Holz als Baustoff

Kein Holzbau ohne Stahlbeton

Holzbau
08.11.2023

Der Trend zu Holz als Baustoff ist ungebrochen stark. Der neue Geschäftsführer von proHolz Salzburg, Martin Winkler, ist davon überzeugt, dass Holzbau ohne Beton nicht funktionieren kann.
Holz-Beton-Hybridbauweise bei einem mehrgeschoßigen Wohnbau

Die Bauzeitung sprach mit dem studierten Forstwirt über Materialmix, die Stärken von Holz am Bau und große Projekte, die in Hybridbauweise errichtet wurden. Die im Zuge der ökosozialen Steuerreform eingeführte CO2-Bepreisung, die bis zum Jahr 2025 schrittweise auf 55 Euro pro Tonne steigen soll, trifft die Bauindustrie in Zeiten gestiegener Preise für Beton, Stahl usw. besonders hart. Allerdings nicht in dem gleichen Ausmaß, wenn auch Holz eingesetzt wird. Denn mit Holz ist klimaneutrales Bauen möglich und es ist der einzige Rohstoff, der CO2 speichert und daher von dieser Abgabe ausgenommen ist.

Ein Vorzeigeprojekt der proHolz in Hybridbauweise
Ein Vorzeigeprojekt der proHolz in Hybridbauweise: Die Bezirksbauernkammer Hallein

Herz aus Beton

Fundament und Keller eines Hauses müssen immer aus Stahl und Beton gebaut werden. „Bei mehrgeschoßigen Gebäuden, bei denen die Planung auch Holz als Baustoff vorsieht, geht die Tendenz ganz klar zur Hybridbauweise. Neben Fundament und Keller werden auch die tragenden Elemente, Liftschacht und Stiegenhaus aus Beton hergestellt. Je höher das Gebäude, desto mehr Beton braucht man zum Aussteifen. Das ist auch gut so, denn jeder Baustoff hat seine Vorteile“, so Winkler.

Vieles spricht für Holz

Es gibt auch noch weitere Pluspunkte von Holz, die von den Baumeistern geschätzt werden. „Für Aufstockungen im Zuge von Nachverdichtungen im Bestand ist Holz aufgrund seines Gewichtsvorteils gegenüber Stahlbeton die erste Wahl“, so der neue proHolz Geschäftsführer. Auch der hohe Vorfertigungs- und Präzisionsgrad von ganzen Gebäudeteilen, die guten Dämmeigenschaften sowie die Reduktion bzw. der Entfall von Trocknungszeiten werden von Winkler als weitere Vorteile, die sich auch auf die Rentabilität einer Baustelle auswirken, bezeichnet. Da die Komponenten fertig zur Baustelle geliefert werden, spart man sich auch viele Fachkräfte vor Ort.

Zweckmäßig kombinieren

Stahlbeton und Holz sinnvoll zusammen einsetzen ist auch für Baumeister Peter Ebster, Chef des gleichnamigen Bauunternehmens in Henndorf bei Salzburg und Bischofshofen, der richtige Weg.

Holzbau ist zehn Prozent teurer.

Bmst. DI Peter Ebster

Bmst. DI Peter Ebster im Porträt
Bmst. DI Peter Ebster

„Bauen mit Holz ist nach wie vor um etwa zehn Prozent teurer als ein reiner Betonbau. Das trifft auch auf Hybridbauten zu. Da hat die Wohnbauförderung aber schon reagiert“, so Ebster, der auch eine Zimmerei betreibt: „Neben anderen Vorteilen hat der Baustoff Holz noch einen weiteren Vorzug. Wie mir Brandexperten der Feuerwehr bestätigen, kann der Brandverlauf von Holz realistischer eingeschätzt werden als bei Stahl.“ Als Nachteile nennt der Baumeister die deutlich höhere Präzision bei der Herstellung der Anschlüsse im Holzbau. „Wenn die Anschlüsse nicht passen, dringt Wasser ein und es entsteht ein größerer Schaden als bei einem reinen Massivbau.“ Holz als Baustoff stößt aber auch an seine Grenzen. Insbesondere wenn es um große Spannweiten geht. „Das ist der größte Knackpunkt, wodurch man auch in hohe Preisregionen kommt. Je geringer die Spannweite, desto günstiger lässt sich Holzbau umsetzen. Über fünf Meter kommen wir in Dimensionen, die den Bau verteuern“, erklärt Winkler.    

Hybrid macht Schule

Zu den Projekten, auf die der neue proHolz Geschätsführer Martin Winkler besonders stolz ist, zählt die Bezirksbauernkammer Hallein. Das Gebäude ist die „Spitze“ einer Neubauserie der Landwirtschaftskammer Salzburg, die in Holzbauweise umgesetzt wurde. 560 Tonnen Holz wurden verbaut. Diese Menge Rohstoff wächst in sieben Stunden in Salzburgs Wäldern nach und bindet langfristig 560 Tonnen CO2. Besonders freut Winkler, dass speziell ländliche Wirtschaftsregionen vom Holzboom profitieren. So stammt das für den Bau der Bezirksbauernkammer verwendete Holz aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung im Umkreis von maximal 500 Kilometern.

Ohne Beton kein Holzbau.

DI Martin Winkler, proHolz-Geschäftsführer

DI Martin Winkler,  proHolz-Geschäftsführer
DI Martin Winkler, proHolz-Geschäftsführer

In Hybridbauweise wird derzeit eine Wohnanlage in Hallein errichtet. Die Gemeinnützige Salzburger Wohnbaugesellschaft hat die in den Nachkriegsjahren errichtete Neue Heimat Sieldung im Stadtteil Burgfried geschleift und baut hier eine neue Wohnanlage in Holz-Beton-Hybrid-Bauweise. Im ersten Bauabschnitt mit 67 Wohnungen wurden 700 Tonnen Holz verbaut, der letzte Bauabschnitt mit über 50 Wohnungen soll 2024 fertig gestellt werden.
Als Beispiel für ein gelungenes Nachverdichtungsprojekt im mehrgeschoßigen Wohnbau nennt Winkler die Aufstockung einer Wohnanlage im Salzburger Stadtteil Taxham der gemeinnützigen Wohnbauvereinigung „die salzburg“. Das im Jahr 1966 fertiggestellte Haus mit 56 Wohnungen wurde in Leichtbauweise mit vorgefertigten Holzmodulen aufgestockt. 22 neue geförderte Mietwohnungen konnten auf diese Weise ohne weiteren Verbrauch von Grund und Boden errichtet werden.

Holzpreis zuletzt rückläufig.

Wer mit Holz baut, baut teuer – so die Meinung vieler Häuslbauer, Bauträger und Architekten. Dieses Argument will Winkler aber nicht gelten lassen: „Wenn ein Gebäude in Holz geplant wird, geht das meistens auch mit einer teureren Ausstattung einher. Wenn man aber einen günstig gehaltenen mineralischen Bau mit einem ebensolchen Holzbau vergleicht, kommen wir auf die gleichen Preise. Die Holzpreise sind wieder deutlich gefallen und beispielsweise bei Brettsperrholzwänden wieder auf Vor-Corona-Niveau. Bei den gestiegenen Lohn- und Energiekosten tut das der holzverarbeitenden Industrie aber nicht gut.“ Den Rückgang führt der proHolz-Chef auf die Preisentwicklung auf den Weltmärkten und das im Zuge der Konjunkturabschwächung entstandene Überangebot zurück. Mittelfristig müsse der Holzpreis wieder steigen, denn auf diesem Niveau sei es für die Holzindustrie nicht mehr lukrativ.

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