top ausgestattete Werkstätte übernahm Voll Holz Liebe von der Tischlerei Pröll.

Wie Voll Holz Liebe entstand

Investor Harald Kriegner kennt die Tischlerei Pröll schon seit langer Zeit. Bereits seine Eltern waren treue Kunden des Traditionsbetriebs, und auch er selbst griff für sein Unternehmen auf die Expertise der Handwerker zurück. Auch bei Gerald Geretschläger war die Tischlerei bereits als Geschäftspartner bzw. Lieferant tätig. „Manche der Mitarbeiter waren bereits 45 Jahre im Betrieb, haben dort das Handwerk gelernt und kommen aus der Umgebung. Deren Fähigkeiten und die Loyalität haben mich immer fasziniert. Es sind allesamt Universalhandwerker, die ihr Handwerk verstehen und sich mit Vollholz auskennen“, so Harald Kriegner, Leiter einer Werbeagentur und zuständig für Marketing und Kreativität. Die Tischler und Mitarbeiter der Tischlerei Pröll waren bekannt für ihre pragmatischen Lösungsansätze, die kurzen Wege sowie ihre hemdsärmelige und menschliche Art. Das hat Kriegner und Geretschläger immer imponiert.

Tischlerei Pröll stand kurz vor dem Aus

114 Jahre Geschichte stecken in der Tischlerei, die nun als Voll Holz Liebe weitergeführt wird.

Als Harald Kriegner im Dezember erfuhr, dass die Tischlerei zusperrt, ist er aus allen Wolken gefallen. Weder in der Familie der Tischlerei, noch im Betrieb gab es Nachfolger. Die Mitarbeiter waren bereits gekündigt, und manche konnten in Pension gehen. Sofort haben Kriegner und Geretschläger alle Hebel in Bewegung gesetzt, um eine Lösung zu finden. „Die gekündigten Mitarbeiter sind Top-Fachkräfte und hatten bereits neue Angebote auf dem Tisch, und natürlich mussten wir einen neuen Geschäftsführer aus dem Tischler-Handwerk finden, der unsere Vision teilt“, so Geretschläger, der für die wirtschaftliche Unternehmensgründung zuständig ist und die Bereiche Controlling und Bilanzen verantwortet. Über Freunde und deren umfangreiches Netzwerk trafen sie auf Thomas Niederhuber, einen besonders ambitionierten und kreativen Tischler. Tischlermeister Niederhuber stand gerade vor dem Wechsel in die Selbstständigkeit, konnte aber von den Investoren für die gemeinsame Vision begeistert werden. 

Voll Holz Liebe bleibt Tradition treu

Bei Voll Holz Liebe stehen Lieblingsstücke mit bleibendem Wert im Mittelpunkt.
er Name Voll Holz Liebe ist seither nicht nur beim Material und Handwerk Programm. Auch alle Mitarbeiter konnten übernommen werden. „Wir wollen mit Vollholz weiterarbeiten und mit unserer Arbeit ehrliches Handwerk forcieren. Jeder hat ein Lieblingsstück, das nicht nur einen Designanspruch erfüllen, sondern auch ein Benutzungsgegenstand bleiben soll“, so Niederhuber. Vom Esstisch über die Sitzecke bis hin zum alten Erbstück, das aufgemöbelt werden soll, reicht das Angebot der Tischlerei. Voll Holz Liebe will dabei wertige und langlebige Stücke mit Qualität schaffen und sich nicht vom Bestpreis diktieren lassen. „Ich bin überzeugt, dass der Kunde sehen kann, wie viel Liebe unsere Mitarbeiter in ihr Möbelstück einbringen“, so Kriegner. Dabei profitiert die Tischlerei weiterhin vom langjährigen Know-how der Mitarbeiter. „Wichtig ist uns, dass die älteren Mitarbeiter Hand in Hand mit dem Nachwuchs zusammenarbeiten und die Jugendlichen das Handwerk von Grund auf lernen“, so der junge Chef Niederhuber, der diesen Spirit an die Mitarbeiter weitergibt. Die Kunden und Lieferanten sind von der Rettungsaktion begeistert, was der Tischlerei natürlich zugutekommt. Im Moment sucht Voll Holz Liebe sogar einen neuen, ambitionierten Mitarbeiter, der die Auftragslage unterstützt. Trotzdem will die Tischlerei klein bleiben und ihre Vision nicht aus den Augen verlieren. „Wir wollen keine Großaufträge oder einen Optimierungswahn verfolgen, sondern unserem Handwerk treu bleiben. In Zukunft wäre eine offene Werkstatt, wo jeder hinkommen kann, spannend. Es gibt so viele schöne Stücke, denen man durch Upcycling wieder neues Leben einflößen könnte. Wir wollen mit unseren Kunden dieses Potenzial gemeinsam ausschöpfen“, schwärmt Kriegner. „Mit dem Öffnen unserer Werkstatt wollen wir das Tischlerhandwerk erlebbar machen, emotional aufladen und so einem breitem Publikum näherbringen und zeigen, was dahinter steckt“, so Niederhuber.
Branchen
Tischlerei