Interview
Hausverstand trifft Herz
Gebäude Installation: Die Aschl GmbH, beziehungsweise die 1A Edelstahl GmbH, wie Ihr Unternehmen seit 2019 firmiert, zählt heute zu den führenden Anbietern von Entwässerungssystemen und Rohrleitungskomponenten aus Edelstahl. Wie hat alles angefangen?
Roman Aschl: Begonnen hat alles, wie so ganz typisch für einen Ein-Mann-Betrieb, mit einer Menge an Ideen im Kopf in einem Kinderzimmer, das erste Lager war unsere Doppelgarage. Die Firma hat sich von Beginn an gut entwickelt und ich habe dann dieses Haus hier gekauft, besser gesagt einen Schutthaufen mit Dach und einer liebenswerten alten Dame, die unter wirklich unbeschreiblichen Umständen hier gelebt hat. Ich erinnere mich noch gut, mit welcher Aufopferung sie mit ihrer Sense die Grünflächen vor dem Haus geschnitten hat. Wir waren damals zu siebt und haben die einzelnen Räume peu a peu renoviert. Mit jedem Auftrag ein weiteres Zimmer. Heute ist wirklich jedes Loch, jede Nische vollgestopft, wir haben auf unserem Gelände 1,5 Millionen Teile auf Lager, viele Abläufe passieren händisch und damit sehr ineffizient. Jeden Tag verlassen über 200 Sendungen das Haus.
Expansion ist demnach für Sie ein Thema. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen lassen aber derzeit vor Investitionen zurückschrecken, oder?
Es gab in unserer Branche immer Hochs und Tiefs, wer entsprechend gepolt ist, sieht nur die Krisen, die einander abzulösen scheinen. Das ist nicht meins. Für mich hat es sich bewährt antizyklisch zu investieren. Ich habe 400 Meter von hier eine Liegenschaft gefunden, ein Feld mit 25.000 Quadratmetern. Im Frühling starten wir den Neubau eines Logistikcenters. Im ersten Schritt werden wir Logistik, Forschung und Entwicklung übersiedeln, die Administration wird vorerst noch in diesem Haus bleiben und erst in weiterer Folge hinüberwechseln. Alles kostet Geld und es hat sich bisher bewährt nicht über die Verhältnisse zu leben. Womit verdienen wir Geld? Mit einer schnellen und optimierten Logistik, für die wir uns bereits vorbereiten. Wir sind gerade dabei das neue System anzulernen. Wir sind eine ganz kleine Firma und haben keine hochtrabenden Überlegungen, sondern wollen mit Hausverstand vorgehen, auf gut österreichisch: wir wurschteln uns vorwärts.
Nichts ist schlimmer als seine Lebenszeit mit Aufgaben zu verbringen, denen man sich verpflichtet sieht, oder in die man hineingedrängt wird.
Sie investieren also stark in die Zukunft – vielleicht auch in Hinblick auf Ihre fünf Kinder? Wird eines in Ihre Fußstapfen treten?
Keines meiner Kinder arbeitet derzeit im Unternehmen. Und das ist gut so – ich habe ihnen immer gesagt, sie sollen das machen, was ihnen Spaß bereitet. Nichts ist schlimmer als seine Lebenszeit mit Aufgaben zu verbringen, denen man sich verpflichtet sieht, oder in die man hineingedrängt wird. Die Nachfolge im Unternehmen ist aber natürlich für mich ein wichtiges Thema.
Das heißt konkret?
Ich beschäftige fünf Führungskräfte, die im Unternehmen aufgewachsen und so richtig engagiert sind. Unsere Führungskräfte sind heute alle so um die 40 Jahre alt, jeder hat seine ganz eigene Geschichte bei Aschl. Ich bin heute ein Chef im Pensionsalter und will gar nicht mehr mit allem beschäftigt werden, ich bin froh über alles, was ich abgeben kann. Der Neubau ist ein klares Zeichen für die Zukunft der Firma.
Auch Sie sind in Ihre Position als erfolgreicher Geschäftsführer sukzessive hineingewachsen – vom Ein-Mann-Betrieb zum Unternehmer mit rund 50 Mitarbeitern am Standort in Pichl bei Wels. Beim Einstieg in Ihr Berufsleben war dieser Weg ja nicht vorgegeben.
Ich bin gelernter technischer Zeichner und habe acht Schulen verbraucht um bis zur Matura zu kommen. In der Abendschule habe ich dann die HTL für Berufstätige absolviert, begonnen BWL zu studieren, aber nie abgeschlossen. Es gibt immer wieder Fragen, bei denen mir eine abgeschlossene Ausbildung geholfen hätte. Ich halte mich in diesen Fällen aber an einen Tipp meines Steuerberaters. Er meint: Das meiste kann man mit Hausverstand lösen, die letzten fehlenden fünf Prozent kaufst Du Dir zu.
Man kann und muss nicht alles können, auch nicht als Unternehmer. Und dann darf man nie vergessen, dass es neben der erfolgreichen Arbeit noch weit erfüllendere Werte gibt. Wenn meine Kinder zu mir sagen: Wir haben Dich immer gehabt, dann ist das ein Privileg. Ich habe vor allem meine drei Jüngeren draußen spielen gesehen, ihnen vorgelesen, wir haben Geschichten selbst erfunden und sind gemeinsam in magische Welten getaucht.
Ich kann Ihnen nur zustimmen, nichts ist kostbarer als die Zeit mit den eigenen Kindern und nur wenig ist bereichernder für Seele und Intellekt als ein gutes Buch. Eine schöne, eine heile Kindheit ist aber auch bei uns leider keine Selbstverständlichkeit. Sie engagieren sich ganz aktiv für jene Kinder, die die Schattenseiten erleben müssen.
Soziales Engagement ist mir ein großes Anliegen, ich bin Ehrenmitglied des Kinderschutzzentrum Tandem, das Kinder, die körperlicher und seelischer Gewalt ausgesetzt sind, unterstützt. Es ist unglaublich schlimm, was diese Kinder aushalten müssen. Man glaubt nicht, was hinter Mauern in einem Land wie Österreich an Grausamkeit passiert. Soziales Engagement beginnt für mich aber schon vor der eigenen Haustür, im eigenen Unternehmen. Stimmt bei meinen Mitarbeitern alles? Wenn das Smile im Gesicht fehlt, dann muss man nachfragen! Ich bin sicher kein Überpapa, es braucht oft nicht viel zu tun – das Gespräch suchen, zuhören – das erleichtert die Seele.
Sie haben das Loslassen können und das Abgeben von Verantwortung bereits angesprochen. Viele Firmeninhaber tun sich schwer damit.
Mir ist es, wie gesagt, wichtig etwas abgeben zu können. Ich halte es mit der Erkenntnis eines meines Mitarbeiters, der meinte: Haben Sie keine Angst vor Fehlern, es werden welche passieren! Für mich sind Fehler Ausdruck dafür, dass das System nicht perfekt funktioniert. Wenn man wächst braucht es Systemänderungen. Für mich zählt die gelebte Fehlerkultur, nicht das Vertuschen, das halte ich gar nicht aus.
Die österreichische Bauwirtschaft steckt in einer anhaltenden Krise, wie schlägt sich Ihr Unternehmen in Zeiten von Stagnation und Rezension?
Wir erreichen die Ziele, die wir uns gesteckt haben heuer nicht. Wir sind aber nicht schlechter unterwegs als im letzten Jahr. Es fehlen die Projekte. Es bedarf vieler kleiner Maßnahmen um Kunden auf uns aufmerksam zu machen. Ich habe viel in unsere Vertriebskanäle und -aktivitäten gesteckt, das motiviert auch die Mitarbeiter und zeigt sich dann im Ergebnis! Ich muss mich vor niemandem rechtfertigen und habe die Freiheit auch etwas auszuprobieren – diese Freiheit will ich mir bewahren.
Die Regulierungswut ist ein Riesenthema, da sind wir Vorzugsschüler in der EU.
Es sind nicht zuletzt die politischen Rahmenbedingungen, die der Bauwirtschaft zu schaffen machen. Wenn Sie einen Wunsch an die Politik richten dürften, wie lautet er?
Was die Politik betrifft, bin ich desillusioniert. Die Regulierungswut ist ein Riesenthema, da sind wir Vorzugsschüler in der EU. Ich hoffe sehr, dass es bald wieder sinnvolle Impulse gibt, damit die Wirtschaft wieder anläuft. Die Lohnnebenkosten sind für viele Produzenten ein Thema und Grund für die Abwanderung von Unternehmen. Das kommt für mich nicht in Frage, wir bleiben in Österreich. Ganz zurecht dürfen wir Stolz sein auf die Errungenschaften unseres Sozialsystems, die Frage muss aber erlaubt sein, ob das eine oder andere nicht vielleicht ein bisschen zuviel an Leistung ist. Vor allem vor dem Hintergrund des globalen Mitbewerbs. Und dann noch die Bürokratie. Wenn ich an unsere Bauverhandlungen denke, die vielen Sachverständigen, die involviert waren, Verantwortung wird herumgeschoben, nicht übernommen.
Lieber Herr Aschl, Sie treffen selbst diese, doch recht ernüchternden Aussagen mit einem unheimlich ehrlichen und überzeugten Lächeln im Gesicht …
Dieses Negativ-Campaigning, das Krank-Jammern, das ist eine psychologische Geschichte. In jeder Krise ergeben sich auch Chancen. Die Corona-Zeiten haben uns dazu gebracht über Prozessveränderungen nachzudenken, Prozesse neu zu denken und in Folge erfolgreich umzusetzen. Corona – wir haben es überlebt! Die Politik hat sich fürchterlich von jenen treiben lassen, die am lautesten geschrien haben. Mein Wunsch ans Christkind: es wird Zeit, dass wir mit diesem Ewig-Getrieben-Sein und dem Gejammere aufhören, wir haben ja die Alternative!
Zur Person
Aschl wurde im Jahr 1994 von CEO Roman Aschl gegründet. Was mit einer Vielzahl von Ideen in einer Garage begann, führte binnen weniger Jahre vom Kleinstunternehmen zum Innovationsführer für hochwertige Edelstahl-Lösungen. Seit Herbst 2019 firmiert das Unternehmen unter dem Namen 1A Edelstahl GmbH