Mit Mut zur Farbe
Frei aus dem Bauch heraus
Claudia Mayerhofer ist genau das , was man im Volksmund einen "Hans Dampf in allen Gassen" nennen würde: ein umtriebiges Energiebündel, das die väterliche Tischlerei Mayerhofer im niederösterreichischen Chorherrn nun in vierter Generationen erfolgreich führt. Mit ihrem Bruder aufgewachsen zwischen Sägespänen, Bandschleifer und stets den Geruch von Lack und Leim in der Nase, war für sie schon sehr bald klar, dass sie einmal das Unternehmen übernehmen wird.
Heute ist die in der HTL Mödling ausgebildete Tischlermeisterin und bekennende Farbenliebhaberin persönlich viel auf den Baustellen, zu denenunter anderem Privatresidenzen, Hotels, Büros und Restaurants zählen, unterwegs und betreibt einen eigenen Schauraum in der Wiener Innenstadt, den sie nach ihrem ersten Möbelentwurf "Die Hantel" benannt hat. Hier empfängt sie gemeinsam mit der jungen Planerin Sonja Sikora ihre Kund*innen.
Welchen persönlichen Zugang haben Sie zum Thema Farbe?
Ich liebe Farben - nicht nur privat, sondern auch beruflich. Wenn sich ein Auftraggeber für Farben öffnet – und sei es auch nur für ein ganz kleines Element – freue ich mich. Denn viele Menschen bevorzugen Grau, Schwarz und Weiß, den Mut zur Farbe trifft man eher selten an. Aber es gibt ihn.
Woran liegt Ihrer Meinung nach diese farbliche "Eintönigkeit"?
Wenn es jetzt nicht jemand ist, der einen ausgeprägten Farbwunsch hat oder ganz genau weiß, was er haben möchte, sind es die vorgegebenen Trends, denen viele folgen. Das betrifft zum Beispiel auch das Material. Derzeit ist fast ausschließlich Eiche gefragt, natürlich in den unterschiedlichsten Varianten. Aber es wirkt fast so, als gäbe es keine andere Holzart. Das ist meine Wahrnehmung.
Wie könnte man die Leute da in Sachen Farbe am besten ins Boot holen?
Es hat überhaupt keinen Sinn, jemanden eine Farbe aufzudrücken. Es ist mir als Unternehmerin und Interiordesignerin ganz wichtig, da drüber zu stehen. Aber man kann schon im Vorfeld gut beraten. Dazu gehört auch gleich eine professionelle Pflegeberatung, damit man möglichst lange Freude an seinen neuen Möbelstücken hat.
Was kann denn da schief gehen?
Man sollte unbedingt über den Umgang mit bestimmten Materialien Bescheid wissen. Wir geben diese Informationen gerne an unsere Kund*innen weiter. Gerade bei der Pflege kann man sehr viel falsch machen und großen Schaden anrichten. Das beginnt bei kleinen Kratzern über Striche und Streifen bis zu Stellen, wo sich Farbe ablösen kann.
Farben haben ja auch viel mit Psychologie zu tun. Wie sehen Sie das?
Ich war schon als Kind ein absoluter Farbenmensch, und ich bin fest davon überzeugt, dass Farben Kraft vermitteln. Sie sind nicht nur für einen selbst ein starker Motivator, der das Umfeld schöner und bunter - ja, ich würde sogar sagen - lebenswerter macht, sondern sie senden auch wichtige Botschaften an die anderen aus - ausdrucksvoll, selbstbewusst und vor allem in der persönlichen Kombination individuell. Ich denke, Farben bringen eine positive Komponente in jeden Raum.
Auf welche Weise setzen Sie Farben ein?
Also ich finde, sobald man eine Farbe in den Raum integriert - in welchem Ausmaß und in welcher Form auch immer - wird dieser im gleichen Augenblick schlagartig gemütlicher. Ich mag eine einladende Atmosphäre: Sie ist wichtig für ein richtiges "Zuhause-Gefühl". Aber es ist und bleibt eine reine Geschmacksfrage. Bei manchen Farbkombinationen muss man sich erst herantasten, vielleicht sogar ein bisschen Mut beweisen, weil sie möglicherweise auf den ersten Blick nicht funktionieren.
Wie offen sind denn die Kunden gegenüber Ihren Farbvorschlägen?
Dafür braucht es wirklich ein feines Fingerspitzengefühl. Meist ist es schon beim ersten Treffen klar, in welche Richtung es geht. Man kann auch von der Kleidung sehr viel ableiten, was Farben betrifft. Einige Kunden sind sehr offen, für andere wiederum ist Farbe, so wie ich sie verstehe, nämlich satt, kräftig und mit Strahlkraft, eher kein Thema. Es ist eben nicht Jedermanns Sache.
Haben Sie schon einmal erlebt, dass jemand komplett umschwenkt?
Ja, das gibt es auch. Wir hatten ein Umbauprojekt, das ursprünglich ganz clean und modern eingerichtet war. Jetzt kommt einer grüne Küche hinein und in verschiedenen Räumen sogar Tapeten. Das war eine echte 180°-Wende.
Wie finden Sie die richtige Farbe?
Ein Raum muss dazu passen. Und ein Raum muss diese Farbe vertragen. Das hängt natürlich von vielen Faktoren ab: Größe, Höhe, Belichtung, Funktion. Wenn man all das ins Kalkül zieht, kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Wichtig ist, dass sich die Person mit dieser Farbe identifizieren kann. Grundsätzlich rate ich davon ab, auf Modefarben zu setzen. Erfahrungsgemäß sieht man sich schnell daran satt.
Ihre Tischlerei arbeitet immer schon mit den Produkten der Firma Adler. Was schätzen Sie besonders an den Farben von Adler?
In erster Linie schätzen wir die Kompetenz des Unternehmens und die Qualität der Farben. Unsere Tischlerei gibt es jetzt schon 100 Jahre und wir können immer noch bestehende Möbel mit denselben Lackierungen ergänzen. Das ist ein Riesenvorteil, weil wir erst gar nicht suchen müssen. Adler veranstaltet auch eigene Lack-Schulungen an den Standorten in Schwaz oder Sankt Pölten, wenn man Unterstützung braucht, bekommt man sie. Für uns gibt es nur Adler - ganz gleich, ob es sich um Farben, Lacke oder Öle handelt. Diese Tradition möchte auch ich beibehalten.