Wirtschaftswachstum
Positive BIP-Prognosen für 2022 und 2023
Das vierte Quartal 2021 legte gegenüber dem gleichen Zeitraum 2020 um 5,4 Prozent zu. Das klingt im ersten Moment positiv, doch der Teufel steckt im Detail. Denn im Vergleich zum zweiten und dritten Quartal 2021 bremste sich die wirtschaftliche Dynamik im vierten Quartal ein. Der Rückgang betrug 2,2 Prozent. Nach einem Plus von 4,2 % (2. Quartal) und 3,8 % (3. Quartal) sackte die heimische Wirtschaftsleistung also durch den vorweihnachtlichen Lockdown und die ansteigenden Omikron-Infektionszahlen wieder deutlich ab. Auch die anhaltenden Lieferengpässe und hohe Rohstoffpreise trugen das Ihre dazu bei. So bekam die kräftige Konjunkturerholung im letzten Jahresviertel 2021 einen ordentlichen Dämpfer.
Besonders stark betroffen waren, wie bereits zuvor, vor allem die konsumnahen Dienstleistungsbereiche. Aber auch die Industrie- und Baukonjunktur verlor aufgrund der Lieferengpässe an Dynamik. Laut Wifo sank die Wertschöpfung der Industrie im vierten Quartal um 1,7 %, in der Bauwirtschaft gab es einen Rückgang von 1,4 %.
Kräftiges Wachstum für 2022
Insgesamt gesehen ist Österreich 2021 jedoch mit einem blauen Auge davon gekommen, denn im dritten Quartal 2021 lag das Bruttoinlandsprodukt bereits über dem Vorkrisenniveau. Und das Gesamtwachstum der heimischen Wirtschaft 2021 war mit 4,3 % (IHS) bzw. 4,1 % (Wifo) höher, als es die Experten zu Jahresbeginn noch erwartet hatten.
Das Institut für Höhere Studien (IHS) und das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) sehen daher positiv in die Zukunft. Beide gehen davon aus, dass sich der Aufschwung fortsetzen wird. Aufgrund der schrittweisen Auflösung der Hemmnisse wird für 2022 ein kräftiges Wachstum erwartet, wobei das Wifo mit einer BIP-Erwartung von 5,2 % etwas optimistischer ist, als das IHS, das 4,2 % prognostiziert.
Man geht davon aus, dass die Rohstoffpreise zwar noch bis weit ins Jahr hinein auf einem hohen Niveau bleiben werden. Sie dürften aber aufgrund des Nachlassens der weltweiten Nachfrage allmählich sinken. Auch die Lieferengpässe dürften sich im Jahresverlauf 2022 allmählich auflösen, wodurch Produktionseinschränkungen wegfallen und geplante Investitionen umgesetzt werden könnten. Das wäre vor allem ein positiver Impuls für den Aufschwung des verarbeitenden Gewerbes. Wie schnell sich die konsumnahen Dienstleistungen, und da vor allem der Tourismus, normalisieren, hängt von den Erfolgen bei der Bekämpfung des Coronavirus ab.
Inflation noch im Steigen
Laut Statistik Austria betrug die Inflationsrate im Oktober 2021 3,7 %, im November und Dezember 2021 4,3 %, getrieben durch die stark gestiegenen Energiepreise und Güterpreise. Im Jahresdurchschnitt ergab sich dadurch für 2021 eine Inflationsrate von 2,8 %, dem höchsten Wert seit zehn Jahren. Dieser Trend setzt sich derzeit noch fort. Nach der Schnellschätzung von Statistik Austria soll im Jänner 2022, aufgrund der steigenden Treibstoffpreise und der starken Preisschübe bei den Strom- und Gaspreisen, die Inflation 5,1 % betragen. Das ist der höchste Wert seit 1984.
Sowohl das IHS als auch das Wifo rechnen damit, dass die Inflation auch 2022 hoch bleiben wird. Durch den Wegfall von pandemiebedingten Preiseffekten und globalen Lieferkettenprobleme, die sich dämpfend auswirken, schätzt man für 2022 mit einer durchschnittlichen Inflationsrate von 2,8 %. Für 2023 wird ein Preisauftrieb von 1,9 % (IHS) bzw. 2,0 % (Wifo) angenommen, das heißt die Inflation sollte sich wieder dem Zielwert der Europäischen Zentralbank von 2 % annähern.
Moderates Wachstum für 2023
Nach Ansicht der Experten wird die österreichische Wirtschaft 2023 auf einen moderaten Wachstumskurs einschwenken, was aber auch schon in der zweiten Jahreshälfte 2022 stattfinden kann. In Zahlen ausgedrückt wird für 2023 ein Wirtschaftswachstum von 2,6 % (IHS) bzw. 2,5 % (Wifo) erwartet. Auch die Österreichische Nationalbank liegt für 2023 bei 2,6 %. Als einer der Wachstumstreiber sieht man den privaten Konsum, da die Sparquote aufgrund der Pandemie im Vorjahr auf 14,4 % geklettert ist. Bis Ende 2023 sollte die Konsumfreudigkeit den Spareifer wieder auf 8,8 % zurückdrängen, was den Privatkonsum stark ankurbeln würde. 2022 soll das Konsum-Wachstum laut IHS 5,1 % betragen, für 2023 sind 3,0 % prognostiziert.