Treppenbau
Schrittmacher mit Herz
Wer früh auf Nischen setzt, kann sich in vielen Fällen nicht nur hohe Kompetenz, sondern auch eine treue Stammkundschaft aufbauen. Im Fall von Benjamin Rindlisbacher, der in zweiter Generation den gleichnamigen Betrieb im Kärntnerischen Mühldorf leitet, gar keine so einfache Sache, das mit der Stammkundschaft. Schließlich ist eine Treppe kein Produkt, das man nach einigen Jahren eventuell erneuert – wie zum Beispiel ein Möbelstück oder eine Küche. Wie gut, dass der Handwerksbetrieb mit 18 Mitarbeitenden voll auf Qualität setzt – und die spricht sich herum. Nicht ohne Grund ist der Stiegenmacher Rindlisbacher weit über das malerische Mölltal hinaus bekannt für innovative und hochwertige Lösungen, wenn es um den stabilen Weg in die Vertikale geht.
Leidenschaft Holz
1983 gegründet, setzte Benjamin Rindlisbachers Vater Kurt auf die Fertigung anspruchsvoller Möbelstücken. „Schon in der Lehrzeit war für mich klar, dass ich einen eigenen Betrieb gründen will“, erzählt er. Er investierte schon in jungen Jahren viel und steckt sein volles Herzblut ins Thema Holz. Eine damals stark florierende Möbelindustrie zwang ihn allerdings zur Neuorientierung – durch einen Kollegen kam er schließlich zum Treppenbau. Den Neustart hat er nie bereut: „Seit 41 Jahren sind wir Treppenbauer mit Leib und Seele.“ Seit 2008 unterstützt ihn sein Sohn Benjamin – obwohl er ein Mitarbeiten im Familienbetrieb ursprünglich nicht am Plan hatte: „Eigentlich habe ich nur ausgeholfen“, so Benjamin Rindlisbacher. Der 34-Jährige hat seine Ausbildung mit Schwerpunkt Holzwirtschaft am Holztechnikum Kuchl absolviert und wollte einen ganz anderen Weg einschlagen. „Als ich gemerkt habe, dass ich meine Leidenschaft zum kreativen Gestalten sowie meine Affinität zur Technik hier voll einbringen kann, war klar: ich bleibe.“ Seine Interessen voll ausleben, die Vielseitigkeit des Treppenbaus in allen Facetten in der Praxis erleben und an die Mitarbeitenden weitergeben – dafür leben die Rindlisbachers. Auch die Ausbildung der nächsten Generation an Treppenbau-Profis liegt ihnen am Herzen. „Teilweise haben wir bis zu fünf Lehrlinge gleichzeitig, derzeit sind es drei junge Menschen, die wir ausbilden – für unsere Betriebsgröße will das schon was heißen.“ Und während man mit Benjamin Rindlisbacher spricht, ahnt man schon, dass die meisten, die dort zu arbeiten beginnen, auch gerne bleiben: „Wir sind sehr stolz, dass die meisten Mitarbeitenden schon seit vielen Jahren mit uns an unserer Leidenschaft arbeiten“.
Schöne Stabilität
In den letzten 41 Jahren hat das Team rund um die beiden Kärntner so einige Projekte realisiert: „Im Juli 2021 habe ich zum letzten Mal gezählt. Da waren es über 6.000 Stiegen, die wir bisher gebaut haben“, so Benjamin Rindlisbacher. Dazu braucht es nicht nur viel gewachsenes Wissen, sondern auch technische Hilfsmittel. Zuerst werden die Treppenhäuser mittels moderner Lasertechnik vermessen und mit einem 3D-Programm geplant – bevor die CNC zum Einsatz kommt und das Massivholz auf die zukünftige Trittsicherheit vorbereitet. Das Spannende daran: Kein Projekt gleicht dem anderen. „Beim Treppenbau kann man wenig vordefinieren – das ist der große Unterschied zum klassischen Möbelbau.“ Jede Treppe wird zum Unikat und ist mit einem Serienprodukt nicht vergleichbar. Und weil eine solche in der Regel nicht so schnell zwei Mal verbaut wird und einen Wohnraum oft über mehrere Generationen verschönert, gilt es, bei der Planung ganz genau hinzuschauen. Da kommt es schon vor, dass zwischen vierzig und hundert Stunden investiert werden, bis die Grundzüge stehen und die Produktion beginnen kann. „Unser Ziel ist es, Treppenanlagen und Stiegenkonzepte zu realisieren, die in ihrer Anmutung und Materialbeschaffenheit nicht nur authentisch sind, sondern für viele Jahrzehnte funktional und stabil sind“, so Rindlisbacher. Apropos Stabilität: Neben Massivholz kommen noch viele andere Materialien zum Einsatz – von Glas über Metall bis hin zu komplexen und stabilen Klebstoffen, die heutzutage fast unsichtbare Befestigungen möglich machen. „Auch in architektonischer Hinsicht ist die Verbindung aus Purismus, Klarheit und Authentizität gefragt“, so der Spezialist weiter. „Klare Linien, wenig Bögen oder der Verzicht auf sichtbare Beschläge sind die Grundzüge der modernen Umsetzung eines Treppenkonzepts.“
Authentischer Werkstoff
Dabei werden immer wieder Bezüge zu anderen Materialien oder Bauteilen im Wohnraum geschaffen und aufgegriffen – so wird ein harmonisches Bild geschaffen. Und weil die Treppe schon aufgrund ihrer statischen Beschaffenheit eine spezielle Rolle in der Raumgestaltung spielt, gilt es hier, ganz genau vorzugehen – von der Planung bis zur Umsetzung vor Ort. So müsse eine Treppe zehn Jahre nach dem Verbau noch immer genau so stabil sein wie am ersten Tag. Auch scheinbar Unmögliches wird ab und an möglich gemacht: „Schwebende Stufen in eine instabile Steinwand zu integrieren scheint unmöglich. Wir haben es realisiert“, schildert Rindlisbacher. Auch die Authentizität des Werkstoffs ist immer wichtiger – in Optik und Haptik: Viele Kund*innen favorisieren natürliche Oberflächen und wollen Unregelmäßigkeiten im Holz sehen oder die Struktur des Holzes auf Schritt und Tritt spüren. Wenn möglich, werden heimische Hölzer wie Eiche, Nussbaum oder Kirsche verbaut, aber auch Esche oder Ahorn sind sehr beliebt; die Birke kommt je nach Verfügbarkeit sogar aus der Region. Kürzlich hat Rindlisbacher eine Treppe aus Altholz realisiert, auch die Kombination mit Rohstahl wird im Treppenbau immer beliebter. „Es ist genau diese Vielfalt, die unseren Beruf so lebendig macht. Ich mag es, wenn ein Material authentisch bleiben darf und so wenig wie möglich bearbeitet wird.“ Und weil eine schlau realisierte Treppe ein veritables Einrichtungshighlight sein kann, ist auch die passende Beleuchtung wesentlich. Deshalb kümmert sich Benjamin Rindlisbacher auch darum, die Treppen sprichwörtlich ins rechte Licht zu rücken – und raffiniert umgesetzt entwickeln sie damit eine Strahlkraft für Räume, die über viele Generationen erhalten bleibt.