Interview: Klare Worte

"Beton ist Teil der Lösung"

Interview
13.11.2024

Wolfgang Moser, kaufmännischer Geschäftsführer von Wopfinger Transportbeton, findet im Gespräch mit der Bauzeitung „Klare Worte“. Er spricht über die aktuelle Krise der Bauwirtschaft – und warum man dabei nicht den Blick auf die großen Zukunftsthemen vergessen sollte.
Wolfgang Moser, kaufmännischer Geschäftsführer Wopfinger Transportbeton
Wolfgang Moser, kaufmännischer Geschäftsführer Wopfinger Transportbeton.

Wolfgang Moser über die aktuelle Situation der Bauwirtschaft und das Geschäft von Wopfinger Transportbeton:
Die Bauwirtschaft befindet sich in einer Rezession. Vor allem der Wohnbau steckt in der Krise. Das ist keine Erfindung der Medien, sondern eine Tatsache. Für die Branche war der Übergang von der Überhitzung der Baukonjunktur 2021 hin zum Einbruch im Jahr 2024 sehr rasch – ein Absturz von himmlischen Höhen in biblische Tiefen. Wir sind als einer der großen Betonhersteller in Ostösterreich von dieser Entwicklung natürlich betroffen. Das darf man nicht schönreden. Und das machen wir auch nicht.

Gegen die Gießkanne

Wann es wieder aufwärts geht – und was er vom Einsatz der Gießkanne hält:
Es wird wieder aufwärtsgehen, wenn die Rahmenbedingungen passen. Wann das genau sein wird, ist schwer vorherzusagen. Immerhin – es gibt erste positive Entwicklungen: Ich denke hier an die schrittweisen Zinssenkungen. Die Energiekosten sind gesunken, die Inflation hat sich stabilisiert, und durch die KV-Erhöhungen ist das persönliche Einkommen der Menschen gestiegen. Das ist alles noch kein Anlass, um euphorisch optimistisch zu sein. Aber es sind erste Schritte in die richtige Richtung. Jetzt sollte die öffentliche Hand gezielte Maßnahmen setzen, um die Konjunktur anzukurbeln. Das Wort „gezielt“ halte ich dabei für entscheidend: Diese Maßnahmen sollten nicht überbordend sein, sondern gut dosiert und treffsicher. Der allzu großzügige Einsatz der Gießkanne würde nur neue Probleme und Abhängigkeiten schaffen. Man sollte die freie Wirtschaft arbeiten lassen. 

Welche Meinung er zu engen Korsetten und allzu strengen Vorgaben hat:
Ich halte wenig davon, die Unternehmen und Bauherren zu sehr einzuengen. Die KIM-Verordnung ist ein Beispiel dafür. Der Kreditnehmer sollte selbst entscheiden können, welchen Prozentsatz seines monatlichen Einkommens er für die Kreditrate verwenden möchte. Der eine weniger, der andere mehr. Ein anderes Beispiel sind die überbordenden Normen und Verordnungen im Bauwesen. Vorschriften sind wichtig – keine Frage: Aber das Ausmaß der Vorschriften hat auch dazu beigetragen, dass das Bauen teuer geworden ist. Man kann sich im Detail schon fragen, ob alles notwendig ist, was vorgeschrieben wird. Ich begrüße daher den Vorstoß des Baugewerbes eine Bauklasse E, wie es sie in Deutschland schon gibt, auch in Österreich einzuführen.

Warum er sich derzeit nicht nur mit der Bewältigung der Krise beschäftigt:
Der Umgang mit der schwierigen Marktsituation ist natürlich wichtig. Hier geht unter anderem darum, die Kosten im Griff zu haben. Aber wir dürfen dabei nicht den Blick auf die großen Zukunftsthemen verlieren – allen voran die Nachhaltigkeit und die Digitalisierung. Für den Erfolg unserer Branche und unseres Unternehmens ist es zentral, dass wir uns diesen Themen stellen. Und das machen wir.

Worauf der stolz ist …
Wir sind stolz darauf, dass wir die Entwicklungen erkannt haben und mit Nachdruck an neuen Lösungen arbeiten. Wir sind bei der Digitalisierung in der Branche ganz vorne mit dabei – Stichwort: elektronischer Lieferschein & Bestellung – und bei der Nachhaltigkeit ebenfalls: Wir arbeiten an der Reduktion des CO₂-Fußabdrucks – Stichwort: Ökobetone – und an Konzepten für die Kreislaufwirtschaft. Und wir sind eine der ersten Transportbetonhersteller in Österreich, die das CSC-Gold-Zertifikat erhalten haben.

… und warum die Branche besser kommunizieren muss:
Wir müssen den Bauherren und der Politik besser verdeutlichen, dass Beton nicht das Problem ist, sondern ein Teil der Lösung. Jeder Baustoff hat seine Berechtigung. Für die Verdichtung des Wohnraums ist Beton zum Beispiel ideal geeignet. Es liegt an uns, den Bauherren transparente Daten zum CO₂-Fußabdruck und Recycling-Anteil unserer Produkte zur Verfügung zu stellen. Damit helfen wir, einen objektiven Rahmen bei der Ausschreibung von nachhaltigen Projekten zu schaffen.

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