Wärmewende & Klimaziele

Heizen mit Bioenergie liegt im Trend

Heizsysteme
30.12.2024

Die Wärmewende ist eingeläutet, die Klimaziele sind festgeschrieben. Die Devise lautet „Raus aus Öl und Gas“. Und während bei der Wärmepumpe erhebliche Marktrückgänge zu verzeichnen sind, erlebt die Biomasse in diesem Jahr einen Aufschwung.
biomasse pellets und co

Immer mehr Menschen steigen aus fossiler Energie aus und dabei liegt Heizen mit Bioenergie voll im Trend. Das zeigt die Veröffentlichung der Verkaufszahlen der Vereinigung der Österreichischen Kesselfabrikanten (VÖK). Demnach sind Pelletkessel die beliebteste Heizungsform. Im ersten Halbjahr 2024 wurden mehr als 8.900 Pelletkessel verkauft – das sind mehr als im gesamten Vorjahr. Zuzurechnen ist dieser sprunghafte Anstieg auch dem allgemein geschrumpften Heizungsmarkt im Vorjahr, was zu niedrigeren Vergleichszahlen führte.
Bei Ölheizungen gab es im zweiten Quartal 2024 einen Rückgang um 39 Prozent. „Raus aus Öl“ scheint nach dem kurzzeitigen Ansteigen der Nachfrage im Jahr 2022 in Österreichs Haushalten angekommen. Ein letztes Aufflackern, die Ölheizung hat ausgedient, die Stückzahlen werden weiter zurückgehen.

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2022 und 2023: für die Wärmepumpe boomende Jahre, 2024 stellt sich die Biomasse an den ersten Platz des Rankings.

Anders als noch in den Jahren 2022 und 2023, in denen die Wärmepumpe als die Alternative zu Öl und Gasheizungen ihre All-time-high-Absatzzahlen erzielte, ist es nun der Markt für Bioenergie, der das Ranking anführt. Allen voran sind es Pelletheizungen, die auch bedingt durch die stabilen Pelletspreise eine sinnvolle und attraktive Alternative zu Öl und Gas darstellen.

Günstig Heizen mit Pellets

Pellets bleiben auch zum Start der Heizsaison die mit Abstand günstigste Heizvariante. Das zeigt eine aktuelle Erhebung des Branchenverbands proPellets Austria. Demnach kostet eine Tonne Pellets aktuell 292 Euro. Zum Vergleich: Ein Haushalt, der jährlich 3.000 Liter Heizöl verbraucht, kann durch den Umstieg auf Holzpellets etwa 1.394 Euro pro Heizsaison sparen. Bei einer Erdgasheizung beläuft sich die Ersparnis sogar auf rund 2.071 Euro pro Jahr. Rechnet man dies auf die Erzeugung von 1 kWh Wärme um, ist Heizöl etwa 79 Prozent teurer, Erdgas kostet mehr als 117 Prozent, und die Strompreise liegen sogar 419 Prozent über denen von Pellets.

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Laut proPellets Austria sind die seit Monaten stabilen Pelletpreise auf eine solide Versorgungslage und einen effizienten Produktionsprozess zurückzuführen. Heuer werden in Österreich zwei Millionen Tonnen Pellets produziert, was einer Steigerung von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Förderungen sorgen für Dynamik

Die stark gestiegene Nachfrage nach Energie aus Biomasse resultiert nicht zuletzt aus den Förderungen, die seit Juli dieses Jahres ausgeschüttet werden und Holzheizungen auf dasselbe Niveau wie Wärmepumpen stellen. Wer noch bis vor kurzem ein erneuerbares Heizsystem nutzte und eine Modernisierung in Erwägung zog, konnte von den Bundesförderungen für den Kesseltausch nicht profitieren. Viele Anlagen wurden so bis zum Ende ihrer technischen Lebensdauer weiterbetrieben. Seit Juli diesen Jahres ist das anders: Wer ein mindestens 15 Jahre altes erneuerbares Heizsystem hat, bekommt bei der Modernisierung bis zu 5.000 Euro Bundesförderung, die mit eventuellen Landesförderungen kombinierbar ist. Der Österreichische Biomasse-Verband sieht darin ein deutliches Bekenntnis zum Brennstoff Holz. Moderne Holzheizungen (Scheitholz, Hackgut oder Pellets) brauchen aufgrund ihrer hohen Wirkungsgrade wesentlich weniger Brennstoff als alte Modelle. Gleichzeitig sind die Feinstaub-Emissionen moderner Holzheizungen kaum mehr messbar. Mit dem Tausch alter Heizungsanlagen könnte der Feinstaub aus dem Hausbrand um über 90 Prozent gesenkt werden. Die Brennstoff-Einsparungen liegen bei über einem Drittel.
In den Genuss der Förderung können private Ein-/Zwei-/ReihenhausbesitzerInnen kommen. Das gesamte Fördervolumen beträgt 60 Mio. Euro. Mit dem Tausch (Wärmepumpe/Holzheizung) müssen deutliche Endenergieeffizienzsteigerungen erzielt werden. Der Tausch einer Holzheizung wird nur gefördert, wenn keine Anschlussmöglichkeit an ein „hocheffizientes und klimafreundliches Nah-/Fernwärmenetz“ besteht. Die Förderung wird in Form eines einmaligen, nicht rückzahlbaren Investitionskostenzuschusses vergeben (max. 30 Prozent der förderungsfähigen Kosten). Wird gleichzeitig eine Solaranlage installiert, werden weitere 2.500 Euro bezuschusst (Solarbonus).

Holzheizungen in Österreich

Etwa 34 Prozent des heimischen Raumwärmeeinsatzes der Haushalte entfielen 2021/22 auf Scheitholz-, Pellets- oder Hackgutheizungen. Zählt man die in Biomasseheizwerken und Holzkraftwerken erzeugte Fernwärme dazu, erhöht sich dieser Anteil auf 41 Prozent Rund 734.000 Haushalte in Österreich nutzen Holzeinzelfeuerungen (Kessel oder Öfen) als primäres Heizsystem. Dazu kommen mehr als 1,2 Millionen Fernwärmeanschlüsse in Österreich, die gut zur Hälfte mit biogener Fernwärme beliefert werden. Allerdings sind mehr als 350.000 Holzzentralheizungen älter als 25 Jahre. Zum Ausstieg aus Erdöl und Erdgasheizungen müssen im Jahr etwa 40.000 neue Holzkessel installiert werden. Durch eine Modernisierung des Anlagenbestandes wird der Brennstoffeinsatz, trotz des zusätzlichen Umstiegs von Öl und Gas auf Holzheizungen, auf konstantem Niveau gehalten.

Reden wir übers Heizen mit Holz

Quo vadis Bioenergie, wie hat sich der Markt entwickelt, wie lauten die Prognosen, wo liegen die Chancen/Hürden, braucht es Impulse von Seiten der Politik? – Die Gebäude Installation hat sich umgehört:

Christoph Pfemeter, ­Geschäftsführer des ­Österreichischen Biomasse-Verbandes

Wir erwarten stabile Rahmenbedingungen

Christoph Pfemeter, ­Geschäftsführer des ­Österreichischen Biomasse-Verbandes
Der Ausstieg aus Erdöl und Erdgas in Haushalten, Fernwärme und Industrie ist im vollen Gange. Diese Bereiche stellen – bedingt durch die Anreize der Bundesregierung – auf Biomassetechnologien um. Nach einem bescheidenen Jahr 2023 erwarten wir heuer in allen Sektoren einen deutlichen Aufschwung. Vor allem die Pelletskessel erfahren eine hohe Nachfrage. Unserer Einschätzung nach werden rund 20.000 Exemplare verkauft werden, was zumindest einer Verdoppelung zum Vorjahr entspricht.
Bis 2030 könnte die Biomassebranche 200.000 Erdöl- und Erdgaskessel ersetzen sowie 100.000 alte Biomasseanlagen modernisieren. Die Stromproduktion aus Biomasse kann auf 6 TWh ausgebaut und neue Fernwärmeanlagen im Ausmaß von 500 MW errichtet werden. Als Voraussetzung für den weiteren Erfolg der Branche ist die Fortführung und Weiterentwicklung der Kesseltausch- und Wirtschaftsförderungen zum Ausstieg aus Erdgas und Erdöl unerlässlich. Von der nächsten Bundesregierung erwarten wir uns neben Bürokratieabbau auch stabile Rahmenbedingungen zur Umsetzung der im Nationalen Energie- und Klimaplan verankerten Ziele. Ein Abweichen würde die Energie-Versorgungssicherheit unserer Haushalte, die Kesselindustrie und die Klimaziele boykottieren und unsere Abhängigkeit von teurem Erdgas und Erdölimporten einzementieren.

Doris Stiksl Geschäftsführerin proPellets Austria

Die gute Nachricht zum Tag – 28.000 Arbeitsplätze und weniger CO2

Doris Stiksl Geschäftsführerin proPellets Austria
Gerade in Zeiten, in denen Meldungen über Werksschließungen und Insolvenzen die Schlagzeilen beherrschen, gibt es auch Lichtblicke: Über 25.000 Biomassekessel, darunter Pellet-, Stückholz- und Hackgutkessel, werden in diesem Jahr in Österreich fossile Heizungen wie Öl- und Gasheizungen ersetzen. Das ist nicht nur ein bedeutender Schritt für den Klimaschutz, sondern auch ein starkes Signal für die heimische Wirtschaft und die Menschen in den Regionen.
Die Produktion und Installation moderner Biomasseheizungen sowie die Bereitstellung von Biomasse sichern in Österreich über 28.000 Arbeitsplätze. Besonders profitieren die Regionen, wo die Wertschöpfung direkt bei Industriebetrieben, Handwerkern und dem Handel bleibt. Diese Struktur stärkt nicht nur lokale Unternehmen, sondern trägt auch dazu bei, dass die Energiewende tatsächlich vor Ort sichtbar wird.
Ein Blick über die Grenze zeigt, wie wichtig eine konsequente Förderpolitik ist. In Deutschland hat eine unsichere Kommunikation zur Förderung und fehlende Planungssicherheit den Heizkesseltausch faktisch zum Erliegen gebracht. Tragischerweise greifen viele sogar wieder auf Ölheizungen zurück. Dieses Szenario unterstreicht die Bedeutung, in Österreich die Förderprogramme weiterhin stabil und planbar zu gestalten.
Die heimische Kesselindustrie ist weltweit führend in der Technologie und Fertigung. Um diesen Status langfristig zu sichern, müssen die Förderungen über Legislaturperioden hinaus Bestand haben. Langfristige Planungssicherheit ist nicht nur für Industrie und Handwerk unerlässlich, sondern gibt auch Konsumenten die Sicherheit, heute zukunftsfähige Entscheidungen zu treffen.
Fazit: Eine Chance für Klima und Wirtschaft, die wir nutzen müssen! Denn Biomasseheizungen, wie Pelletkessel sind weit mehr als eine umweltfreundliche Alternative. Sie sind ein wesentlicher Wirtschaftsmotor, der Arbeitsplätze schafft, Regionen stärkt und zur Erreichung der Klimaziele beiträgt. Förderungen und klare politische Rahmenbedingungen sind keine optionalen Maßnahmen, sondern die beste Investition in den Standort Österreich, die wir uns leisten können – und müssen.

Stefan Ortner, ­Geschäftsführer Ökofen

Für den Erfolg der Energiewende müssen Förderungen verlässlich bleiben

Stefan Ortner, ­Geschäftsführer Ökofen
2024 war ein erfolgreiches Jahr für Ökofen. Wir freuen uns über die hohe Nachfrage nach grünen Heizsystemen in Österreich. Besonders unsere ZeroFlame-Technologie setzt sich immer mehr durch und findet großen Anklang bei unseren Kunden. Die Markteinführung unserer Pellematic Condens XL mit 130 kW für Pellets im Gewerbebereich verlief äußerst positiv. Ein besonderes Highlight war der Verkaufsstart unserer Wärmepumpe GreenFOX, der insbesondere in Österreich sehr erfolgreich läuft. Zudem haben wir die 180.000er Marke an installierten Ökofen Pelletheizungen überschritten, was uns besonders stolz macht.
Das Bewusstsein für Klimaschutz und erneuerbare Energien wächst, weshalb wir optimistisch sind, dass der Markt für grüne Heizlösungen weiter an Dynamik gewinnt. Die aktuelle Konjunkturlage verzögert aber in manchen Märkten den Heizungstausch bei vielen Konsumenten. Wir sind für 2025 optimistisch und hoffen auf vernünftige Entscheidungen bei den Förderungen.
Attraktive Förderungen sind neben Energiepreisen und Versorgungssicherheit entscheidend für den Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme. Die künftige Entwicklung unter einer neuen Regierung ist leider ungewiss. Für den Erfolg der Energiewende ist es dringend notwendig, dass Förderungen langfristig verlässlich bleiben – sowohl für Konsumenten als auch für das Handwerk und uns Produzenten. Eine kontinuierliche und transparente Kommunikation rund um die Förderungen ist dabei unerlässlich.

Helmut Matschnig

Langfristige Förderstrategien sind wichtig um Stabilität zu gewährleisten

Helmut Matschnig, ­Geschäftsführer KWB
2024 lief für uns besser als erwartet. Die Nachfrage nach Gesamtlösungen für Wärme und Strom steigt – genau dafür haben wir die passenden Systeme. Unsere Lösungen verbinden Strom und Wärme effizient und werden durch unsere intelligente Energiemanagement-App Clee gesteuert. Energieunabhängigkeit wird für unsere Kundinnen und Kunden immer wichtiger, und wir bieten die Antworten darauf.
Für 2025 erwarten wir ein stabiles Marktumfeld ohne große Veränderungen. Wir setzen weiterhin konsequent auf unsere Systemstrategie und entwickeln unsere Angebote stetig weiter.
Das Handwerk schwärmt von unserem KWB Teilbar-Tragbar-System, das schnelle Installationszeiten und eine einfache Einbringung ermöglicht. Ergänzt wird dies durch unser Serviceangebot „Hand-in-Handwerk“, das Heizungsbauern Ressourcen und Know-how zur Verfügung stellt. So machen wir es dem Fachhandwerk leicht, unsere Lösungen einzusetzen – ein entscheidender Vorteil in einem von Fachkräftemangel geprägten Markt.
Politische Unsicherheiten und volatile Rahmenbedingungen zeigen, wie wichtig langfristige Förderstrategien sind, um Planungssicherheit und Stabilität zu gewährleisten.

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