Cradle-to-Cradle-Möbel

Kreislaufregal mit Ecken und Kanten

Designmöbel
07.11.2023

Abseits von makellosen Massenprodukten haben die Gründer*innen von Felerfrei ein Möbel geschaffen, das durch Authentizität und hohen Designanspruch überzeugt. Das Regal „Mark 7“ ist ein veritables Cradle-to-Cradle-Vorzeigebeispiel.
das Mark 7 Holzregal
Benedikt Wallner bei der Arbeit
Das ist Mark 7 entsteht: massives Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft, selbst geschmiedetes Eisen und viel Leidenschaft zu den Rohmaterialien

Der Wunsch nach der Verbindung von Nachhaltigkeit und Kreativität und eine Prise Langeweile während der Pandemie und zack: Schon ist ein Unternehmen gegründet. Nämlich eines, wo Handwerk und Design zueinander finden und die Langlebigkeit von Möbeln eine ganz besondere Rolle spielt. „Ich wollte mich schon immer selbständig machen“, erzählt Benedikt Wallner, Gründer von Felerfrei (bewusst ohne „h“). Der 19jährige Niederösterreicher hat gemeinsam mit seiner 20jährigen Kollegin Anna Wieland im Rahmen eines Abschlussprojekts am Holztechnikum Kuchl (HTK) beschlossen: Ein enkeltaugliches Möbeldesign muss her, umgesetzt durch Produkte, die er nicht nur selber designt, sondern für die er mittlerweile auch ein eigenes Unternehmen gegründet hat. Hergestellt werden die Stücke in der ehemaligen Schlosserwerkstatt des Großvaters Rudolf Fochler. „Mein Opa hat mich gelehrt, mit Eisen umzugehen und mein Vater Thomas hat mich schon früh mit der Leidenschaft fürs Holz infiziert – da war für mich klar: Es muss ein Handwerksberuf sein“.

Benedikt Wallner in der Schlosserwerkstatt seines Opas
Da sprüht der Funke über: Benedikt Wallner liebt es, in der ehemaligen Schlosserwerkstatt seines Opas neue Möbel zu entwerfen und zu bauen.

Gutes erhalten

Im Zentrum der Arbeit des jungen Teams steht die Verbindung von Design und Nachhaltigkeit: Kreativkopf Wallner überlegt sich dabei ganz genau, wie ein Produkt umgesetzt werden könnte, damit es so richtig lange Freude bereiten kann. Die Lebensdauer soll nämlich über mehrere Generationen sichergestellt werden – und das weit über den Bezug von Rohstoffen hinaus. Mit dem ersten Produkt, dem modularen und auf vielfältige Weise erweiterbaren Regalsystem namens Mark 7, zeigt der Jungunternehmer, dass ein Möbel nicht nur wachsen, sondern nach seiner Lebensdauer auch wieder aufbereitet werden kann. Falls sich Einrichtungsideen oder -bedürfnisse ändern, kann das Mark7 nämlich zu einem sehr fairen Anteil des ursprünglichen Kaufpreises wieder an Felerfrei zurückverkauft werden. Dort wird das Möbel dann wieder mit viel Know-how und Liebe zum Werkstoff aufbereitet und landet damit in keinem Fall auf dem Sperrmüll, sondern bekommt als hochwertiges ein zweites Leben.

Family Business

Apropos Leben: In der Felerfrei-Manufaktur geht es ganz schön lebendig zu. Drei Generationen sind dort in Sachen Entwicklung, Wissensaustausch und Zusammenarbeit am Werk, angefangen von Opa Rudolf über Benedikt Wallners Eltern Thomas und Anita bis hin zu Schwester Agnes. Anita Wallner ist als (Unternehmens-)Mama die, die immer alles im Überblick hat und als ehemalige Berufsschullehrerin in St. Pölten zusätzlich in Sachen Netzwerken unter die Arme greift. Die 23jährige Agnes wiederum sorgt neben ihrem Grafikdesign-Studium dafür, dass der Außenauftritt ein ordentliches Gesicht hat.

Familie Wallner
So sieht gelebte Enkeltauglichkeit aus: Opa Rudolf Fochler, Enkel Benedikt Wallner und Papa Thomas Wallner (v.l.)

Aber wie der Name schon verraten mag, geht es bei Felerfrei nicht um richtig oder falsch, sondern darum, dass ein lebendiger Werkstoff wie Holz natürlich auch Ecken und Kanten haben darf – und sprichwörtlich kein astreines – oder fehlerfreies –Material ist. Genau aus diesem Wortspiel ist der Unternehmensname entstanden. „Abseits von Perfektionismus ist Holz als Werkstoff langlebig und einzigartig – und das macht unsere Produkte aus,“ so Wallner. Die Enkeltauglichkeit hat er dabei nicht nur in der DNA, sondern lebt sie Tag für Tag: „Für mich ist es enorm wichtig, Dinge nicht achtlos wegzuwerfen, sondern gut zu überlegen, welchen Einsatzbereich sie noch erfüllen können.“ Und als sein Opa 2016 kein Pickerl mehr für den alten VW-Pritschenwagen bekman und ihn 2019 eigentlich verschrotten will, ist für Wallner klar: „Das wird mein Felerfrei-Mobil. Denn es ist mir wichtig, alte Werte zu bewahren“, schmunzelt er, währen er von der Restaurierung des Fahrzeugs erzählt.

Gesund wachsen

Auch wenn die Werkstatt wohl bald zu klein werden wird, ändern will der junge Holztechnikum-Absolvent daran in keinem Fall etwas: „Die Werkstatt ist mein Rückzugsort und ein Platz, den ich bewahren will. Für uns steht gesundes Wachstum im Vordergrund – und wenn wir uns vergrößern, dann eher im Rahmen einer zusätzlichen Halle.“ Kann schon sein, dass im Niederösterreichischen Raipoltenbach bald noch mehr Mark 7 produziert werden, schließlich wurde Benedikt Wallner gemeinsam mit Mitbegründerin Anna Wieland erst kürzlich für die Etablierung der Möbelmarke Felerfrei mit dem HTK-Award in Gold ausgezeichnet. In Zukunft sollen nämlich nicht nur das Mark 7 mit all seinen variablen Einsatzmöglichkeiten – vom Regal über Garderobe bis hin zum Soundmöbel – produziert werden, sondern auch viele weitere Interior Design-Elemente. Alle davon werden enkeltauglich produziert, dafür steht nicht nur Opa Rudolf, sondern vor allem auch sein Enkel Benedikt.  

Branchen
Tischlerei