Metallbearbeitung
Die aktuellen Blechfertigungsmaschinen im Überblick
In der Metallbaubranche wechseln die Stückzahlen sehr oft, einfache große Serien bis zu komplexen einbaufertigen Einzelteilen. Darauf muss man schnell reagieren können. Ebenso vielfältig sind die Werkstoffe: Stahl, Aluminium, Edelstahl. Die Bauteile werden von Kunden streng geprüft und zertifiziert. Die Maschinen müssen daher exakt und mit hoher Wiederholgenauigkeit arbeiten, schnell umrüstbar und bedienungsfreundlich sein. Manuell oder unbeaufsichtigt eventuell rund um die Uhr vollautomatisch arbeiten.
Bei den hier angeführten Anbietern bekommt man das alles aus einer Hand geliefert: Biegemaschinen, Software und Automatisierungslösungen. Wichtige Punkte vor dem Kauf sind auch: Wie gut ist das lokale Servicenetz, ist eine sofortige Ferndiagnose möglich, oder kommt ein kompetenter Techniker "zeitnah" mit den richtigen Ersatzteilen. Welche Schulungen und Trainingsprogramme werden angeboten. Und natürlich, welche Möglichkeiten der Finanzierung gibt es.
Abkantpresse EG-4010 von Amada: kompaktes und schnelles Arbeiten
Kleine, komplexe Teile schnell und ergonomisch fertigen. Das verspricht Amada mit der kompakten elektrischen Abkantpresse EG-4010. Durch Antrieb mit Dual Server Power (DSP) soll sie besonders schnell sein und kurze Zykluszeiten ermöglichen. Mit 400 kN Presskraft und 1.050 mm Abkantlänge biegt die Maschine mit einer Geschwindigkeit bis zu 25 mm/s. Bei den kleinen Biegeteilen ermöglicht der 5-Achsen-Hinteranschlag eine sehr schnelle und präzise Positionierung. Optional erhältlich ist ein Winkelmesssystem für noch höhere Genauigkeit bei Blechdicken bis zu 6 mm. Dadurch lassen sich Testkantungen mit Materialausschuss vermeiden. Komfortabel und ergonomisch für den Bediener: einstellbarer Arbeitsstuhl und Fronttisch, höhenverstellbare Positionierung der Steuerung. Die präzise Positionierung des Pressbalkens sichert eine hohe Wiederholgenauigkeit (0,001 mm). Der neu konstruierte Maschinenrahmen erlaubt zusätzlich durch seine Festigkeit auch das Prägen von verschiedenen Blechstärken.
Automatisiertes oder manuelles Biegen mit der Mobile Bending Cell
Nach der Mobile Bending Cell 40 hat Bystronic nunmehr die "große Schwester" Mobile Bending Cell 80 auf den Markt gebracht, mit der man ebenso automatisiert oder manuell biegen kann. Die schlaue Idee der Mobile Bending Cell ist die Kombination eines Roboters mit einer kompakten Abkantpresse. Die Mobile Bending Cell 80 entfaltet auf einer Biegelänge von rund 1.500 mm eine Presskraft von bis zu 80 Tonnen. Genauso schnell wie sich der Roboter an der Abkantpresse andocken lässt, kann man ihn auch wieder zur Seite stellen. Blechverarbeiter müssen sich somit nicht zwischen manueller und automatisierter Produktion entscheiden -sie können beides haben und je nach Auftragslage wechseln. Kleine, komplexe Teile manuell fertigen, große Serien vollautomatisiert. Mit dieser Flexibilität kann man alle anfallenden Biegeteile schnell und kostensparend herstellen. Ohne Bediener kann die mobile Biegezelle auch nachts produzieren. Sind die Biegeaufträge programmiert, läuft die Produktion ohne Unterbrechung. Die Biegezelle braucht mit einer Stellfläche von rund fünf Quadratmetern nur sehr wenig Platz.
Dyna-Cell Biegezelle: LVD kombiniert Abkantpresse mit Robotik
Bei der Dyna-Cell Biegezelle von LVD wird ebenfalls eine elektrische Abkantpresse mit einem Roboter kombiniert. Mit 40 Tonnen Druckkraft lassen sich die Teile bis zu 1.500 mm Arbeitslänge mit einer maximalen Geschwindigkeit von bis zu 25 mm/s kanten. Der kleine Roboter handhabt die Teile schnell und präzise, sein universeller Greifer passt sich an alle Teilegrößen an, von 30 x 100 mm bis 350 x 500 mm mit einem Gewicht von bis zu 3 kg. Ohne Umgreifen lassen sich die Teile an drei verschiedenen Seiten biegen. Bei großen Mengen von Kleinteilen ist für eine automatisierte Produktion von bis zu acht Stunden kein Bedienereingriff erforderlich. Wer die Automatisierung nicht braucht, arbeitet ohne Roboter manuell an der Abkantpresse. LVD verspricht, dass alle Arbeitsschritte, von der Zeichnung bis zum ersten fertigen Teil, in 20 Minuten erledigt sind. Dabei helfen natürlich "digitale Assistenten": Aus der 3D-Zeichnung generiert die Software automatisch das Biegeprogramm, berechnet einen kollisionsfreien Weg mit allen Greiferpositionen und simuliert das Biegen des Teils mit dem Roboter. Das Anlernen des Roboters an der Maschine ist nicht mehr notwendig. Danach Abkantpresse einrichten, Programm starten und den ersten Teil abkanten. Als Option bietet LVD eine Winkelüberwachung in Echtzeit an. Damit ist der gewünschte exakte Winkel ab dem ersten Biegevorgang gewährleistet, Materialschwankungen wie Blechdicke, Kaltverfestigung sowie Kornrichtung werden automatisch ausgeglichen.
Vielseitig und schnell: Die eP Genius 1030 von Prima Power
Die Biegeanlage eP Genius 1030 von Prima Power ist eine Kombination einer servo-elektrischen Abkantpresse mit 1.050 kN Biegekraft und 3.060 mm mit einem automatischen Werkzeugwechsler und -lager. Dieses Konzept bietet ein sehr vielseitiges, schnelles Biegesystem, das kein manuelles Rüsten erfordert. Der Bediener kann sich ganz auf das Vorbereiten des Biegeprozesses konzentrieren. Die eP Genius spielt ihre Stärken speziell bei sehr kleinen Losgrößen aus, wo auch kurze Taktzeiten wichtig sind. Während des Werkzeugwechsels tastet ein Sicherheits-Laserscanner den Arbeitsbereich ab und schützt den Bediener, wobei keinerlei manuelle Eingriffe erforderlich werden, um die Maschinenfunktionen zurückzusetzen. Das Werkzeuglager nimmt insgesamt 32 Meter an Werkzeugen auf und erlaubt die Handhabung von Werkzeugen von 20 bis maximal 515 mm.
SafannDarley setzt auf CNC-Bombiersysteme
SafanDarley bietet viele elektronische Abkantpressen, darunter die E-Brake 50T-2050 Ultra. Standardmäßig ist sie mit einem CNC-Bombiersystem ausgestattet und einem Doppelbildschirm für eine papierlose Arbeitsumgebung. Die E-Brake Ultra kann optional mit einem 3D-Hinteranschlag und einem Winkelmesssystem ausgerüstet werden sowie einer "intelligenten" CNC-gesteuerten Biegehilfe. Ebenso erhältlich ist eine Software, die vorab offline den gesamten Biegevorgang vollständig simuliert und kontrolliert. Anschließend wird das CNC-Programm generiert. Eine optionale Softwarefunktion ist die Stapelverarbeitung. Damit kann man mehrere Teile automatisch bearbeiten. Das senkt teure Programmierkosten. Ein Dashboard zeigt den gesamten Prozess der Programmierung an, die Übertragung an die Maschine und das Auslesen relevanter Informationen über die Produktivität.
Automatisches Biegen mit Salvagnini
Salvagnini hat ebenfalls sehr viele Maschinen zum automatischen Biegen im Programm. Jedes Modell kann mit vielen Optionen konfiguriert werden und verfügt über Sensoren, die Blechstärke und -größe messen sowie jegliche Art von Verformungen aufgrund von Temperaturschwankungen erfassen. Die Daten werden in Echtzeit in die Biegeformel gespeist, die korrekt anzuwendende Kraft errechnet, sodass Präzision, Wiederholbarkeit und Qualität der fertigen Bauteile gewährleistet werden. Eines der Highlights im Programm ist das automatische Biegezentrum P4lean, das keinen Werkzeugwechsel erfordert: Die oberen und unteren Biegewangen, der Gegenhalter und der Niederhalter sind universelle Werkzeuge, die Materialstärken von 0,4 bis 4,0 mm (Aluminium) biegen. Mit ihren hoch entwickelten Zyklen führt die P4 durchschnittlich 17 Kantungen pro Minute durch. Das Biegezentrum kann auch in eine flexible Fertigungslinie integriert werden.
Schröder Schwenkbiegemaschine Evo-Center
Schröder stellt die Schwenkbiegemaschine Evo-Center vor. Bei 4.040 mm Arbeitslänge kantet die Anlage bis 3,0 mm starkes Stahlblech ab. Der Bediener ruft entweder ein vorbereitetes Biegeprogramm auf oder programmiert direkt an der Maschine. Mit dem Blechhandlingsystem Advanced Handling System (AHS) kann der Anwender die Schwenkbiegemaschine auch ohne zusätzlichen Roboter vollautomatisiert betreiben. Das Blechhandlingsystem bewegt dabei schwere Bleche bis 80 kg und 3.700×1.500 mm Größe, "nimmt" aber genauso kleine Werkstücke bis zu 250×300 mm auf. Möglich ist eine sehr flexible Fertigung von Einzelstücken und Kleinserien. Zwei Kameras überprüfen die Bearbeitung, die Bilder der Werkstücke werden mit den CAD-Daten abgeglichen. Schröder versichert dem Anwender: Das Biegezentrum ist in unter einer Minute startklar gerüstet und erledigt danach vollautomatisch alle Kantungen. Somit passt es auch gut in eine Fertigungsstraße.
Software und Automatisierung zentral für Blechfertigung
Eine produktive Blechfertigung ist ohne Software nicht denkbar. Praktisch alle Anbieter haben "intelligente" Software für Planung, Konstruktion, 3D-Biegesimulation und Fertigungsmanagement im Programm. Und bei den meisten gibt es noch eine Smartphone-App, die als persönlicher Assistent des Maschinenbedieners fungiert.
Metallbauer können auf sehr flexible, individuell adaptierbare Lösungen für die Automatisierung zurückgreifen: Be- und Entladesysteme, Roboter und automatische Blechlager. Die Anbieter sind auch kompetent, wenn man weitere Prozesse wie Stanzen, Schneiden und Schweißen in eine Fertigungslinie integrieren will.
[Quelle: METALL 04/2020]