Energieeffizienz

Nachhaltige Sanierung: Darauf kommt es wirklich an

Interview
22.08.2024

Energieeffiziente Gesamtlösungen sind das große Thema bei Klimafix. Das Unternehmen übernimmt als Berater und Planer den gesamten Projektprozess von der Konzeptphase über die Planung, Förderabwicklung und Bauaufsicht, bis zur Abnahme. Davide Parisi, Hannes Morgenstern & Christian Linsenmeyer erklären worauf es bei nachhaltigen Sanierung ankommt.
Das Klimafix-Team: Davide Parisi, Christian Linsenmeyer und Hannes Morgenstern
Das Klimafix-Team: Davide Parisi, Christian Linsenmeyer und Hannes Morgenstern

Gebäude Installation: Die „nachhaltige Sanierung“ ist ein Schlagwort unserer Zeit. Wie lässt sie sich der Ansicht von Klimafix in Projekten konkret umsetzen?
Klimafix: „Reparieren statt wegwerfen“ lautet das Credo einer nachhaltigen Gesellschaft, und das gilt natürlich auch für den Immobiliensektor. Der erste wichtige Schritt für eine erfolgreiche energetische Sanierung eines jeden in die Jahre gekommenen Wohngebäudes - sei es ein Gebäude aus den 60er oder 70er Jahren oder ein Gründerzeithaus - ist die Erstellung eines ganzheitlichen, praxisorientierten und für die Eigentümer verständlichen Sanierungskonzeptes. Dabei wird zuerst der Bestand analysiert und dann werden thermische Sanierungsmaßnahmen in Verbindung mit maßgeschneiderten haustechnischen Konzepten vorgeschlagen und deren Wirtschaftlichkeit berechnet. Für uns ist es wichtig dieses Sanierungskonzept den Eigentümern persönlich zu präsentieren und zu diskutieren. Es werden auf der einen Seite die Investitionskosten unter Berücksichtigung von Förderungen dargestellt und auf der anderen Seite die Einsparungen bei Energie- und Wartungskosten und dadurch können Amortisationszeiten berechnet werden. Nur wenn man realistische Amortisationszeiten der vorgeschlagenen Maßnahmen darstellen kann, kann man die Bauherren von einem Projekt überzeugen. Im Falle von Wien, wird übrigens das Erstellen eines Sanierungskonzeptes für Wohngebäude von der Stadt Wien mit bis zu 50 Prozent der Kosten gefördert.

Thermische Sanierungsmaßnahmen  am Dachboden
Thermische Sanierungsmaßnahmen – wie hier die Anbringung einer 20 cm starken, begehbaren Dämmung auf einem Bestandsdachboden sind eine der Stellschrauben.

Ein Gebäude, das mit fossilen Energien mit Wärme versorgt wird, emittiert nicht nur CO2 und schadet damit der Umwelt, es ist auch den sehr volatilen Brennstoffpreisen ausgesetzt.

Klimafix

Wo sind die Stellschrauben?
Ein Gebäude, das mit fossilen Energien mit Wärme versorgt wird emittiert nicht nur CO2 und schadet damit der Umwelt, es ist auch den sehr volatilen Brennstoffpreisen stark ausgesetzt. Die Gaspreise auf den Börsen, die sich gegenüber der Zeit vor dem Krieg in der Ukraine im Jahre 2022 vervielfacht haben, sind zwar bis dato wieder gesunken, sind aber immer noch rund 80 Prozent höher als zuvor. Viele Argumente sprechen daher für ein Umdenken und eine energetische Restrukturierung eines Bestandsgebäudes und ist daher mittel- bis langfristig wichtig für den Wert der Liegenschaft.
Für uns von Klimafix gibt es drei große Schrauben, an denen man drehen kann: „Die beste Energie ist die, die nicht verbraucht wurde.“ Das bedeutet: minimieren der Energieverluste eines Gebäudes. Sei es Energie, die zum Heizen, Kühlen oder zur Aufbereitung des Warmwassers verwendet wurde. Jede kWh zählt. Energie ist überall, man muss sie nur umwandeln.
Die Entwicklung der Wärmepumpen hat vollkommen neue Felder erschlossen, um die konventionelle Verbrennung fossiler Brennstoffe zu ersetzen. Eine kleine Luft-Wasser-Wärmepumpe im Garten oder eine Großwärmepumpe, die dem Abwasser der Stadt Wärme entzieht, stellen die Vielfalt dar, aus der man schöpfen kann, um nachhaltig zu sanieren. Natürlich zählt aber auch Biomasse zu den Energieträgern, die in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen haben. Jedes Haus kann ein Kraftwerk sein. Solarthermie, Photovoltaik (PV) oder passive Solarenergienutzung können den Fußabdruck eines Gebäudes noch einmal reduzieren. Die Flächen, auf denen ein Gebäude steht, sind bereits versiegelt, eine PV-Anlage auf einem Dach hat nur sehr geringe Auswirkungen auf die Umwelt. Früher wurden diese Schrauben hauptsächlich von Idealisten gedreht und angezogen. Heute sollte jeder Immobilienbesitzer überlegen, an welcher Schraube es den größten Spielraum gibt und wie man konkret daran drehen kann. Eine Sanierung senkt meist nicht nur die laufenden Kosten, sondern geht auch mit einer wesentlichen Verbesserung der Wohnqualität einher. Ein Gebäude lässt sich dadurch auch in 15 Jahren immer noch attraktiv vermieten oder wird beim Verkauf einen besseren Preis erzielen, weil die Energiekennzahlklasse nicht mehr bei „E“ liegt und tiefrot ist.

Wo liegen die besonderen Herausforderungen bei der Haustechnik-Planung im Bestand?
Im Altbau geht es oft darum, bestehende dezentrale Heizsysteme auf zentrale Heizsysteme auf Basis von erneuerbaren Energien oder Fernwärme umzustellen. Eine der Herausforderungen besteht darin, die Eingriffe minimal invasiv und möglichst kosteneffizient zu planen, zum Beispiel durch Ausnützen von bestehenden baulichen Strukturen, über die die Erschließungsstränge verlegt werden können, um an die Bestandsheizkreise in den einzelnen Wohnungen anzuschließen.
Außerdem muss mit dem Eigentümer Platz für den Heizraum der Zentralheizung gefunden werden. Beim Einsatz einer Luft Wasser Wärmepumpe muss ein Platz für das Außengerät gefunden werden, der auch den hohen Schallschutzanforderungen für einen Genehmigung entspricht. Die Sole-Wasser-Wärmepumpe hat im Vergleich zur Luft-Wasser Wärmepumpe an Attraktivität verloren. Die hohen Errichtungskosten, der Aufwand bei der Erstellung der Bohrungen und der Platzbedarf machen diese Alternative in der Sanierung trotz der großen Vorteile bei der Kühlung oft unattraktiv.
Ein vieldiskutiertes Thema ist auch der auszuwählende Dämmstoff: So wie auch in anderen Bereichen des Lebens gilt auch bei der technischen Gebäudeausrüstung, dass nachhaltiges Verhalten oft mit höheren Kosten verbunden ist. Durch die Förderlandschaft von Bund und einigen Ländern werden die Mehrkosten aber teilweise kompensiert, so dass die nachhaltigen Alternativen zu EPS, zum Beispiel Hanf, Holzfaser, etc. immer öfter eingesetzt werden. Es stellt keine Herausforderung dar, nachhaltige Technologien zu planen, die Produkte sind ausgereift und gut dokumentiert. Bei der Anwendung dagegen ist es zu bedauern, dass viele Unternehmen Probleme haben, diese Materialien zu verarbeiten.
Trotz der Förderungen ist bei gleichen Kosten, mit XPS ein besseres Dämmergebnis zu erzielen als mit ökologisch nachhaltigen Produkten. Das ergibt sich nicht nur durch die Kosten, sondern auch durch die Eigenschaften der Materialien selbst. Man darf hier aber nicht nur den CO2-Ausstoß während des Betriebs eines Gebäudes betrachten. Die CO2-Bilanz nachwachsender Rohstoffe ist viel besser, meist sogar negativ und das Problem der Entsorgung nach der Nutzung ist auch schon gelöst.
Die wirklichen Herausforderungen sehen wir bei Gründerzeithäusern mit prachtvollen Stilfassaden. Innendämmung ist eine Lösung, diese ist aber kostenintensiv, in bewohnten Gebäuden schwer umzusetzen und nie so gut wie ein Wärmedämmverbundsystem. Hier sind wir und unsere Auftraggeber besonders gefordert.

www.klimafix.eu

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Haustechnik