Hightech

Digitalisierung im Kompaktformat

Kompaktmaschinen
10.05.2021

 
Die voranschreitende Digitalisierung bei kleinen Baumaschinen sorgt für mehr Komfort und Sicherheit.

Ich seh’, ich seh’, was du nicht siehst – in Anlehnung an dieses Kinderspiel sollen kompakte Baumaschinen bald zusätzliche Sicherheit bieten. Das Unternehmen Bobcat arbeitet gerade an einem Projekt mit dem Namen "Object Avoidence". Dabei geht es darum, dass die kleinen Bagger und Radlader sie umgebende Objekte anhand von 3D-Bildern erkennen. So sollen automatisch Kollisionen verhindert werden. Auch Lösungen für semiautonomes Arbeiten der Maschine sowie eine Technologie namens "Features on Demand", mit der Kunden künftig Hardware- und Software-Funktionen der Baumaschine testen und danach aktivieren können, befindet sich bei ­Bobcat in der Pipeline. Erhältlich ist bereits eine neue Fernsteuerung für alle mit der seit 2004 verfügbaren SCJ-Joystickbedienung ausgestatteten Kompaktlader. Die Technologie dazu hat jeder Arbeiter bei sich: das Smartphone.

Elektronische Assistenzsysteme

Ein Takeuchi-Bagger mir Assistenzsystem von ­ Huppenkothen.

Bei der Digitalisierung der Kompakt-Maschinen ist auch ein österreichisches Unternehmen  mit interessanten Lösungen am Markt: ­Takeuchi-Importeur Huppenkothen. Unter dem ­Namen HUPPTronic bieten die Vorarlberger elektronische Assistenzsysteme, die den Bagger­fahrer bei seiner Arbeit unterstützen. Dazu gehört die seit 2018 verfügbare Hub- und Schwenkbegrenzung HUPP­Limit. Ab Sommer wird das neue HUPPView verfügbar sein, ein Kontrollsystem der Löffel­position, das Entfernungen, Tiefen und Gefälle genau anzeigt. Zusätzliches Ausmessen, Schnur­gerüst und ­Nachmessen entfallen. Mit einer Sollkontur können plane Flächen oder Böschungen hergestellt oder exakte Senkrechtbewegungen etwa für Erdbohrer vorgegeben werden. Ab Herbst wird es ­HUPPLevel geben, eine halbautomatische Ansteuerung des Auslegers, wodurch der gesamte Abziehvorgang mit nur einer Handbewegung erledigt werden kann. Bei ­Huppenkothen ist man überzeugt, dass diese Assistenz­systeme wesentlich zur Erhöhung der ­Produktivität von Baggerarbeiten beitragen.

Durch die Investi­tionsprämie ist es nur zu einer Verschiebung gekommen ist. Die Investitionen ­wurden einfach ­früher ­getätigt und werden im folgenden Jahr fehlen.

Wolfgang Rigo,Huppenkothen

Kontroverses Thema: Investitionsprämie

2020/21 lief es für Huppenkothen sehr gut, erzählt Geschäftsführer Wolfgang Rigo. „Mit ein Grund dafür war sicherlich die staatliche Investitionsprämie.“ Ob diese sinnvoll war, bezweifelt Rigo allerdings. „Es ist nur zu einer Verschiebung gekommen. Die Investi­tionen wurden einfach früher getätigt und werden im folgenden Jahr fehlen.“ Dem Baumaschinenhandel bescherte der kurzfristige Boom durch vorgezogene Käufe deutlich gestiegene Aufwände für Logistik und Personal. „Was den Absatz angeht, rechnen wir die nächsten ein bis zwei Jahre mit ähnlichen Zahlen wie in den letzten zwei Jahren“, ­prognostiziert Rigo.

Neues auch bei Takeuchi

Auch bei Takeuchi selbst gibt es eine neue Entwicklung: Bei den Modellen TB2150 und TB2150R wurden die Lärm­emissionen durch konstruktive Maßnahmen deutlich reduziert. Die Lautstärke in der Kabine konnte etwa von 76 auf 67 Dezibel verringert werden – ein deutliches Minus, da die Dezibel-Skala logarithmisch und nicht linear aufgebaut ist. Zum Vergleich: Verkehrslärm liegt ungefähr bei 75 Dezibel, 65 Dezibel ist ungefähr die Geräuschkulisse in einer Kantine.

Bobcat: Neue Minibagger und Kompaktlader

Der Bobcat Radlader.

Bobcat, die Doosan-Tochter vertreibt ihre ­Maschinen über zwei Händler – Eisenwagen und ­Kaiser –, und das läuft gut, erzählt René Kappus, ­District Manager für die D-A-CH-Region: „Wir sind mit den Stückzahlen im Verkauf auf einem Stand, den wir noch nie in Österreich hatten.“ Der Hersteller sorgt auch mit interessanten Novitäten für Belebung des Umsatzes. So präsentierte die Firma Bobcat Ende des vergangenen Jahres seinen ersten Radlader. Als Stärke der Fahrzeuge nennt Kappus den eigenen Motor, der zusammen mit der Hydraulik für hohe Leistung sorgt, die Vielseitigkeit der Lader und den Fahrerkomfort von der Joystick-Steuerung bis zur vollständig geschlossenen Druckkabine. Weitere Neuheiten des Unternehmens sind Stage-V-konforme Minibagger in der Fünf- bis Sechs-Tonnen-Klasse sowie ebenfalls ­Stage-V-konforme Kompaktlader der R-­­Serie­. Sie wurden nicht nur an die Abgasbestimmungen angepasst, sondern von Grund auf überarbeitet – die umfassendste Überarbeitung der Lader seit 60 ­Jahren, meint der Hersteller. Neu im Programm bei Bobcat ist auch ein Komplettangebot an leichten Verdichtungsgeräten.

Yanmar will Händlernetz ausbauen

Die Aktivitäten in Österreich ausweiten möchte ­Yanmar, erzählt Sylwia Keiner, Area Sales Manager für Österreich und Polen: „Wir sind bestrebt, dieses Händlernetz auszubauen und im österreichischen Markt dichter präsent zu sein. Zusätzlich intensivieren wir in die Zusammenarbeit mit national- bzw. europaweit arbeitenden Vermietern.“ Yanmar bietet über seine Händler auch Finanzierungs-, Leasing-, Garantie- und Wartungsverträge sowie den Zugang zu gebrauchten Maschinen. Der seit 1912 bestehende japanische Hersteller sehe sich als Spezialist für kompakte Geräte und setze auf Premiumprodukte, berichtet Sylwia Keiner. Auch Sicherheit ist ein großes Thema: „Unsere Radlader haben im Vergleich zu Wettbewerbern bessere Sicht, etwa dank guter Position des Fahrersitzes.“ Türen an beiden Seiten ermöglichen einfaches Aussteigen nach links und nach rechts, ergänzt sie: „Ein wichtiges Merkmal auf Straßenbaustellen.“ Serienmäßig sind die Fahrzeuge mit dem Flottenmanagementsystem SA-R ausgestattet. Neben den Radladern bietet Yanmar ein komplettes Programm an Mini- und Midibaggern, Radbaggern und Dumpern.

Gasantrieb als Alternative

Ebenfalls aus Japan kommt Kubota. Für Europa ­fertigt das Unternehmen in Zweibrücken Kompakt­bagger, Kurzheckbagger und Kettendumper. Ende März wurde die Fünf- bis Sechs-Tonnen-Kompaktbagger-Baureihe mit dem Red Dot Award ausgezeichnet, freut sich ­Joachim Stein, der den Produktsupport leitet. ­Kubota hat sich auch eine interessante Alternative zum Benzin- Motor einfallen lassen – einen Gas-Motor. Eine  Baumaschine mit einem solchen Gas-Antrieb wurde als Prototyp bereits auf der Bauma gezeigt. Die Testphase sei jetzt abgeschlossen, erzählt Stein: „Alle Kunden sind begeistert und können sich mit dieser Lösung deutlich besser  anfreunden als mit einem Elektroantrieb.“ Die Energie dafür kommt in einer handelsüblichen Gas­flasche, die sich leicht wechseln lässt,  die Leistung steht einem Diesel in nichts nach, meint Stein, und es sei keine aufwendige Abgasreinigungsanlage notwendig. Ende Juli soll die Serien­produktion im deutschen Werk Zweibrücken starten: „Für heuer planen wir 250 Fahrzeuge“, sagt Stein

Neuer Vier-Tonnen-Dumper bei Wacker Neuson

Der neue Vier-Tonnen-Dumper von Wacker Neuson mit hydrostatischem Allradantrieb.
Gut läuft es auch bei einem der großen Kompakt­maschinenhersteller, der mit "made in ­Austria" punkten kann – Wacker Neuson: „Wir ­konnten unsere Marktposition im Jahr 2020 trotz der ­Coronavirus-Pandemie weiter stärken“, berichtet ­Wacker-Neuson-Geschäftsführer Christian ­Chudoba. Für das aktuelle Jahr ist er ebenfalls optimistisch. ­Wacker Neuson betreibt neun Niederlassungen in Österreich: „Durch unser flächendeckendes Filialnetz entstehen für unsere Kunden sehr kurze Wege- und Interventionszeiten.“ In allen Niederlassungen gibt es auch die Möglichkeit, Produkte aus dem Angebot des Unternehmens zu mieten. Der Mietpark umfasst rund 2.000 Klein- und Mittelgeräte bis 15 Tonnen Einsatzgewicht.Heuer neu auf den Markt gebracht wurde der Vier-Tonnen-­Dumper DW40. Er ist mit einem hydrostatischen Allradantrieb ausgestattet, was ­Gangwechsel erspart. Drei weitere Novitäten gibt es mit den Ketten­baggern ET42 und ET58 sowie dem Zero-Tail-Bagger EZ50. Stärker als alle anderen Anbieter engagiert sich Wacker Neuson im Bereich Zero Emission. Das Portfolio umfasst ein Innenrüttlersystem zur Betonverdichtung, jeweils drei Akkustampfer- und drei Akkuplattenmodelle, Radlader, Ketten- und Raddumper, einen Bagger, der zusätzlich zum Dieselmotor durch ein elektrohydraulisches Aggregat betrieben werden kann, sowie einen vollelektrischen Zero-Tail-­Minibagger. Die Nachfrage wachse ständig, berichtet ­Chudoba. Die Zero-Emission-Maschinen werden nicht mehr allein bei Einsätzen in Innenräumen oder bei Nachtbaustellen eingesetzt. In der ­Wiener Innenstadt etwa wurde kürzlich fast das gesamte E-Programm genützt, um eine Baustelle nahezu ohne Emissionen und ohne Lärm zu betreiben.

Auch bei Zeppelin viel Neues im Kompaktbereich

Minibagger von Cat.

Auch die ganz großen Hersteller ­haben kleine Maschinen im Programm – die ebenfalls Besonderes können, wie Dominik Dam, Leiter Neumaschinen & Product Management bei ­Zeppelin, betont: „Wir sind stolz auf die jüngste Generation unserer Minibagger, die eine ganze Reihe von Neuer­ungen bieten.“ So sind sie mit Cat-Motoren ausgestattet. Es gibt einen innovativen und intuitiv zu ­bedienenden LCD-Monitor. „Einzigartig ist auch unsere Joystick-Lenkung“, sagt Dam. Zum Fahrerkomfort trage die Überdruckkabine mit sehr guter Abdichtung bei, die für einen staubfreien Arbeitsplatz sorgt. Als Option gibt es gegen einen geringen Aufpreis für ­Minibagger eine Klimaanlage: „Diese ­Lösung ist sehr gefragt, immer mehr Kunden erkennen den Mehrwert“, so Dam.

Die Kompakten von Komatsu sind auf Lang­lebigkeit ausgerichtet und gehören zu den kraftstoff­effizientesten ihrer Klasse. 

Stefan Kuhn, Komatsu-Repräsentant

Kraftstoffeffiziente Kompakte

Komatsu-Repräsentant Kuhn aus Salzburg sieht sich als Full-Liner, der ein komplettes Programm bieten will, und deshalb sind die Kompaktmaschinen dort ebenfalls ein wichtiger Teil des Angebots. „Wir punkten auch in diesem Marktsegment mit den ­Stärken von Komatsu“, meint Stefan Kuhn. So seien die Kompakten der japanischen Marke auf Lang­lebigkeit ausgerichtet und gehören zu den kraftstoff­effizientesten ihrer Klasse. Bestes Beispiel dafür sei der neue PC88MR-11, sagt Kuhn. Die Maschine ist mit einem EU-Stufe-V-konformen Motor (mit DPF, aber ohne SCR-Modul) ausgestattet, biete erstklassigen Fahrerkomfort, smarte Sicherheitsfunktionen, intuitive, ergonomische Bedienelemente, hohe Leistung, optimiertes Bedienverhalten, gesteigerte Wartungsfreundlichkeit, eine bewährte Abgasnachbehandlung und den größten Umfang an Standardausrüstungen auf dem Markt, argumentiert der Hersteller. Ein Plus sei auch der geringe Heckschwenkradius. Bei der Digitalisierung sind Komatsu und Kuhn bei den Kompakten natürlich ebenfalls vorn mit dabei: Schon im Vorjahr wurde auf einer Baustelle im Burgenland ein Komatsu-­Midibagger mit Topcon-3D-Steuerung eingesetzt. 

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