Klimaschutz
Sanierungsrate auf 2,5 Prozent heben
Der kürzlich zu Ende gegangene Uno-Klimagipfel hat deutlich gezeigt, dass der bisherige Pfad der Dekarbonisierung von Gebäuden nicht reicht. Derzeit liegt die Sanierungsrate in Österreich bei 1,5 Prozent, das ist die Hälfte der im aktuellen Regierungsprogramm angepeilten drei Prozent. Vor diesem Hintergrund kam es zu einem Schulterschluss vom Klimaministerium und der Baustoffindustrie, um zu zeigen, dass das nationale Sanierungsziel nur gemeinsam und mit effektiven Maßnahmen erreicht werden kann. "Selten verbinden sich die Benefits für Klima und Wirtschaft so gut wie beim Sanieren", stellte Sektionschef Jürgen Schneider aus dem Klimaministerium fest. Er bezog sich auf eine bereits präsentierte Studie zur Gebäudesanierung in Österreich, die das IIBW gemeinsam mit dem Umweltbundesamt erstellt hat.
Sanierungen stagnieren
"Die Ergebnisse zeigen, dass Fördern allein zu wenig ist, um bei der Wohnhaussanierung in die Gänge zu kommen", analysierte Wolfgang Amann, Geschäftsführer des IIBW, die Studie. Es brauche darüber hinaus bau- und wohnrechtliche Regelungen, noch mehr Fachkräfte für alle Sanierungsphasen und viel Kommunikation. Schaffte man im geförderten Bereich vor zehn Jahren Spitzenwerte von 40.000 umfassend sanierten Wohnungen, waren es 2018 nur noch 13.000 – 2020 waren es nur unwesentlich mehr. Insgesamt sank die Sanierungsförderung der Länder zwischen 2009 und 2018 um mehr als zwei Drittel und legte seither nur geringfügig zu.
Auch die Zahl ungeförderter Generalsanierungen halbierte sich von jährlich 8.000 vor zehn Jahren auf zuletzt nur noch 4.000. Positiv: Die Einzelbauteilsanierungen nahmen deutlich zu – zuletzt waren es 110.000.
Amann zeigte sich jedoch optimistisch, was die Potenziale der Sanierung angeht: Es sei möglich, die Sanierungsrate bis 2025 um ein Prozentpunkt auf 2,5 Prozent zu heben. In den Jahren von 2005 bis 2012 wurden die Treibhausgasemissionen im Sektor Gebäude um ein Drittel gesenkt, das sind 4 Millionen Tonnen CO2. "Wir brauchen dieselbe Performance in den kommenden sieben Jahren. Was schon einmal ging, ist wieder möglich", so Amann.
Kompetenzzentren schaffen
Robert Schmid, Obmann des Fachverbands der Stein- und keramische Industrie, hakte ein: "Wir sehen ja, dass großes Interesse an Sanierungen besteht. Dieses Potenzial gilt es zu aktivieren." Schmid zeigte zudem auf, wie dies erreicht werden kann: "Die zur Verfügung gestellte Sanierungsförderung ist nur die Basis, im nächsten Schritt müssen weitere attraktive Anreize geschaffen werden." Dazu gehöre in erster Linie der Aufbau von Kompetenzzentren, als Anlaufstelle für Sanierungswillige. Zudem brauche es dringend eine breite Informationsoffensive in Richtung Endkonsumenten, damit die Fördergelder auch abgeholt werden.
Mehr Bundesförderungen
Zugleich sollen die Bundesförderungen aufgestockt werden, zusätzlich zu der Sanierungsoffensive 2021/2022. "Es wird 2022 und 2023 jeweils 90 Millionen Euro mehr für den Umstieg von fossilen auf klimafreundliche Heizsysteme geben, die Mittel für soziale Abfederung für einkommensschwache Haushalte werden ebenfalls 2022 und 2023 von jährlich 50 auf 90 Millionen Euro erhöht", geht Schneider ins Detail. "Dazu kommen 2022 zusätzlich 60 Millionen Euro für den mehrgeschoßigen Wohnbau." Zudem werden Sanierungen künftig steuerlich begünstigt. Insgesamt sehe das beschlossene Bundesfinanzrahmengesetz in Summe 1,64 Milliarden Euro für eine Sanierungsoffensive für die vier Jahre 2022 bis 2025 vor, so Schneider.
"Dass Menschen derzeit mit ihrer Bereitschaft und all dem Aufwand in Sachen Förderung alleingelassen werden, hemmt Wirtschaft und Klimaschutz", stellt Schmid abschließend fest, "umso mehr freuen wir uns über die gemeinsame Anstrengung von Politik und Wirtschaft, um alle Möglichkeiten in diesem Bereich anzukurbeln". (sm)