Baukrise

Einbruch am deutschen Dachziegelmarkt

Dachziegel
22.09.2023

Die Krise am Bau greift um sich – und trifft den deutschen Dachziegelmarkt aktuell besonders schwer. Creaton musste Ende Juli auch das letzte von sechs Dachziegelwerken abschalten und die Mitarbeiter*innen in Kurzarbeit schicken. Im Herbst rechnet man mit einer langsamen Entspannung der Lage.

Sebastian Dresse, Geschäftsführer von Creaton
Creaton Geschäftsführer Sebastian Dresse

"Der Marktrückgang in der Baubranche ist verursacht durch die energiepreisgetriebene Inflation und die extrem schnelle Zinserhöhung auf den Finanzmärkten. Diese ungünstigen Rahmenbedingungen haben zu einer Negativentwicklung geführt", kommentiert Dr. Sebastian Dresse, Geschäftsführer von Creaton die aktuelle Lage.
Das schon schwierige Marktumfeld wurde noch durch Sondereffekte im Steildachmarkt überlagert, wie er erklärt: "Inzwischen wissen wir, dass insbesondere im letzten Quartal 2022 aufgrund der Verfügbarkeitsprobleme im Sommer eine überdurchschnittliche Bevorratung im Handel und erstmals auch im Handwerk stattgefunden hat. Diese Bestände mussten zunächst abgebaut werden und diese Phase hielt sehr lange an, da nach unseren Informationen die meisten Händler sogar überdurchschnittlich viel Bestand abgebaut haben."

Einziger Lichtblick für den deutschen Dachziegelhersteller Creaton ist derzeit der Geschäftsbereich Photovoltaik. Die Dachziegelproduktion musste im Sommer mangels Nachfrage gestoppt werden.
Einziger Lichtblick für den deutschen Dachziegelhersteller Creaton ist derzeit der Geschäftsbereich Photovoltaik. Die Dachziegelproduktion musste im Sommer mangels Nachfrage gestoppt werden.

Mengenrückgang von bis zu 50 Prozent

Dieser aus Marktrückgang und Bestandsverschiebungen resultierende Rückgang bei der Nachfrage nach Tondachziegeln mit einem regionalen Mengenrückgang von bis zu 50 Prozent im Vergleich zu den Vorjahren hat zu einem massiven Aufbau der Lagerbestände an nahezu allen Produktionsstandorten von Creaton geführt. "Dies hat zur Folge, dass wir fast alle Dachziegelproduktionen anhalten, die Öfen abschalten und Kurzarbeit anmelden mussten", so Dresse. Eine Normalisierung der Marktsituation erwartet man nun im Herbst.
Einziger Lichtblick ist der Geschäftsbereich Photovoltaik, der nach wie vor gut läuft. Auch die Dachsteinfertigung am Standort Neuburg produziert weiter. "Wir sehen erste Zeichen für eine Verbesserung der Situation und beginnen nun im September wieder nach und nach mit dem Anfahren der Werke", erklärt der Creaton Geschäftsführer.

Wie sieht es am österreichischen Dachziegelmarkt aus?

"Wir haben in den meisten unserer Werke die Kapazitäten angepasst, das heißt, wir produzieren nicht mehr auf 100 Prozent Leistung. Unseren Fokus legen wir weiterhin auf die kontinuierliche Entwicklung von nachhaltigen und regionalen Systemlösungen für Wand, Dach und Fassade. Innovationen im Bereich Re-Use, Dematerialisierung oder Photovoltaik werden weiter vorangetrieben", so die Antwort von Wienerberger auf unsere Nachfrage.

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