Stühle

Weniger ist mehr

Holzmöbel
11.04.2022

Die Bau- und Möbeltischlerei Pühringer geht Wege abseits von etablierten Designtrends und setzt neue Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit und interdisziplinärer Produktentwicklung.
Tischlerei Pühringer / Robert Maybach

Mit dem Ausbruch der Pandemie wurde eine starke Sehnsucht nach Einfachheit spürbar – manche sprechen gar von einer zweiten Renaissance des Minimalismus. Er drückt ein Bestreben aus, Unwesentliches beiseitezulassen, um den Blick für das Wesentliche frei zu machen. Einem ganz ähnlichen Credo folgen auch die oberösterreichischen Bau- und Möbeltischler Harald und Klaus Pühringer, die den seit 1982 bestehenden Betrieb mit Dependancen in Freistadt und Reichenthal in zweiter Generation führen. Dabei haben die Brüder ihre ganz eigene Interpretation von Minimalismus.

Fruchtbare Zusammenarbeit

In dieser Hinsicht ist der Stuhl "Hockn" ein gutes Beispiel, da dieser den gestalterischen Anforderungen an ein puristisches Design idealerweise gerecht wird – und nicht nur das, wie Klaus Pühringer erläutert: "Hockn war das Ergebnis unserer ersten interdisziplinären Teamarbeit. Ursächlich hierfür war wiederum die Idee, neue gestalterische Wege zu gehen und unsere Kompetenzen als Tischler zu erweitern." Aus diesem Grund schlossen sich die Brüder Pühringer gemeinsam mit sechs anderen Tischlerbetrieben aus dem Mühlviertel zu dem Verband "Die Aufmöbler" zusammen. Im Zuge dessen bildete jede der sieben Tischlereien ein Projektteam mit Designern aus der Region aus, um an neuen Produkten zu arbeiten. "Wir haben uns mit dem Design-Duo March Gut zusammengetan. Hierdurch ist erst der Hockn und später eine ganze Möbelserie entstanden", so Pühringer.

Tischlerei Pühringer / Dietmar Tollerian

Qualität setzt sich durch

Nach dem Erfolgsprodukt "Hockn" und den Küchen- und Bar-"Hockas" entwickelte das Tischler-Design-Trio bald eine ganze Möbelserie aus Stühlen, Tischen, Beistelltischen und Kommoden. Dabei habe man anfangs noch auf einen Verkauf für den Zwischenhandel gesetzt – bald habe sich jedoch gezeigt, dass die Nachfrage vonseiten privater Kunden deutlich höher ist, sodass die Möbel heute nur mehr direkt bei den Tischlern bezogen werden können. "Dass wir nun hauptsächlich für Endverbraucher produzieren, war schlicht und ergreifend das Ergebnis von Angebot und Nachfrage."

Fokus aufs Wesentliche

Der Ideenreichtum von Designern ist oft groß – genauso groß erscheint da die Versuchung, sich in Details zu verlieren. Eine Gefahr, die Pühringer für sich und seinen Betrieb jedoch weniger sieht. Demnach falle es ihm nicht schwer, Wesentliches von Unwesentlichem zu trennen: "Ich bin Tischler und viel zu sehr Realist, als dass ich mich mit Nebensächlichkeiten aufhalte. Mir fällt es daher nicht schwer, auch mal einen Punkt zu setzen." Wenngleich es aktuell viele Ideen für eine neue Produktlinie gebe, werde man sich – auch in Anbetracht der angespannten ökonomischen Weltlage – vorrangig auf eine Überarbeitung der bestehenden Produkte fokussieren. "Pläne gibt es zuhauf, aber die Umsetzung ist immer eine Frage von Ressourcen. Deswegen wird es für uns in Zukunft vielmehr darum gehen, die bestehenden Produkte zu optimieren und gegebenenfalls um einzelne Stücke ergänzen."

Klaus und Harald Pühringer (v. l.)
Branchen
Tischlerei