Rückschau IMM Cologne ´24
Auf einem guten (Holz)-Weg
Nach einer dreijährigen Zwangspause und einer Mini-Ausgabe letzten Sommer meldete sich die IMM Cologne wieder an ihrem Stammtermin und einem kräftigen Lebenszeichen zurück. Was schon im Vorfeld klar war: Sie wird diesmal nicht so groß wie gewohnt. Was überraschte: Die Stimmung war sehr positiv - sowohl bei den Besuchern als auch bei den Ausstellern. Ein Grund dafür war wohl das Konzept „Klein, aber fein“ und eie klares Bekenntnis dazu, es so richtig anzupacken. Auch das mit der Nachhaltigkeit.
Weniger und mehr
Auffallend war zunächst, dass bei den Messeständen an Fläche, aber auch an Material gespart wurde. Weg von der Verschwendung, war der generelle Tenor - man kennt schließlich die unglaublichen Müllberge nach einer solchen Veranstaltung. Diesmal alles rückbaubar, recycelbar, wiederverwendbar. Woran augenscheinlich nicht gespart wurde, ist der Einsatz von Holz bei den Produkten, ein Trend, der zwar nicht neu ist, sich jedoch bewundernswert hält. Und es wird noch mehr in den nächsten Jahren, mutmaßen die Hersteller. In diesem Punkt hat wohl das österreichische Unternehmen Team 7, das seine Möbel emissionsschonend komplett im eigenen Haus produziert und das Holz aus dem eigenen Wald bezieht, die Nase vorn. Eigentümer Georg Emprechtinger verfolgt eisern das Prinzip, dass ein Möbel so lange halten muss wie der Baum, aus dem es gebaut wurde, nachgewachsen ist. Mit gutem Beispiel voran also.
Ob blond, ob braun
Nicht nur das Material selbst, sondern auch die Farbgebung sorgt für jede Menge Gesprächsstoff. So sind manche Hersteller etwas experimentierfreudiger und bevorzugen es möglichst dunkel wie beispielsweise Janua, der - abgesehen von der Art des Holzes selbst - für seine Tische gerne das Flämmen und Köhlen heranzieht, um den Produkten ihre Einzigartigkeit angedeihen zu lassen. Andere wiederum lieben es hell und naturfarben wie etwa Hersteller Zeitraum, der in der Designpost gegenüber der Messe Köln seine neue Kollektion Alpenraum des Schweizer Designersr Florian Hauswirth vorstellte, oder das finnische Label Nikari, das ebenso sanfte Töne anschlägt.
Wenn das Gute liegt so nah
Eindeutig stark vertreten sind heimische Hölzer, die den Exoten längst den Rang abgelaufen haben. Nussbaum, Walnuss oder Kirsche statt Palisander, Wengé oder Mahagoni heißt es heute. Als Dauerbrenner stellt sich einmal mehr die Eiche heraus, die auch bei Böden und Wandverkleidungen stark zum Einsatz kommt, gerne auch geräuchert, um das derzeit so begehrte „Dunkel-Spektrum“ mitzunehmen. Wie es scheint, macht sich auch die Esche wieder breit. Viele Hersteller setzen trotz Unkenrufen begeistert auf diese Holzart und lasse sich nicht beirren. Wie heißt es doch so schön: „Totgesagte leben länger.“
Holz, Herz, Hand
Ganz abgesehen von Holzarten und deren Farbgebung, die von ganz natürlich und nur geölt bis hin zu zarten Pastelltönen, charmanten Schokoladefarben oder kräftigen, selbstbewussten Couleurs reichen, sticht ein weiterer Aspekt ins Auge: Die Handwerkskunst wird wieder stark nachgefragt, erkennbar an den vielen durchdachten und präzise ausgearbeiteten Details, die nicht mehr versteckt, sondern - ganz im Gegenteil - so richtig in Szene gesetzt werden. Dazu gehören nicht nur ausgeklügelte und gut sichtbare Steckverbindungen ganz ohne Metall, sondern auch penibel geschliffene Rundungen, die einen allgemeinen Trend der Möbelindustrie, nämlich wieder mehr rundliche, organische Formen, aufgreifen.
So wie es ist
Und es gibt noch einen Punkt, indem sich - zumindest in diesem Jahr - alle einig sein dürften: Das Material, und in weiterer Folge dann natürlich das Möbelstück an sich, dürfen ihre eigene Geschichte erzählen. Gesucht wird das Individuelle, das Unperfekte, das Einzigartige eines Baumes, das früher eher ein klarer Fall für das Biomasse-Kraftwerk war. Und da wir gerade „Masse“ als Stichwort haben: Viele setzen auf Massivholz, um dem wachsenden Wunsch der Konsumenten nach dem Authentischen, Echten und Wahrhaften nachzukommen. Von Spannholz, Pressholz, MDF-Platten und Ähnlichem wird tendenziell, - auch wenn natürlich nicht ganz - Abstand genommen. Diese Natürlichkeit soll in jedem Fall aber auch im fertigen Produkt spürbar bleiben und nicht unter versiegelten Lackoberflächen verschwinden.
Aus allen Blickwinkeln
In Anbetracht schwindender Ressourcen sollen Möbelstücke möglichst langlebig und an die nächste Generation, vielleicht sogar darüber hinaus, vererbbar sein. Das Solide bekommt seinen verdienten Stellenwert wieder zurück, das Handgefertigte ist wieder in. Unter dem Strich kann man beobachten, dass die gesamte Wertschöpfung - also auch in der Produktion - zu einem zentralen Thema geworden ist und in Zukunft noch weiter an Bedeutung gewinnen wird. Eine begrüßenswerte Entwicklung, die es endlich geschafft hat, sich durchzusetzen, nachdem sie viele Jahre einfach nur ein Marketing-Gag gewesen ist.