Marktausblick

Flaute an allen Fronten

Holzindustrie
05.06.2024

Von: Redaktion Tischler Journal
Einmal im Jahr zieht der Fachverband der Holzindustrie Österreichs ein Fazit über das abgelaufene Jahr, kommentiert das gegenwärtige und wagt einen Ausblick ins kommende. Dabei konnte Obmann Herbert Jöbstl heuer in keinem der drei Aspekte Frohbotschaften vermelden.
Produktionswert der Holzindustrie 2023
Produktionswert der Holzindustrie 2023

So hat die heimische Holzindustrie im Jahr 2023 einen Produktionswert von 9,74 Milliarden Euro erwirtschaftet. Das sind 18,5 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Der Außenhandelsüberschuss sank um 14,2 % auf 1,49 Milliarden Euro.

Vergleichsweise gering fiel hingegen der Rückgang in der Beschäftigung aus. "Nur" etwa 720 der insgesamt 27.400 Beschäftigten verloren ihren Job, das entspricht 2,6 Prozent. Die Anzahl der Auszubildenden stieg sogar von 819 im Jahr 2022 auf 826.

„Das kann aber nicht lange funktionieren“, gab Obmann-Stellvertreter Erlfried Taurer zu bedenken. „Wir müssen wieder Gewinne machen.“

16.000 Wohnungen weniger

Hauptursache des trüben Status Quo ist natürlich die Konjunkturflaute in der Baubranche. So gab es 2023 um 31 Prozent weniger Baugenehmigungen als im Jahr davor. Das bedeutet 16.000 Wohnungen weniger.

Auch das Geschäft mit privaten Krediten sei rückläufig, weil die Banken von der Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-VO)
dazu verpflichtet werden, Kreditausfallrisiken im Bereich privater Wohnimmobilienfinanzierungen zu minimieren. Zwar begrüße man seitens des Fachverbandes das von der Regierung beschlossene Wohnbaupaket.

„Es braucht aber auch die Umsetzung“, mahnt Obmann-Stellvertreter Andreas Ludwig ein. „Bis jetzt ist noch nichts davon am Markt angekommen.“

In Richtung Politik gibt es deshalb einige klare Forderungen. Etwa die Rückerstattung der Mehrwertsteuer für Baudienstleistungen und -materialien. Wünschenswert wäre auch ein Aussetzen der KIM-VO, solange die Zinsen hoch sind und die Immobilienpreise stagnieren.

Green Deal gefordert

Ein besonders schmerzhafter Dorn im Auge ist dem Fachverband die sogenannte „Entwaldungs-Verordnung“ (EUDR). Das Ansinnen, die globale Entwaldung aufzuhalten werde zwar unterstützt. Aber: „Das grundlegende Problem der EUDR ist, dass sie gemessen am Bürokratieaufwand keinen Mehrwert bringt“, so Obann Jöbstl. „Die EUDR gilt nicht nur für den Import in die EU, sondern zusätzlich für Herstellung und Handel innerhalb der EU. Die Entwaldung umfangreicher Flächen findet auf anderen Kontinenten statt, nicht in Österreich oder Europa.“

Die heimischen Betriebe würden sich aber ohnehin mit Holz aus Österreich oder den angrenzenden Nachbarländern versorgen. Vom nächsten EU-Parlament
und der neuen EU-Kommission erwartet sich der Fachverband einen „Green Deal mit der Wertschöpfungskette Holz“.

Eine positive Meldung gab es dann doch noch: So ist Österreich trotz des schwierigen Marktumfeldes nach wie vor der viertgrößte Produzent von Nadelschnittholz in Europa - mit einer Produktionsmenge von 9,4 Millionen m3.

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