SKILLSAUSTRIA
Chancen ergreifen und nutzen
Die Vorbereitungen für die EuroSkills 2023 in Polen – Start ist am 5. September in der Hafenstadt Danzig – sind gestartet. Das Team Austria traf sich vor kurzem zum Kennenlernen beim ersten Team-Treffen im Wifi Linz. Hier waren auch zwei Tischler aus der Steiermark dabei, die für Österreich an den Start gehen: Zum einen ist das Bautischler Johannes Sommer von Sommer Stiegenbau, unterstützt von Experte Wolfgang Fank. Sommer – im internationalen Sprachgebrauch vertritt er den Beruf "Joinery" – profitierte bei den Ausscheidungsbewerben im Rahmen der letzten Staatsmeisterschaften von seinem Ehrgeiz und seiner Zielstrebigkeit und auch bei den Europameisterschaften lautet sein Motto "Aufgeben gibt es nicht!" Überhaupt liegt ihm das Tischlern quasi im Blut: Nachdem er die Ausbildung zum Landschaftsfacharbeiter an der Fachschule für Land- und Forstwirtschaft (LSF) Kirchberg absolvierte, durchlief er die Ausbildung zum Tischlereitechniker in der Firma seines Vaters. Nach den Competitions steht die Meisterausbildung an, und "irgendwann" die Weiterführung des Familienbetriebs. Für die Möbeltischler nimmt Jürgen Perhofer von der Tischlerei Zottler teil. An seiner Seite als Experte fungiert Tischlermeister Leo Moser, der 1997 bei den WorldSkills in St. Gallen die Bronzemedaille gewann.
Österreichische Ausscheidung
Nach den EuroSkills steht dann wieder Österreich im Fokus und der Reigen beginnt von vorne: Sind doch die AustrianSkills die "Ausscheidungskämpfe" für die für die WorldSkills 2024 in Lyon in Frankreich und die EuroSkills 2025 in Herning, Dänemark. Die heurigen heimischen Meisterschaften werden gemäß dem Zwei-Jahres-Rhythmus im Herbst 2023 im Rahmen von Berufsinformationsmessen ausgetragen: Vom 4. bis 7. Oktober 2023 im Messezentrum Wels und vom 23. bis 26. November 2023 im Messezentrum Salzburg. Die Aufteilung, welcher Beruf wo antreten wird sowie das detaillierte Programm werden derzeit festgelegt.
Gemeinsames Antreten
Fest steht, dass die Bau- und Möbeltischler*innen wieder in einer Gruppe antreten. Um beiden Ansprüchen gerecht zu werden, wird von den Verantwortlichen ein "gemischtes Stück" ausgesucht. Die Erst- und Zweitplatzierten lösen ein Ticket für die Berufs-WM, die Plätze drei und vier dürfen an der EM teilnehmen. Da es bei den internationalen Bewerben wieder getrennte Bewerbe für Bau- und Möbeltischlerei gibt, wird mit den Kandidat*innen und Betreuer*innen passend zu den Interessen und Qualifikationen gemeinsam entschieden, wer wo antritt.
Keine Selbstläufer
Zur Erinnerung: Bei den letzten EuroSkills 2021 in Graz gewann Möbeltischler Andreas Kaindlbauer die Silbermedaille, Bautischler Alexander Peinhopf holte eine "Medaillon for Excellence". Und auch bei der Berufs-WM 2022 waren die österreichischen Jungtischler im Oktober in Basel erfolgreich: Bautischler Wolfgang Ramminger holte Bronze, Möbeltischler Udo Gnadenberger belegte den starken elften Platz. Diese kontinuierlichen Erfolge zeigen, wie wichtig eine fundierte und praxisorientierte Lehrausbildung ist – und welche unterschiedlichen Türen sie aufmachen kann. Denn die Aufmerksamkeit, die der Beruf, die Teilnehmenden und die Unternehmen, die die Kandidat*innen stellen, in der Öffentlichkeit generieren können, ist viel wert. Allerdings bedarf es hier doch einiger Anstrengungen, Selbstläufer sind die Bewerbe nicht.
Aufruf zur Teilnahme
"Es ist nicht einfach, Kandidat*innen zu finden", sagt Klaus Fruhmann. Der steirische Landeslehrlingswart engagiert sich stark in Sachen Wettbewerben und weiß, wovon er spricht – gewann er doch bei den WorldSkills 1997 in St. Gallen die Goldmedaille bei den Möbeltischlern. "Und auch, wenn ich mich als Steirer über die vielen Teilnehmenden aus meinem Bundesland freue, wäre eine breitere Streuung gut – auch, um den Werbewert solcher Bewerbe besser nützen zu können." Für Fruhmann ist die Lehrabschlussprüfungen (LAP) die beste Möglichkeit zu akquirieren: "Dort bekommt man einen ersten Eindruck des praktischen Könnens und kann die jungen Gesellen und Gesellinnen fragen, ob sie Lust auf eine Teilnahme haben. Am einfachsten geschieht das über den Vorsitzenden der LAP-Kommission. So habe ich zum Beispiel auch den Kontakt zum heurigen Teilnehmer Jürgen Perhofer hergestellt", erzählt er. Eine weitere Möglichkeit für die Kandidat*innengewinnung bietet sich bei den Landeslehrlingswettbewerben und dem Bundeslehrlingswettbewerb. Übrigens: Sbwohl sie ein gutes Training sind, sind diese Bewerbe keine Voraussetzung für die AustrianSkills (siehe Kasten).
Werbung auf allen Ebenen
"Natürlich ist es für alle Beteiligten aufwändig, sich bei den Wettbewerben – auf welcher Ebene auch immer – zu engagieren", ist sich Fruhmann bewusst. Allerdings seien die positiven Effekte so vielfältig, "wenn man sie entsprechend zu nutzen weiß. Und ich setze mich dafür ein, damit das noch viel stärker im Bewusstsein der Tischlerbranche verankert wird." Daher sei es auch wichtig, die Arbeitgeber*innen anzusprechen. Denn nur, wenn der ganze Betrieb dahinter steht, können im Endeffekt alle von dem besonderen "Spirit" profitieren. So ließen sich schon die Erfolge bei den Turnusbewerben sehr gut für ein regionales Marketing – z. B. durch die Veröffentlichung eines Fotos und der Ergebnisse in der Gemeindezeitung oder in einem Bezirksblatt – nutzen. Diese kleinen Schritten motivieren Lehrlinge und Mitarbeiter*innen, zudem sind sie Kund*innen- und Mitarbeiter*innenwerbung in einem – eine klare Win-win-Situation also. "Jeder freut sich über eine öffentliche Anerkennung seiner Leistung und jede Werbung für unseren Beruf ist Goldes wert, egal in welcher Größenordnung", ist Klaus Fruhmann überzeugt und führt noch einen "schönen Nebeneffekt" der Wettbewerbe ins Treffen: Aus den Teilnahmen entwickeln sich sowohl berufliche als auch private Netzwerke, es kommen Fachgespräche zustande und es entstehen Freundschaften über die Generationen.
Jetzt für die AustrianSkills bewerben
Zugelassen sind berufstätige Absolventinnen und Absolventen einer Lehrausbildung, berufsbildender mittlerer und höherer Schulen sowie von FHs bis zu einem Alter von 25 Jahren. Die Skills-Bewerbe richten sich an fertig ausgebildete, junge Erwachsene. An einer Teilnahme Interessierte können sich an ihre Landesinnung wenden, sich aber auch selbständig über die Webseite von Skills Austria anmelden. Hier finden sich auch alle Infos zu den Voraussetzungen sowie Musteraufgaben. Für spezielle Fragen stehen zudem die Experten Leo Moser und Wolfgang Fank zur Verfügung.